Wilma ist ein Pfändungsopfer

Stadt verkaufte kranken Mops – Besitzerin bleibt auf Tierarztkosten sitzen

von Luisa Vollmert, Valerio Magno und Eva Johanna Onkels

Streit um Mops endet in Runde zwei.
Hundedame Wilma ist mopsfidel. Zumindest auf den ersten Blick. Doch auf den Zweiten sieht es leider gar nicht mehr so gut aus. Die Hündin ist krank – und deshalb zog Besitzerin Michaela Jordan zum zweiten Mal vor das Gericht. Das Urteil dürfte nicht allen gefallen.

Stadt-Mitarbeiter behauptet, Hündin sein geimpft

Denn die Klage wird zurückgewiesen. Zusätzlich zu den Tierarztkosten trägt Michaela Jordan auch die Kosten dieses Prozesses. Doch worum geht es eigentlich? Die Geschichte von Mops Wilma, damals noch Edda, beginnt schon 2018 und nimmt rasant Fahrt auf. Der Hund wird ein Pfändungsopfer. Weil ihre Besitzerfamilie Schulden hat, kommt das Tier in den Besitz der Stadt Ahlen. Ein Mitarbeiter der Stadt verkauft den Hund schließlich über einen Privataccount bei Ebay-Kleinanzeigen weiter an Michaela Jordan. Die Hündin sei gechippt, geimpft und kerngesund, heißt es in der Anzeige. Doch ganz gesund ist die Hündin nicht, wie Michaela Jordan später von der Tierärztin erfährt.

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Nicht nur fehlen bei der Hündin die Impfungen, das Tier hat auch eine Augenerkrankung. Emma droht zu erblinden. Aufkommen soll für diese ganzen gesundheitlichen Baustellen Michaela Jordan. Das will die neue Mopsbesitzerin aber nicht hinnehmen, zieht 2019 vor Gericht. 2023 fällt dann ein erstes Urteil: Michaela Jordan bekommt das Geld für die Impfungen und eine Behandlung gegen eingewachsene Wimpern zurück, 236 Euro. Den Rest der Kosten muss sie selbst tragen. Und die können noch richtig hoch werden. Geschätzt werden für die Lebenszeit des Hundes anfallende Arztkosten in Höhe von gut 20.000 Euro.

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Augensalbe für 80 Euro pro Monat

Michaela Jordan reicht das nicht. „Ich möchte so gerne, dass ich recht bekomme, dass ich beweisen kann, dass die Stadt Ahlen was falsch gemacht hat. Die haben mir definitiv einen Hund verkauft, der krank ist, und die wussten davon“, sagt sie. Sie geht in Berufung – und Wilma wird erneut Thema vor dem Oberlandesgericht Hamm. Wenn auch nicht persönlich, in den Saal rein darf die mittlerweile circa siebenjährige Hündin nicht. Aber bis zur Tür kommt sie, sieht gesund und munter aus. Michaela Jordan sagt zu RTL, dass es der Hündin seit der Behandlung deutlich besser gehe. Dennoch: Es summiert sich. Denn wegen ihrer Augentrockenheit braucht die Mopsdame jeden Tag zweimal eine Augensalbe. 40 Euro kostet eine Tube, benötigt werden zwei im Monat.

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Im Prozess kommt zur Sprache, dass die Stadt damals angeboten habe, das Tier zurückzunehmen. „Das lehnte Michaela Jordan ab, mit der Begründung, der Hund solle nicht die Familie wechseln“, fasst der Richter zusammen. Der Stadt sei, so sagt es deren Anwalt, immer daran interessiert gewesen, die Angelegenheit „im Sinne des Tierwohls zu regeln.“ Der Richter versucht es mit einem Kompromiss - 3.000 Euro. Die Stadt Ahlen bietet 2.500 Euro an. Michaela Jordan und ihr Anwalt wollen mindestens 4.000 Euro herausschlagen. Es kommt zu keinem Kompromiss – und damit bekommt Wilmas Besitzerin keinen Cent. Eine Revision gegen dieses Urteil ist nicht mehr möglich.

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Möpse gelten als Qualzucht

Möpse gelten als Qualzuchten. Das stellte auch im ersten Prozess schon ein Gutachter fest, machte deutlich, dass es eigentlich keine gesunden Möpse gebe und man damit rechnen müsse, ein krankes Tier zu kaufen, schreibt das Portal wbs.legal. Auch Tierschutzvereine in ganz Deutschland berichten über die schweren Krankheiten, von denen Möpse ihr Leben lang gezeichnet sind. Die wenigsten von ihnen sind wirklich gesund. Es steht also zu erwarten, dass bei aller Liebe für den Mops, Wilma ein teures Unterfangen bleibt.