Ihre Kinder starben bei einem Taylor-Swift-Tanzkurs Eltern der Southport-Mordopfer: „Wir haben an diesem Tag alles verloren”

Die Polizei veröffentlichte diese Fotos der toten Mädchen mit Einverständnis von deren Eltern
Die Polizei veröffentlichte diese Fotos von Elsie (l.), Alice (m.) und Bebe (r.) mit Einverständnis von deren Eltern
reuters

Die Morde an ihren Mädchen schockierten die ganze Welt.
Es ist die Horrorvorstellung für Eltern: Ein Mann dringt in einen geschützten Raum ihrer Kinder ein und sticht um sich, mordet. Wie soll das Leben danach weitergehen? Eine Untersuchung der Southport Morde an Kindern bei einem Taylor-Swift-Tanzkurs gibt Einblick.

Das Leben nach den Southport-Morden: Eltern kämpfen für Veränderungen

Wer versucht, sich vorzustellen, das eigene Kind bei einem Amoklauf zu verlieren, erschrickt schon beim ersten Gedanken daran. Im englischen Liverpool berichteten in diesen Tagen die Eltern dreier kleiner Mädchen öffentlich von ihrem Leben danach - weil sie dafür kämpfen, dass so etwas nie wieder passiert. Die Aufarbeitung der Southport-Morde, die eng vom Königshaus begleitet wird, soll dem Verlust wenigstens einen Sinn verleihen.

„Keine Erklärung, kein Bericht, keine Entschuldigung“ werde ihre Tochter jemals zurückbringen, sagte die Mutter von Bebe. Das Kind ist sechs Jahre alt, als vor gut einem Jahr ein junger Mann in einen Taylor-Swift-Tanzkurs eindringt und mit einem Messer um sich sticht. Bebe, die siebenjährige Elsie und die neunjährige Alice sterben. „Diese Untersuchung“, sagt Bebes Mutter nun, solle nicht zu „einer weiteren reinen Formalität werden“.

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Jetzt besuchten Prinz William und seine Frau, Prinzessin Kate, die Schule, auf die eines der Mädchen gegangen war. Das Paar wurde von den Schülern bejubelt, der Nachrichtenagentur PA zufolge sprachen William und Kate eine halbe Stunde lang im Privaten mit den Eltern des ermordeten Mädchens.

Das britische Thronfolger-Paar William und Kate (r.) beim Besuch einer Schule in Southport
Das britische Thronfolger-Paar William und Kate (r.) beim Besuch einer Schule in Southport
picture Alliance / Phil Noble / Avalon

An diesem „schrecklichen Tag“ habe sich das Leben vieler Menschen verändert, sagt Prinz William bei dem Besuch. Die Betroffenen würden „niemals vergessen werden”», sichert er ihnen zu. Es war der zweite Besuch des Thronfolger-Paares in Southport, im vergangenen Jahr war es der erste offizielle gemeinsame Auftritt nach Kates Chemotherapie.

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„Sie hätte es verdient, zu leben”

Die Tat am 29. Juni 2024 hat Menschen weit über Großbritannien hinaus erschüttert. Der Mörder, der noch acht weitere Kinder und zwei Erwachsene verletzte, war mit 17 Jahren fast selbst noch ein Kind, er wurde zu mindestens 52 Jahren Haft verurteilt. Die öffentliche „Southport Inquiry“, die Untersuchung der Tat, wurde eröffnet, um die Umstände des Angriffs und die Ereignisse, die dazu geführt haben, zu untersuchen. Das klingt formalistisch, doch die Anhörungen sind teils extrem emotional.

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Zur Wort kamen bislang neben den Eltern der Opfer auch weitere Betroffene - etwa die Tanzlehrerinnen - und an den Ermittlungen beteiligte Behörden, wie die Nachrichtenagentur PA aus dem Saal berichtet. Auch die Eltern des Täters werden gehört. Das Format ist in dieser Öffentlichkeit schwierig mit der Aufarbeitung von Verbrechen in Deutschland zu vergleichen.

Öffentliche Mahnwache zum Gedenken an die Opfer und Überlebenden des Anschlags von Southport
Öffentliche Mahnwache zum Gedenken an die Opfer und Überlebenden des Anschlags von Southport (Archivfoto, 29. Oktober 2024)
picture alliance / empics | James Speakman

Es müsse eine echte Veränderung herbeigeführt werden, sagte Bebes Mutter, damit «kein anderes Kind, keine andere Schwester, keine andere Familie jemals das erleiden muss», was ihre Familie erlitten habe. „Ihr Name war Bebe“, sagte sie. „Sie war gerade einmal sechs Jahre alt. Und sie hätte so viel mehr verdient. Sie hätte es verdient, zu leben.“

Elsies Mutter erzählte von dem „Alptraum“, jede Nacht an einem leeren Bett vorbeizugehen. Der Alptraum ende nicht, sagte sie. „Wir haben an diesem Tag alles verloren. Und ich muss verstehen, wie es dazu gekommen ist.“

Versagten die Behörden?

Die Untersuchung soll noch bis maximal Anfang 2026 andauern, die Erkenntnisse werden dann dem Innenministerium übergeben. Dass auch Behördenversagen beim Tathergang eine Rolle spielte, war schon im Gerichtsverfahren gegen den Täter offensichtlich geworden.

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In seiner Jugend war der heute 18-jährige Täter den Behörden mehrfach auch wegen seiner Neigung zu Gewalt aufgefallen. Dreimal wurde er im Alter von 13 und 14 Jahren an das Präventionsprojekt gegen Extremismus („Prevent“) verwiesen - Konsequenzen hatte das nicht. Er werde nicht zulassen, dass von einem Behördenversagen abgelenkt werde, hatte Premierminister Keir Starmer damals gesagt, er versprach eine Reihe an Maßnahmen.

„Das hätte in einer sicheren und gerechten Gesellschaft niemals passieren dürfen, das darf nicht passieren”, sagte die Mutter von Elsie während der Untersuchung. Niemals sollten Eltern „diesen Schmerz empfinden müssen“. (dpa)