Trauer nach Amoklauf in Graz mit elf Toten

„Ich denke nur darüber nach, wie schlimm es für die anderen Eltern ist”

von Yannick Seeber, Christof Lang, Natascha Größ und Anke Jonschker

Sie waren stundenlang in Ungewissheit.
Nach dem Amoklauf eines 21-Jährigen an einem Gymnasium am Dienstag (10. Juni) in Graz mit zehn Todesopfern, sind Trauer und Entsetzen groß. Über die stundenlange Ungewissheit, was mit ihren Kindern passiert ist - die Mutter eines betroffenen Schülers gibt RTL Einblicke in ihre Gefühlswelt. Oben im Video.

„Jetzt möchte ich nur für ihn da sein”

Stundenlange Ungewissheit zerrt an den Nerven der Angehörigen. Die Nachricht des Amoklaufs an der BORG Dreierschützengasse im österreichischen Graz hat sich schnell verbreitet. Panisch laufen Eltern zur Schule. Doch es dauert Stunden, bis für sie klar ist, wie es ihren Kindern geht. Wer überlebt hat und wer nicht.

Eine der betroffenen Mütter erzählt: „Wenn man da zu Hause sitzt und nicht weiß, ob man sicher ist oder nicht. Also das war ganz schlimm. Und jetzt denke ich eigentlich nur darüber nach, wie schlimm es für die anderen Eltern ist.”

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Schüler wirft sich auf den Boden und stellt sich tot

Ein Kriseninterventionsteam war mit mehr als 40 Mitarbeitern vor Ort und kümmerte sich um die Angehörigen. Insbesondere, wenn feststand, dass sie ihre Kinder nicht mehr lebend wiedersehen würden. Aber auch um die Kinder, die den Horror direkt miterleben mussten.

Der Vater eines Schülers der Schule sprach mit Reportern des Senders Puls24. Sein Sohn habe berichtet, dass der Täter in seinem Klassenzimmer schoss. Sein Sohn habe sich nach eigenen Angaben auf den Boden geworfen und tot gestellt. Er sei unverletzt geblieben. Sein zweiter Sohn sei erst nicht zu erreichen gewesen, berichtete der Vater, dem mehrfach die Stimme brach. Er habe sich dann aber unversehrt aus der Halle gemeldet, in die die überlebenden und nicht verletzten Schüler gebracht worden waren.

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Abschiedsbrief ohne Hinweis auf Motiv

In der Zwischenzeit bestätigte die Polizei, dass der Amokschütze einen Abschiedsbrief hinterlassen habe. Die Behörden haben ein in analoger und digitaler Form vorliegendes Dokument sichergestellt, sagte der Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, Franz Ruf, im ORF-Fernsehen. Das Schreiben gebe aber keinen Hinweis auf das Motiv des Schützen.

Video-Tipp: Entsetzen nach Amoklauf in Graz

Am Dienstagmorgen war ein ehemaliger Schüler mit zwei Waffen in das Grazer Gymnasium gestürmt und tötete zehn Menschen und sich selbst. Der 21-Jährige kam aus der Umgebung und besaß die Waffen legal. (mit dpa)

Hier findet ihr Hilfe in schwierigen Situationen

Solltet ihr selbst von Suizidgedanken betroffen sein, sucht euch bitte umgehend Hilfe. Versucht, mit anderen Menschen darüber zu sprechen! Das können Freunde oder Verwandte sein. Es gibt aber auch die Möglichkeit, anonym mit anderen Menschen über eure Gedanken zu sprechen. Das geht telefonisch, im Chat, per Mail oder persönlich.

Wenn ihr schnell Hilfe braucht, dann findet ihr unter der kostenlosen Telefon-Hotline 0800-1110111 oder 0800-1110222 Menschen, die euch Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen können.