Urteil im Berufungsprozess in FrankreichGerechtigkeit für Gisèle Pelicot – Vergewaltiger muss zehn Jahre in Haft

Gisele Pelicot im Dezember 2024 beim Prozess in  Avignon
Im Berufungsprozess um die Französin Gisèle Pelicot ist ein Urteil gefallen (Archivbild)
Copyright 2024 The Associated Press. All rights reserved

Hoffentlich kann sie jetzt mit ihrer Vergangenheit abschließen.
51 Männer wurden verurteilt, weil sie Gisèle Pelicot vergewaltigt haben, während sie betäubt war. Einer dieser Männer wollte sein Urteil nicht hinnehmen und ging in Berufung. Das Gericht in Nîmes verhandelte nun erneut über die Strafe des 44-Jährigen. Bei jedem einzelnen Verhandlungstag war die mutige 72-Jährige anwesend. Nun hat das Gericht erneut eine Entscheidung gefällt: Der Mann muss statt neun sogar zehn Jahre in Haft

Husamettin D. ging gegen das Urteil im Vergewaltigungsfall Gisèle Pelicot in Berufung

In dem aufsehenerregenden Prozess wurden im Dezember 2024 insgesamt 51 Männer verurteilt. Gisèle Pelicots Ex-Mann Dominique erhielt damals die Höchststrafe von 20 Jahren Haft. Er hatte gestanden, seine ehemalige Frau über fast zehn Jahre hinweg immer wieder mit Medikamenten betäubt, missbraucht und von Fremden vergewaltigen lassen zu haben.

Die 50 weiteren angeklagten Männer wurden zumeist wegen Vergewaltigung zu Haftstrafen zwischen drei und 15 Jahren verurteilt. Zunächst wollten 17 der verurteilten Männer in Berufung gehen – 16 von ihnen entschieden sich dann doch dagegen. Einzig Husamettin D. wollte seine neunjährige Haftstrafe nicht akzeptieren und legte Berufung ein.

Lese-Tipp: Gisèle Pelicot greift Angeklagten an – „Wie konnten Sie das tun – mit einer leblosen Frau?”

Husamettin D. geht gegen das Urteil im Vergewaltigungsprozess in Berufung
Husamettin D. geht gegen das Urteil im Vergewaltigungsprozess in Berufung
privat

Er behauptete im Berufungsprozess im südfranzösischen Nîmes, von Dominique Pelicot getäuscht worden und davon überzeugt gewesen zu sein, an einem einvernehmlichen Sexspiel teilzunehmen. „Mein Mandant hat seine Position nicht geändert. Er bestreitet weiterhin, eine Vergewaltigung begangen zu haben”, erklärte Jean-Marc Darrigade, der den Mann in erster Instanz noch nicht verteidigt hatte, vor Gericht. „Er gibt zu, in dieser Nacht zu ihnen nach Hause gegangen zu sein – aber im Rahmen eines ausschweifenden Plans, den ihm das Paar vorgeschlagen hatte.”

Lese-Tipp: Kein Kontakt mehr zur Mutter! Bruch zwischen Gisèle Pelicot und Tochter Caroline

Erst als er Gisèle Pelicot schnarchen hörte, habe Husamettin D. bemerkt, dass alles anders war als gedacht. „Er bestreitet, an diesem Abend die Absicht gehabt zu haben, jemanden zu vergewaltigen”, so der Anwalt.

Video-Tipp: Gisèle Pelicot wieder in der Öffentlichkeit

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Gisèle Pelicot greift Angeklagten an

Das wollte Gisèle Pelicot nicht auf sich sitzen lassen. Sie griff den Angeklagten im Zeugenstand scharf an: „Wie konnten Sie das tun – mit einer leblosen Frau und dann auch noch ohne Kondom?”, fragte die 72-Jährige am Strafgericht im südfranzösischen Nîmes. „Ich kenne diesen Herren nicht, habe ihn nie gesehen”, sagte sie über Husamettin D. „Ich habe ihn zum ersten Mal auf den Videos gesehen, wie er mich vergewaltigt. Und es ist eine Vergewaltigung.”

Das sah das Gericht offenbar ähnlich und legt für den Mann sogar noch ein Jahr Haft drauf. (jve)

Verwendete Quellen: dpa, afp, eigene RTL-Rercherchen