Nach Dating-App-FalleIllegaler TikTok-Trend „Pädo-Klatschen” – fünf Männer festgenommen

Rund 1,3 Millionen Kinder und Jugendliche in Deutschland haben laut einer Studie bei sozialen Medien ein problematisches bis pathologisches Nutzungsverhalten. (Foto Illustration)
Ermittler prüfen einen möglichen Bezug zu Videos auf der Plattform TikTok. (Symbolbild)
Alicia Windzio/dpa

Sie locken mit vermeintlichen Dates – und schlagen zu.
Die Polizei hat am Montagabend südlich von Hamburg fünf junge Männer festgenommen. Sie sollen sich mit mutmaßlichen Pädophilen getroffen und diese dann teils schwer verletzt haben. Nicht der erste Vorfall dieser Art. Hängt die Selbstjustiz mit einem illegalen TikTok-Trend zusammen?

Social-Media-Trend zur Selbstjustiz

Das prüfen die Ermittler zumindest, so dpa. Den Angaben zufolge könnte ein Bezug zu Videos auf der Plattform bestehen, die mit dem Stichwort „Pädo-Klatschen” verbreitet werden. Darin soll zu sehen sein, wie mutmaßlich pädophile Menschen öffentlich konfrontiert und teilweise körperlich angegriffen werden.

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Dieses Vorgehen wird auch den nun festgenommenen Männern vorgeworfen. Die Tatverdächtigen im Alter von 19 bis 21 Jahren sollen ihre Opfer bei Dating-Apps ausgesucht und sich unter einem Vorwand mit ihnen verabredet haben, teilen die Staatsanwaltschaft Stade und die Polizei Harburg der dpa mit.

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„Kein Beitrag zur Gerechtigkeit”

Am Montagabend werden die fünf Männer im Zuge eines weiteren Treffens in Buchholz in der Nordheide festgenommen. Auf Eilanordnung der Staatsanwaltschaft werden außerdem die Wohnungen der Tatverdächtigen durchsucht, berichtet dpa.

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Lüneburgs Polizeipräsidentin Kathrin Schuol sagt dazu in einer Mitteilung: „Unsere Aufgabe ist es, rechtsstaatliche Verfahren zu sichern. Aktionen wie das sogenannte Pädo-Klatschen sind kein Beitrag zur Gerechtigkeit, sondern gefährden Ermittlungen und stellen nicht zu akzeptierende Selbstjustiz dar.”

Weitere Festnahmen in Bayern und Hessen

Die Fälle von Selbstjustiz gegen mutmaßliche Pädophile häufen sich. Erst in der vergangenen Woche haben vor dem Landgericht Aschaffenburg in Bayern fünf junge Männer zum Auftakt eines Prozesses gestanden, ältere Männer in Sex-Fallen gelockt und sie ausgeraubt zu haben. Auch sie suchten sich ihre Opfer im Internet.

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Vor drei Wochen nimmt die Polizei in Frankfurt/Main einen 23-Jährigen fest, der laut Staatsanwaltschaft zusammen mit weiteren Verdächtigen Männer über eine Dating-Plattform in eine Falle gelockt, ausgeraubt und gedroht haben soll, Bekannten zu erzählen, dass sie pädophil seien. (okr mit dpa)