Forscher macht radikalen VorschlagFührerschein für Männer erst ab 26 Jahren?

Extreme Raserei, extreme Maßnahmen: Fahrzeugbeschlagnahme bei Tempoüberschreitung in Österreich.
Raser sind ein Problem auf deutschen Straßen. Meistens sind die Fahrer männlich, so der Soziologe. (Symbolbild)
Robert Michael/dpa

Ob es im Kampf gegen Raser hilft?
Oft sind es Männer, die auf der Straße über die Stränge schlagen. Erst kürzlich raste etwa ein junger Mann mit 200 km/h über die Stadtautobahn in Berlin, erlaubt sind dort 80 km/h. Ein Forscher schlägt jetzt vor: Führerschein für Männer? Erst ab 26, bitte!

„Das sind alles Männer”

Immer wieder passieren sie: Furchtbare Unfälle mit Toten und Schwerverletzten, weil ein Autofahrer – oder auch mehrere – meinen, dass ein Tempolimit maximal eine Empfehlung sei. Und oft ist es dieselbe Gruppe von Menschen, die dann am Steuer sitzt: Männer. Eine Lösung: den Führerschein gibt es für die erst mit 26! Diesen radikalen Vorschlag macht der Soziologe und Verkehrsforscher Prof. Dr. Andreas Knie von der TU Berlin. „Das sind alles Männer“, sagt er über die vielen Raser in der Berliner Verkehrsszene dem RBB. Die meisten seien zwischen 20 und 26 Jahren alt.

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Andere Forscher und Leute aus dem Justizwesen stimmen zu: Dass es meistens Männer sind, die im Verkehr über die Straße schlagen, sagte er vor wenigen Monaten auch Berlins Oberamtsanwalt Andreas Winkelmann zur Süddeutschen Zeitung. Über 97 Prozent der Raser seien Männer zwischen 18 und 30. Auch Verkehrspsychologe Richard Tank sagte bereits im vergangenen Jahr zum SWR, Raser seien meist „junge Männer aus reichen Familien“. Sie hätten oft ein kleines Selbstwertgefühl, litten unter fehlender Anerkennung.

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„Da stecken alte archaische Strukturen dahinter und ein längst veralteter Männlichkeitswahn“, führt Knie im RBB-Interview weiter aus. Dazu komme ein „Reiz des Verbotenen“.

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Regelung wie beim Motorrad?

Die Polizei begegnet dem zurzeit mit Strafen, etwa hohen Bußgeldern, Punkten in Flensburg, eingezogenen Führerscheinen. Auch die Justiz hat reagiert. Kommt es zu einem Unfall oder gar einem Todesfall, wenn Autofahrer sich ein Rennen liefern – auch, wenn sie allein fahren – dann können sogar Mordanklagen im Raum stehen. Doch viele scheint das nicht abzuschrecken. Daher hat Knie einen radikalen Vorschlag: „Wenn die Unfälle durch Raserei nicht abnehmen, muss darüber gesprochen werden, ob Männer erst mit der Vollendung des 26. Lebensjahres einen Führerschein bekommen sollten.“

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Der Forscher macht allerdings noch einen alternativen Vorschlag: Statt den Autoführerschein für alle Modelle gleichzeitig zu vergeben, könnten jungen Fahrern Beschränkungen auferlegt werden – wie bei einem Motorradführerschein. Denn da gibt es Einschränkungen bei der Leistung der Maschinen und der Höchstgeschwindigkeit. Ohne Einschränkungen darf ein Motorrad erst gefahren werden, wenn man entweder 20 Jahre alt ist und den Führerschein schon zwei Jahre hat oder mit der Vollendung des 24. Lebensjahres.

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Das gilt dann aber für beide Geschlechter: Männer und Frauen. Allerdings gibt es zurzeit keine Bestrebungen in der Politik, die Gegebenheiten an dieser Stelle zu ändern. Es muss also kein 18-Jähriger Angst haben, dass er womöglich seinen heiß ersehnten Lappen nicht bekommt. An das Tempolimit sollte sich trotzdem jeder Autofahrer halten. Im eigenen Sinne – aber auch im Sinne anderer Menschen. (eon)