Sorte, Alter, Profiltiefe: Das sollten Autofahrer wissenDarauf muss man bei Winterreifen achten

Zum Themendienst-Bericht "Auto/Winter/Reifen/KORR/" von Thomas Geigervom 26. Dezember: Mehr Griff auf glatten Grund - immer mehr Autofahrer montieren während der kalten Jahreszeit Winterreifen. (Honorarfreie Veröffentlichung nur für gms-Themendienst-Bezieher mit dem Quellenhinweis "Continental/gms") Foto: Continental
Frische Sohlen für Eis und Schnee - die neuen Winterreifen

Draußen wird es kalt und nass? Ein untrügliches Zeichen dafür, dass bald die Winterreifen aufgezogen werden sollten. Seit 2010 ist eine wintergerechte Bereifung gesetzlich vorgeschrieben, wenn winterliche Straßenverhältnisse herrschen - also bei Glatteis, Schneeglätte, Schneematsch, Eis- oder Reifglätte.

Kein festes Startdatum für Winterbereifung

Infrage kommen reine Winterreifen, Ganzjahresreifen oder runderneuerte Pneus dieser beiden Sorten. Ein festes Startdatum jedoch gibt es nicht, denn es handelt sich um eine "situative Winterreifenpflicht", so der ADAC. Als Faustformel gelte aber der Zeitraum von Oktober bis Ostern. Wer die Winterreifenpflicht missachtet, riskiert ein Bußgeld von mindestens 60 Euro sowie einen Punkt in Flensburg.

Winterreifen? Reifenflanke checken!

Ein Winterreifen mit der Aufschrift M+S fuer Matsch und Schnee, aufgenommen am 26.01.2016 in Berlin. Foto: Andrea Warnecke | Verwendung weltweit
Ob ein Reifen ein Winterreifen ist, zeigt die Kennzeichnung an der Reifenwand.
war, picture alliance / dpa Themendie, Andrea Warnecke

Ob ein Reifen für den Einsatz im Winter zugelassen ist, lässt sich an der Reifenkennzeichnung ablesen: "Entscheidend ist das Alpin-Symbol, also das Bergpiktogramm mit Schneeflocke auf der Reifenwand", sagt Michael Schwämmlein vom Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk (BRV). Daneben sind bis zum 30. September 2024 auch noch Reifen mit der M+S-Kennzeichnung für den Winter zugelassen, sofern die Pneus bis Ende 2017 produziert wurden.

Technisch gesehen unterscheiden sich Reifen für den Winter vor allem durch die Gummimischung und das Profil von Sommermodellen: "Winterreifen besitzen eine weiche Gummimischung. Die sorgt bei kalten Temperaturen für kurze Bremswege", erklärt Antonia Eckert vom Auto Club Europa (ACE). "Außerdem besitzen Winterreifen viele Lamellen, also kleine wellenförmige Einschnitte in den Profilblöcken, die maßgeblich dazu beitragen, dass der Winterreifen auf Schnee und Eis eine bessere Haftung hat."

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Winterreifen sind Spezialisten, Ganzjahresreifen ein Kompromiss

"Reine Winter- wie Sommerreifen sind Spezialisten für die jeweilige Jahreszeit, während der Ganzjahresreifen einen Kompromiss darstellt", sagt Schwämmlein. "Ein Ganzjahresreifen kommt an diese Spezialisten nicht heran, das macht sich vor allem im Sommer durch ein schlechteres Handling und einen längeren Bremsweg bemerkbar."

Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt auch der ACE, der acht Ganzjahresreifen unter verschiedensten Bedingungen getestet hat. Das Ergebnis: Einige Modelle hatten bessere Sommerfahreigenschaften, andere konnten im Winter punkten. Unterm Strich bleibe der Ganzjahresreifen aber ein Kompromiss. "Für Wenigfahrer, die nicht auf das Auto angewiesen sind und den Wagen bei Extremwetterlagen auch stehen lassen können, sind diese Reifen aber durchaus eine Möglichkeit", so Eckert.

Wer häufig in Gebieten mit winterlichen oder extremen sommerlichen Bedingungen mit dem Auto unterwegs ist, sollte aber nicht zum Ganzjahresreifen greifen, sagt Schwämmlein.

Der ADAC hat 15 Winterreifen für Autos der unteren Mittelklasse getestet. Welche am besten und am schlechtesten abgeschnitten haben, zeigen wir hier.

Im Video: Winterreifen im ADAC-Test

Runderneuerte Reifen als Alternative

Eine weitere Alternative für den Winter sind runderneuerte Reifen. "Diese Reifen kommen als umweltbewusste Alternative zu Neureifen infrage. Sie unterliegen in der Typengenehmigung ähnlichen Vorgaben wie Neureifen", erläutert Schwämmlein. Hier wird der Unterbau eines gebrauchten Reifens - nachdem er auf mögliche Vorschäden durchleuchtet wurde - erneut genutzt und nur die Lauffläche mit dem Profil komplett neu aufgebaut. Wegen dem hohen Anteil von Handarbeit dabei lägen die Runderneuerten preislich oft über Billigangeboten für Neureifen aus Asien, so Schwämmlein.

Am besten sortenreine Reifen nutzen

In einem KFZ-Meisterbetrieb in Hartmannsdorf (Saale-Holzland-Kreis) montiert ein Mechaniker am Mittwoch (14.10.2009) neue Winterreifen an einem PKW. Bedingt durch die Abwrackprämie und die damit gestiegene Zahl von Neuwagen auf deutschen Straßen rechnen Experten für diese Saison mit einer starken Nachfrage nach Winterreifen. Foto: Jan-Peter Kasper dpa/lth +++(c) dpa - Bildfunk+++
Am besten sollten alle vier Räder mit der gleichen Sorte Winterreifen bestückt werden.

Welcher Reifen auch immer zum Einsatz kommt, empfehlenswert ist es, alle vier Räder mit der gleichen Sorte zu bestücken. "Nach europäischem Recht muss zumindest achsweise der gleiche Reifen gefahren werden, wir empfehlen aber dringend, am gesamten Fahrzeug Reifen vom gleichen Fabrikat und Typ aufzuziehen", sagt Stefan Ehl von der Prüforganisation KÜS.

Wer ins winterliche Ausland reisen will, sollte die jeweiligen Landesvorschriften kennen. So gilt etwa in Österreich für Winterreifen eine Mindestprofiltiefe von 4 Millimetern, während in Deutschland 1,6 gesetzlich ausreichend sind. Die Experten raten aber auch hier zu mindestens 4 Millimetern. "Zudem gilt in einigen Ländern eine Mitführungspflicht für Schneeketten", weiß Schwämmlein. Auch sind in Skandinavien und einigen Alpenländern Spikereifen erlaubt, aber in Deutschland seit 1975 verboten.

Wie alt ist der Reifen? DOT-Nummer verrät es

Winterreifen können bei richtiger Lagerung maximal acht bis zehn Jahre gefahren werden, erläutert der Auto Club Europa (ACE). Die Pneus sollten aber regelmäßig etwa auf Beschädigungen und feine Risse im Gummi überprüft werden. Und auch die Profiltiefe ist im Auge zu behalten. Wie alt ein Reifen ist, klärt die sogenannte DOT-Nummer. "Das ist ein vierstelliger Code an der Reifenwand, hinter dem sich die Herstellungswoche und das Herstellungsjahr verbergen", erläutert Stefan Ehl von der Prüforganisation KÜS. "1618" bedeutet beispielsweise, dass der Reifen in der 16. Woche des Jahres 2018 produziert wurde.

Quelle: DPA/ RTL.de