Asiatische Winterspiele 2029 in Saudi-ArabienWinterspiele in der Wüste? Sven Hannawald: Boykottiert den Wahnsinn!

Slalom mit Sicht auf das Rote Meer? Biathlon in der Bergwüste? Für Skisprung-Legende Sven Hannawald klingt das völlig verrückt. Er hält nichts von den umstrittenen Asiatischen Winterspielen 2029 in Saudi-Arabien – und fordert eine Reaktion der Sportler.

Sportler sollen den Winterspielen fernbleiben

ARCHIV - 07.11.2013, Bayern, Garmisch-Patenkirchen: Der frühere Skispringer Sven Hannawald steht auf der obersten Plattform der Skisprungschanze. Der frühere Vierschanzentournee-Sieger ist ein klarer Befürworter einer Skisprung-Tournee für Frauen. Die Einführung des Schanzenspektakels sei «ein absolutes Muss», sagte der 46-Jährige am Sonntag (03.01.2021) in der ARD. Foto: Peter Kneffel/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Sven Hannawald
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Ex-Skisprungstar Sven Hannawald hielt die Meldung zunächst für einen schlechten Scherz. Nun kritisiert er die Vergabe der asiatischen Winterspiele 2029 nach Saudi-Arabien scharf. „Allererster Gedanke war: Schnell in den Kalender gucken, ob es gerade April ist – und zwar der erste“, sagte Hannawald im Interview bei „RTL“. „Die Meldung nimmt man nicht ernst.“

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Alle Sportler ruft der heutige TV-Experte dazu auf, den Spielen fernzubleiben. „Ich hoffe natürlich, dass selbst wenn die (Winterspiele, Anm. d. Red.) dahingegeben werden, dass so wenig wie möglich europäische oder allgemein Sportler dahin gehen“, sagte Hannawald. „Ich wäre auch nach Peking nicht gereist und würde das auch definitiv boykottieren.“

Projekt verschlingt irrsinnig viel Kohle

Hannawald begründet seine negative Haltung vor allem mit Problemen für die Umwelt. Er sagte: „Du kannst da nicht mehr hingehen mit freiem Gewissen. Da geht es nicht mehr um den Sport, sondern es geht um etwas Größeres, was uns alle – jeden Einzelnen auf dem ganzen Erdball – dann auch betrifft.“

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Die Spiele sollen im Berggebiet „Trojena“ stattfinden, das Teil einer futuristischen Planstadt mit dem Namen „Neom“ ist. Bisher stehen erst wenige Gebäude des geschätzt 500 Milliarden Dollar teuren Projekts, das mitten in der Wüste entstehen soll. Trojena, 50 Kilometer von der Küste entfernt, liegt in einer Höhe von 1500 bis 2600 Meter. Im Winter fallen die Temperaturen zwar zeitweise auf den Gefrierpunkt, die Gegend ist allerdings staubtrocken. Wenngleich alle Schnee-Wettbewerbe auf Kunstschnee ausgetragen werden müssen, soll die Energie zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen stammen. Trojena war der einzige Kandidat für die Spiele 2029.

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Die Kritik ist groß

Auch von anderen Seiten ist die Vergabe höchst umstritten. So war der internationale Ski-Verband FIS offenbar nicht eingeweiht. „Ich bin überrascht, wir wussten nichts“, sagte Generalsekretär Michel Vion. Auch das Internationale Olympische Komitee (IOC) wurde bei der Entscheidung weder „konsultiert“ noch war es „in den Entscheidungsprozess eingebunden“, wie ein Verbandssprecher mitteilte.

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Andere ehemalige Sportler können es ebenfalls nicht fassen. „Es ist wirklich erschreckend. Man hat anscheinend nichts gelernt“, sagte die deutsche Ski-Legende Markus Wasmeier. „Es ist einfach der Wahnsinn, wie man es schafft, so ein Thema noch als nachhaltig zu betrachten.“ Ex-Skirennläufer Felix Neureuther nannte die Pläne schlicht einen „Wahnsinn“. (jlu/sid)