Erst natürlich, dann per Notkaiserschnitt
Zweimal geboren! Wie Ärzte das Leben von Baby Samuel retteten

Eigentlich verläuft die Schwangerschaft von Ruth Wambui Piller unkompliziert – bis zur Geburt, bei der die Mutter mit einem Mal nicht nur um das Leben ihres Kindes bangen muss, sondern auch um ihr eigenes.
Erst ist noch alles in Ordnung - dann setzen mit einem Mal die Wehen ein!
Als Piller vergangenen Mittwoch in die Donauklinik Neu-Ulm fährt, scheint noch alles in Ordnung zu sein. Sie ist hochschwanger, steht kurz vor der Geburt, doch ihr Baby liegt in der Steißlage, wie es in einer Pressemeldung der Kreisspitalstiftung Weißenhorn heißt. Köpfchen oben, die Füße unten.
Normalerweise wird ein Kind zuerst mit dem Kopf geboren, liegt es in der Steißlage, wird es mit dem Popo zuerst geboren oder, was häufiger vorkommt, per Kaiserschnitt geholt. Um das zu vermeiden, kann vor der Geburt versucht werden, das Kind noch im Bauch der Mutter zu drehen. Das versuchen die Ärzte auch bei Piller mit der sogenannten „äußeren Wendung“. Dabei wird versucht, das Kind mit den Händen in die richtige Position zu massieren.
Laut dem Klinikum sei das bei Piller auch zu „65 Prozent“ gelungen. Die Schwangere fährt wieder nach Hause, wo sie in der Nacht einen Blasensprung bekommt. Kurze Zeit später setzen die Wehen ein. Doch so schnell wie Baby Samuel auf die Welt kommen will, können die werdenden Eltern gar nicht fahren: Bereits auf dem Klinikparkplatz sind die Füßchen des Babys zu sehen!
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Lebensbedrohliche Situation: Baby Samuel steckt fest!
Bis die Familie im Kreißsaal ankommt, ist Klein-Samuel bereits zur Hälfte geboren, nur noch der Kopf und die Arme fehlen, doch die stecken im Geburtskanal fest. Innerhalb von Sekunden entsteht für Mutter und Kind eine lebensbedrohliche Situation, denn würden die Arme noch auf natürlichem Wege geboren werden, ohne dass der Kopf folgt, könnte das Baby ersticken.
„Jetzt konnte nur noch der Notkaiserschnitt helfen, durch den nur fünf Minuten später ein Knabe entbunden werden konnte“, heißt es in der Pressemeldung. Baby Samuel sei somit eigentlich „zweimal geboren“ worden, zunächst auf natürlichem Weg durch die Scheide, dann durch den Bauchschnitt.
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Zwar seien Mutter und Kind nach der strapaziösen Geburt erschöpft, erholen sich laut dem Krankenhaus aber gut. „Tief beeindruckt hat uns trotz Todesangst und Sorge um ihr Kind die ruhige Mitarbeit der Gebärenden“, so der Chefarzt der Abteilung, Dr. Andreas Reich.
Und wie war das bei Ihnen?
Mama Piller ist überglücklich, ihren Samuel gesund und unversehrt in den Armen halten zu können. Sie kommt ursprünglich aus Kenia und weiß um die Risiken einer Steißgeburt: In ihrer Heimat hat eine solche Geburt oft noch den Tod des Kindes, manchmal sogar den der Mutter zur Folge. Dazu ist es hier – dank des Einsatzes der Ärzte und der Willensstärke von Piller – zum Glück nicht gekommen. (jbü)