"Erschreckende Entwicklung"Wegen Corona? Wieder mehr Raucher in Deutschland - Anteil seit Pandemiebeginn gestiegen

ARCHIV - ILLUSTRATION - Eine Frau raucht am 23.03.2011 in Düsseldorf eine Zigarette.  (zu dpa «Lungenkrebs-Schnelltest: Einmal pusten bitte» vom 07.08.2017) Foto: Julian Stratenschulte/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++
In Deutschland wird seit Beginn der Corona-Pandemie wieder mehr gequalmt.
hgr; lof lre bra era nic tba shp, dpa, Julian Stratenschulte

In Deutschland wird wieder mehr gequalmt. Die Ursache dafür könnte die Coronavirus-Pandemie sein. Dies ist das Ergebnis einer Langzeitstudie.

Von 27 auf 34,5 Prozent: In Deutschland rauchen wieder mehr Menschen

Einer Langzeitstudie zufolge ist der Anteil der Raucher im Land deutlich gestiegen. Bei Menschen ab 14 Jahren liegt der Raucher-Anteil demnach bei über einem Drittel (34,5 Prozent), wie aus der repräsentativen „Deutschen Befragung zum Rauchverhalten“ (Debra) hervorgeht. Vor der Corona-Pandemie (Anfang 2020) waren es noch etwa 27 Prozent. Momentan rauchen also ein Viertel mehr Menschen als kurz vor der Pandemie.

Es sei eine erschreckende Entwicklung, sagte der Epidemiologe und Debra-Leiter Daniel Kotz der Deutschen Presse-Agentur. Kotz, der an der Uni-Klinik Düsseldorf am Centre for Health and Society den Sucht-Forschungsschwerpunkt leitet, führt den Trend in erster Linie auf die Rückfälligkeit von Ex-Rauchern zurück, die im Zuge sogenannten Corona-Stresses wieder angefangen haben.

Lese-Tipp: Endlich Schluss mit dem Rauchen: Mit diesen Tipps schaffen Sie es!

Zu beobachten sei aber weiterhin, dass viele junge Leute in Deutschland gar nicht erst anfingen zu rauchen – anders als in den 70er, 80er und 90er Jahren.

Das Ergebnis dieser Umfrage ist nicht repräsentativ.

"Rauchenden werden zu wenig Anreize für einen Rauchstopp geboten!"

„Erfreulich ist, dass immer weniger Jugendliche rauchen“, sagt auch Christina Rummel, Geschäftsführerin der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) im westfälischen Hamm. „Bei den Erwachsenen beobachten wir aktuell leider einen gegenläufigen Trend.“ Deshalb bleibe noch viel zu tun. „Auch in der Tabakkontrollpolitik zählt Deutschland im internationalen Vergleich zu den Schlusslichtern“, sagt Rummel. „Das Beispiel Neuseeland zeigt, dass es auch anders geht: Dort soll der Verkauf von Zigaretten langfristig ganz verboten werden. Eine nachhaltige Verringerung des Tabakkonsums gehört auch in Deutschland ganz oben auf die gesundheitspolitische Agenda.“

Lese-Tipp: So erholt sich Ihr Körper, wenn Sie mit dem Rauchen aufhören

Katrin Schaller vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg betont, der jüngste Anstieg des Anteils rauchender Menschen zeige, dass die deutsche Regierung weiterhin zu wenig tue. „Immer noch dürfen die Hersteller ihre tödlichen Produkte am Verkaufsort bewerben und sie rund um die Uhr an zahlreichen Automaten verkaufen. Rauchenden werden zu wenig Anreize für einen Rauchstopp geboten, und sie erhalten zu wenig Unterstützung beim Ausstieg. Zudem bringen die Hersteller zunehmend neue Produkte wie E-Zigaretten, Tabakerhitzer und Nikotinbeutel auf den Markt.“

Da die Produkte abhängig machten und ein Gesundheitsrisiko seien, müssten auch sie streng reguliert werden. „Andere EU-Länder wie Irland oder Finnland sind Deutschland diesbezüglich weit voraus.“ Dort gebe es seit etlichen Jahren klare Präventionsstrategien. Dadurch habe dort der Anteil rauchender Menschen weit unter 20 Prozent gesenkt werden können. (dpa/vdü)