Rachefeldzug eskaliert

Teenie-Gruppe wollten Pädophile jagen – jetzt sitzen sie auf der Anklagebank

Der Prozess fand in Bielefeld statt.
Der Prozess fand in Bielefeld statt.
RTL
von Julian Schlauch und Fabian Klein

Ihre Selbstjustiz bringt sie nun auf die Anklagebank.
Über die sozialen Medien nehmen acht 14- bis 20-Jährige Kontakt zu pädophilen Männern auf, geben sich als elfjähriges Mädchen aus und vereinbaren ein Treffen. Dann schnappt die Falle zu. Die selbst ernannten Pedo-Hunter verprügeln die Männer brutal. Nun steht die Gruppe vor Gericht.

Gericht veruteilt angeklagte „Pedo-Hunter”

Während der Verhandlung vor dem Jugendschöffengericht in Bielefeld sollen die drei Mädchen im Alter von 14 bis 16 Jahren sowie die fünf jungen Männer im Alter von 15 bis 20 Jahren einen beschämten, reumütigen Eindruck hinterlassen haben, beschreibt die Neue Westfälische aus dem Gerichtssaal. Am Donnerstag wird ein Urteil gegen vier der Beteiligten gesprochen, zuvor wurde das Verfahren gegen die verbliebenen Mitglieder der Gruppe eingestellt. Sie seien „nur am Rand des Geschehens beteiligt gewesen“, erklärt Lars Herzog, Pressesprecher des Landgerichts Bielefeld.

Pressesprecher Lars Herzog im RTL-Interview.
Pressesprecher Lars Herzog im RTL-Interview.
RTL

Gegen vier der acht Angeklagten wurde das Verfahren eingestellt. Die anderen wurden nun verurteilt. Nach RTL-Informationen werden die zwei Hauptangeklagten zu einer zweijährigen Jugendstrafe, die auf Bewährung ausgesetzt wird, sowie einem dreiwöchigen Dauerarrest verurteilt. Die anderen beiden Täter kommen glimpflicher davon, müssen 80 Sozialstunden ableisten.

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Sein Mandant sei „erleichtert, dass das alles vorbei ist“, erzählt einer der Anwälte im RTL-Interview. Laut WDR hätten sich die Angeklagten vor Gericht bei ihren Opfern für die brutalen Taten entschuldigt. Mithilfe der App Snapchat verabredet sich die Gruppe mit Männern aus Büren (NRW) und Baden-Baden (Baden-Württemberg). Während die mutmaßlich Pädophilen mit einem Date mit einer Elfjährigen rechneten, bereiteten sich die Täter auf einen Akt der Gewalt und Demütigung vor.

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Gruppe verprügelte zwei Männer brutal

Im ersten Fall soll ein Teil der Gruppe den 64-jährigen Bürener, der auch Nacktfotos verschickt habe, minutenlang in einem Bielefelder Waldstück verprügelt und beleidigt haben. Die Jugendlichen nehmen die Tat auf, zwingen ihr Opfer, sich wiederholt vor der Kamera zu entschuldigen, ehe sie den verletzten Mann gehen lassen.

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Noch brutaler schlagen die Pädophilen-Jäger, die sich für ihre Selbstjustiz auf der Plattform TikTok inspirieren lassen haben, am 31. Juli 2024 zu. Dem 27-Jährigen aus Baden-Baden drücken die Täter neben den Prügel-Attacken und Peinigungen auch noch eine Zigarette am Nacken aus, schreibt die Tageszeitung.

Während das Verfahren gegen die „Pedo-Hunter” nun beendet ist, könnten die Opfer künftig ebenso auf der Anklagebank landen. Gegen die beiden Männer wird laut Neuer Westfälischer wegen mutmaßlich sexuell motivierter Anbahnung eines Treffens mit einer vermeintlich Minderjährigen ermittelt.