Was bringt der harte Lockdown? Hygiene-Experte Prof. Zastrow kritisiert Corona-Maßnahmen

Hygienepapst Prof. Klaus-Dieter Zastrow
Hygienepapst Prof. Klaus-Dieter Zastrow
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Am Dienstag (06.01.) haben sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Regierungschefs der Länder auf eine Verlängerung des Corona-Lockdowns bis zum 31. Januar geeinigt. Dabei wurden einige Lockdown-Regeln abermals strenger: Wer in einem Corona-Hotspot lebt, soll sich künftig nicht weiter als 15 Kilometer von seinem Wohnort entfernen dürfen. Auch die Kontaktbeschränkungen wurden nochmals verschärft und Schulen sollen bis Ende Januar zu bleiben. Werden diese knallharten Maßnahmen sich als wirksam für die Eindämmung des Coronavirus erweisen? Hygiene-Professor Dr. Klaus Zastrow ist diesbezüglich sehr skeptisch.
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Hygiene-Experte kritisiert Kontaktbeschränkungen und Radius-Regel

"Die Maßnahmen, die wir jetzt machen, sind seit April in etwa immer dieselben - und sie haben nicht allzu viel gebracht", kritisiert Prof. Zastrow. Dabei bezieht sich der Hygiene-Experte vor allem auf die verschärften Kontaktbeschränkungen. Im Sommer, als die Urlauber sich an den Badeorten in Scharen tummelten, habe man gesehen, dass enge Kontakte nicht zu erhöhten Ansteckungszahlen führten, glaubt Professor Zastrow.

Auch von der Radius-Regelung hält der Hygiene-Experte nicht viel. „Als wenn Coronavirus-Gefahr erst ab Kilometer 16 besteht!“ Für diese Maßnahme gebe es überhaupt keine wissenschaftliche Begründung. „Kein Mensch kann das erklären!“

Prof. Zastrow: Schließung der Schulen macht "überhaupt keinen Sinn"

Auch die Schließung der Schulen mache "überhaupt keinen Sinn", moniert Prof. Zastrow. Zum einen seien Kinder offenbar nicht sehr empfänglich für das Coronavirus, zum anderen sehe man so gut wie keine Kinder auf Corona-Stationen im Krankenhaus. Wer Angst habe, die Kinder könnten das Virus aus der Schule mit zu den Großeltern bringen, müsse eben vernünftig sein und die Kinder und Jugendlichen beim Besuch der Großeltern zum Tragen einer Maske anhalten. "Und damit hat man das erledigt. Deswegen muss man keine Schule schließen", glaubt der Hygiene-Experte.

Die Frage, welche Rolle Schulen bei der Verbreitung des Coronavirus spielen, wird seit Beginn der Pandemie von Wissenschaftlern kontrovers diskutiert. Bislang kommen Forscher dabei in Untersuchungen zu unterschiedlichen Ergebnissen.

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Der einzige Weg: Virus durch Desinfektion abtöten

"Wenn wir die Zahlen drücken wollen, dann geht das nur auf einem einzigen Wege: Indem man das Virus durch Desinfektion abtötet." Dafür schlägt Prof. Zastrow zum einen Händedesinfektion, zum anderen die Desinfektion von Mund und Rachenraum vor. "Da sitzt das Virus, da müssen wir es packen und killen, damit die Viruslast in der Bevölkerung gesenkt wird.“

Auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte im Dezember vermutet, dass die Gefahr einer Corona-Ansteckung im Privatbereich womöglich durch Gurgeln verringert werden könnte. Wissenschaftlich belegt sei das allerdings noch nicht, betonte der Politiker damals. „Die Idee dahinter ist, dass Gurgeln mit Mundspülungen aus in Alkohol gelösten ätherischen Ölen oder sogar Kochsalz die Viruslast im Mund-und-Rachen-Raum senken soll", sagte Spahn.

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