Normalerweise schneidet er damit seine Äpfel

Steriles Skalpell? Fehlanzeige! Chirurg operiert mit Schweizer Taschenmesser

Der Medizinische Dienst stellte im vergangenen Jahr in rund 2700 Fällen fehlerbedingte Schäden nach Behanldungen fest.
Mit einem Schweizer Taschenmesser, mit dem er sonst Äpfel schneidet, hat ein Chirurg in England operiert. (Symbolbild)
Frank Molter/dpa

Operation à la MacGyver!
Es musste schnell gehen, angeblich war in der Hektik kein Skalpell zu finden. Da griff ein Chirurg in England zu einem anderen Gerät. Es ist nicht der erste Vorfall an der Klinik, der Fragen aufwirft.

Mit dem Taschenmesser in den OP

Ein Chirurg einer Klinik in der südenglischen Stadt Brighton setzt auf unkonventionelle Methoden: Statt eines sterilen Skalpells benutzt er ein Schweizer Taschenmesser zur Operation. Der Arzt habe einen Brustkorb mit dem Messer geöffnet, berichtet die BBC. Die Patientin oder der Patient überlebte die ungewöhnliche Operation.

In einer Mitteilung der Klinik ist von einem Notfall die Rede. Es habe sich um einen dringenden Eingriff gehandelt, und der Arzt habe kein steriles Skalpell gefunden. Die Rettung: Sein Schweizer Taschenmesser, mit dem er normalerweise Äpfel schneidet!

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England: Klinik in der Kritik

Zugleich betont das Krankenhaus, das Vorgehen des Chirurgen habe „nicht dem üblichen Vorgehen entsprochen und wäre nicht notwendig gewesen”. Wie BBC berichtet, würden Ärzte-Kollegen das Verhalten „fragwürdig” finden. Sie seien internen Unterlagen zufolge überrascht gewesen, dass der Arzt angeblich kein Skalpell finden konnte.

„Es überrascht und entsetzt mich”, sagte Graeme Poston, ein Sachverständiger für klinische Fahrlässigkeit, dem öffentlich-rechtlichen Sender. „Erstens ist ein Taschenmesser nicht steril. Zweitens ist es kein Operationsinstrument. Und drittens muss die gesamte Ausrüstung vorhanden gewesen sein.”

Die Klinik steht bereits wegen zahlreicher anderer Vorfälle in der Kritik. Die Polizei untersucht bereits mindestens 105 Fälle mutmaßlicher ärztlicher Fahrlässigkeit bei dem Krankenhaus-Betreiber und prüft sogar die Erhebung von Totschlagsanklagen. Laut BBC geht es um mehrere vermeidbare Todesfälle bei Operationen sowie um ein „Klima der Angst”. Nach der ungewöhnlichen Taschenmesser-OP dürfte der Druck auf den britischen Gesundheitsdienst NHS nun erheblich zunehmen. (kra)