„Seine Beine waren in Stücke gerissen”
Jäger tötet Bärenmutter – jetzt steht er vor Gericht

War es Selbstverteidigung oder ein Verbrechen?
Es sollte ein normaler Jagdausflug werden. Doch für den französischen Jäger André R. (heute 81) endet er mit blutigen Verletzungen – und einer Anklage vor Gericht.
Angriff in den Pyrenäen – Jäger kämpft ums Überleben
Bereits im November 2021 zieht R. mit einer Gruppe Jägern in die Pyrenäen, um Wildschweine zu jagen. Doch plötzlich steht er einer Bärenmutter und ihren beiden Jungen gegenüber. Die Bärin attackiert ihn brutal, reißt ihn zu Boden und schleift ihn meterweit mit. „Seine Beine wurden in Stücke gerissen, sein Wadenbein brach, eine Oberschenkelarterie wurde aufgeschlitzt”, berichtet der Vorsitzende der lokalen Jagdvereinigung Jean-Luc Fernandez laut AD.nl.
Um sein Leben zu retten, greift André R. zum Gewehr und feuert zwei Schüsse ab – die Bärenmutter stirbt schließlich. Doch jetzt, drei Jahre später, steht er wegen „Tötung einer geschützten Tierart” vor Gericht.
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Umweltverbände fordern „Ersatzbären”
Hintergrund: Bären sind in den Pyrenäen streng geschützt, ihre Jagd ist verboten. Im Département Ariège, dem Gebiet, wo R. schoss, war Jagen untersagt. Ob Notwehr oder nicht – der Jäger hätte dort gar nicht sein dürfen. Neben André R. müssen sich 15 weitere Jäger verantworten, weil sie sich in der verbotenen Zone aufgehalten haben sollen.
Französische Umweltverbände fordern Konsequenzen – und sogar einen „Ersatzbären” als Ausgleich für das getötete Tier. „Wir sind nicht gegen die Jagd. Aber es gibt eben Regeln. Und Bären sind gefährdet. Wenn eine Bärin getötet wird, die somit Junge bekommen kann, ist dies schwerwiegend und schädlich”, erklärt Julie Rover, die im Namen von zwölf Umwelt- und Tierschutzorganisationen vor Gericht spricht.
Die Verteidigung plädiert auf Notwehr. „Er hatte keine Wahl – es war entweder er oder die Bärin!”, sagte Jagdpräsident Jean-Luc Fernandez vor Gericht.
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Der ewige Kampf: Mensch vs. Natur
In den 90ern starteten die französischen Behörden ein Bärenschutzprogramm: Bären aus Slowenien wurden in den Pyrenäen ausgesetzt, um die bedrohte Art zu erhalten. Doch nicht alle sind davon begeistert, denn immer wieder reißen die Raubtiere Schafe, was zu Konflikten mit den hiesigen Bauern und Jägern führt.
Das Urteil für André R. und seine Kumpanen wird in den kommenden Tagen erwartet. (kra)