Student, Hotelier und arbeitende Mütter erzählen ihre GeschichteWas die Lockdown-Verlängerung für uns bedeutet

Wegen der deutschlandweit steigenden Infektionszahlen beraten Bund und Länder über ihr weiteres Vorgehen in der Corona-Pandemie. Die Ministerpräsidenten der Länder schalteten sich dazu mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) zu einer Videokonferenz zusammen. Es wurde entschieden: Der Lockdown wird erneut verlängert. Wir haben besonders betroffene Menschen gefragt, was das für sie bedeutet.
Töns Haltermann, Hotelier am Ostsee-Urlaubsort Scharbeutz
Was bedeuten die Verschärfung der Corona-Regeln sowie die erneute Verlängerung des Lockdowns für Sie als Hotelier?
„Die Verschärfungen der Corona-Regeln berühren mich als Hotelier, anders als die Lockdown-Verlängerung, nicht. Die Situation ist schlimm und schlimmer als schlimm geht ja nicht. Gute Hygienekonzepte in Verbindung mit dem Angebot des Aufbaus eines Testzentrums im eigenen Haus reichen offensichtlich nicht.“
Wie fühlen Sie sich dabei?
„Weitere vier Wochen im Lockdown sind insbesondere psychisch eine große Belastung. Die Gedanken an die Mitarbeiter, die nicht abreißen und die Frage wie und vor allem wann es weiter geht, beschäftigt uns permanent. Kein Gehör zu finden ist ebenfalls frustrierend.“
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Saskia Lutat, Gymnasiallehrerin in Köln und Mutter einer Erstklässlerin
Was bedeuten die Verschärfung der Corona-Regeln sowie die erneute Verlängerung des Lockdowns für Sie als arbeitende Mutter?
„Ich bin Gymnasiallehrerin in Köln, bin verheiratet und habe eine fast siebenjährige Tochter. Mein Mann arbeitet Vollzeit, ich in Teilzeit. Seit dem ersten Lockdown hat sich viel verändert, meine Tochter musste von Beginn der Schulzeit an eine Maske tragen, außer im Unterricht. Sie konnte zumindest jeden Tag zur Schule gehen. Ende des Jahres wurde dann die Präsenzpflicht an den Schulen aufgehoben. Der Druck die Kinder bitte daheim zu lassen, wurde von Tag zu Tag erhöht. Bis Ende des Jahres war das noch alles irgendwie ganz gut zu managen, seit Beginn des neuen Jahres jedoch läuft vieles ganz anders“, so Lutat.
„Wir bleiben als gesamte Familie zu Hause. Ich muss meine Arbeit auch von zu Hause erledigen, mich in neue Programme einarbeiten, Aufgaben hochladen. Unterricht von nun an digital leisten. Mein Arbeitspensum überschreitet seit Beginn des neuen Jahres deutlich meine sonstigen Arbeitszeiten. Dazu kommt aber und das ist das Traurige: Ich habe noch meine Tochter zu Hause, die über mehrere Wochen ihre neuen Klassenkameraden nicht richtig kennenlernen konnte und muss sie zum Homeschooling anleiten. Auch hier ist es erforderlich, sich verschiedene Programme auf das Handy oder das Tablet zu laden, um die Aufgaben bearbeiten zu können“, erklärt sie.
Wie fühlen Sie sich dabei?
„Ich möchte gerne bei meinem Kind sitzen, ihm bei Fragen zur Seite stehen, es motivieren, Aufgaben erklären, aber ich muss eben auch selbst arbeiten. Also ist sie vormittags ziemlich auf sich allein gestellt, sie arbeitet die Aufgaben ab – ich schaue sie in den Pausen oder am Nachmittag durch. Insgesamt ist die Stimmung sehr gedrückt. Meine Tochter ist unendlich traurig. Sie möchte mit ihren Freundinnen und Freunden zusammen sein. Ihr fehlen die sozialen Kontakte und auch die Freizeitbeschäftigung. Auch der Ballettunterricht sowie der Geigenunterricht werden nur noch digital angeboten und ihr vergeht von Mal zu Mal die Lust da mitzumachen – was ich gut verstehen kann. insgesamt meistern wir die Situation, indem wir so viel Zeit wie möglich an der frischen Luft verbringen, gemeinsam was basteln oder mit den Großeltern telefonieren. Kinder sind hier, meiner Meinung nach, die Leidtragenden in der Pandemie. Für sie wird am wenigsten gemacht und der Psyche wird in dieser Zeit einen großer Schaden zugefügt. Kinder brauchen soziale Kontakte, um sich auszuleben, sich zu entwickeln und um stark zu werden. Seit kurzer Zeit dürfen die Kinder wieder in die Schule. Die Klassen sind aufgeteilt und meine Tochter freut sich unendlich wieder zur Schule zu gehen und ich wünsche mir so sehr, dass das noch für längere Zeit so bleibt.“
Lesetipps:
Phillip (25) aus Köln, studiert Interkulturelle Kommunikation und Bildung
Was bedeuten die Verschärfung der Corona-Regeln sowie die erneute Verlängerung des Lockdowns für Sie als Student? Wie fühlen Sie sich dabei?
„Als Student nervt es mich, dass ich meine Kommilitoninnen und Kommilitonen seit Monaten nicht treffen kann. Ich habe schon vergessen, was ‘Unileben’ überhaupt bedeutet! Partys, Treffen im Park oder einfach nur gemeinsames Lernen – das alles geht nicht. Deswegen bin ich froh, dass Merkel knallhart durchgreifen will, sonst ziehen sich die Endlos-Lockdowns noch bis zum Ende meines Studiums. Lieber jetzt noch einmal durchhalten und solidarisch miteinander sein, damit wir uns im Sommer hoffentlich wieder sehen und miteinander anstoßen können.“
Lese-Tipp: Bei Online-Gesprächsrunde: Angela Merkel gibt Studenten recht: Müssen Hilfsangebote besser nutzen
Das sind die wichtigsten Ergebnisse des Corona-Gipfels
Der Lockdown wird bis zum 18. April verlängert
Verschärfte Regeln zu Ostern: Gründonnerstag und Karsamstag werden als Ruhetage definiert und mit weitgehenden Kontaktbeschränkungen verbunden. Nur an Karsamstag soll der Lebensmitteleinzelhandel im engen Sinne geöffnet bleiben
Generelle Testpflicht für Urlaubsrückkehrer
Appell: Keine Präsenz-Gottesdienste zu Ostern
schärfere "Notbremse" bei einer Sieben-Tage-Inzidenz von mehr als 100
Zusätzliche Unternehmenshilfe: Neue ergänzende Hilfsinstrumente für von der Pandemie schwer getroffene Firmen sollen entwickelt werden.
Unternehmen sollen weiter in die Pflicht genommen werden, umfangreich Homeoffice anzubieten und die eigenen Mitarbeiter regelmäßig zu testen, wenn dies möglich ist
Mehr Corona-Tests für Schüler, Lehrer und Kita-Beschäftigte geplant
Sabrina Krones (29), alleinerziehende Mutter, arbeitet Vollzeit
Über die RTL-Zuschauerpost haben uns weitere Geschichten erreicht, wie die von Sabrina Krones. Die 29-Jährige ist alleinerziehende Mutter von einem siebenjährigen Sohn. Außerdem hat sie einen Vollzeit-Job, aktuell arbeitet sie von zu Hause.
„Ich habe – wie andere jetzt sagen würden – das ‘Glück’ im Homeoffice arbeiten zu dürfen. Aber wenn ich eins sagen kann, dann, dass man hier nicht mehr von Glück sprechen kann. Es ist absolut frustrierend. Mal davon abgesehen, dass man selber seine eigenen vier Wände nicht mehr sehen kann, einem aber ja gar nicht viel anderes übrig bleibt, ist es für das Kind der absolute Horror. Für Kinder sollte das Zuhause ein Ort der freien Entfaltung sein. Ein Ort zum Abschalten und sich frei bewegen zu können. Stattdessen muss nun Disziplin und Strenge genau an diesem Ort von Kindern abverlangt werden. Der Spagat für die Eltern, gerade der Grundschulkinder ist kaum zu handeln.“
Wie sehr belastet das Homeschooling Sie als alleinerziehende Mutter?
„Homeschooling an sich bedeutet für mich, dass die Kinder online von der Lehrerin beschult werden. Dies ist nicht der Fall! Man bekommt einen Wochenplan, nachdem man das Kind hier zu Hause zu Beschulen hat und dann gibt es ein- bis zweimal die Woche ein Zoom-Meeting in denen die Kinder sich ‘Hallo!’ sagen können. Wir Eltern müssen aktuell nicht nur Eltern, Freund/Freundin und Spielpartner in einem sein, wir müssen auch noch Lehrer und bei der aktuellen Frustrationslage auch teilweise Spielverderber sein. Von den ganz normalen alltäglichen Aufgaben mal ganz abgesehen, ist das absolut nicht mehr tragbar. Die Kinder sind wütend, frustriert, traurig und das alles zusammen. Diese sind aktuell die absolut Leidtragenden und am Ende des Tages leidet genau darunter die ganze Familie. Es muss sich dringend etwas ändern, sonst sehe ich für unsere Kinder und deren Sozialverhalten in der Zukunft schwarz!“
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Die Bevölkerung sehnt sich nach dem Impfstoff, der die Corona-Pandemie endlich beenden soll. Doch nur wenige Wochen nach der ersten Zulassung ist klar: So schnell geht es nicht voran. Chaos bei der Verteilung, stockende Lieferungen – was das für Deutschland bedeutet, sehen Sie in der neuen Dokumentation „Das Impfdilemma und seine Folgen“ – ab sofort auf TVNOW!