Warten auf den russischen Angriff
Menschen in Odessa "beginnen, sich an den Krieg zu gewöhnen"
Während in der Hauptstadt Kiew stundenlange Ausgangssperren gelten und sich die Lage in der eingekesselten ostukrainischen Stadt Mariupol immer weiter verschlimmert, ist die Situation in der Hafenstadt Odessa vergleichsweise ruhig. Zwar sind immer wieder Sirenen zu hören, doch ein direkter Angriff ist bislang ausgeblieben. Das führt zu einer merkwürdigen Ruhe vor dem Sturm – und einer Art Gewöhnung an den Kriegszustand, wie die Menschen vor Ort RTL-Reporter Gordian Fritz erzählt haben. Wir zeigen die aktuelle Stimmung in Odessa im Video.
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Menschen in Odessa versuchen, in einer neuen Realität zu leben
Fast drei Wochen lang ging man auch hier nur für das Nötigste aus dem Haus, immer den drohenden russischen Angriff im Hinterkopf. Doch jetzt zeigen sich die ersten Frühlingsvorboten in Odessa, Sonnenstrahlen und milde Temperaturen treiben die Menschen aus ihren Rückzugsorten wieder nach draußen. Ein Kaffee mit Freunden auf der Straße, ein Eis – oder sogar Sport an der frischen Luft. Bewegung, um den Kopf wieder freizukriegen, sich abzulenken von der Angst vor dem Angriff. Fast könnte man den Eindruck gewinnen, es herrsche Normalität in Odessa. Ein krasser Kontrast zu dem Bild, das sich im Rest der Ukraine bietet.
Man habe sich fast schon an den Zustand und den Krieg gewöhnt, erzählt die 28-jährige Anna. „Nun fangen wir an, etwas zu leben, spazieren zu gehen, einen Kaffee gemeinsam zu trinken und nun in einer neuen Realität zu leben. In einem Krieg.“
Odessa war schon vor Beginn des Krieges Zufluchtsort
Bereits vor der russischen Invasion sind viele Menschen in das vermeintlich sichere Odessa geflohen. Die Stadt ist zum Treffpunkt geworden – auch für Mutter Marina und ihre Tochter Daryna, die sich seit Kriegsbeginn nicht mehr gesehen haben. Der Kampfeswille hier ist groß. „Ich wohne auf dem Lande und heute bin nach Odessa gekommen, um sie zu umarmen. Darüber freue ich mich sehr. Im Übrigen geht alles gut. Wir lassen uns nicht besiegen.“
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Russische Kriegsschiffe schießen auf Region um Odessa
Doch auch in Odessa scheint der Angriff der russischen Truppen nur noch eine Frage der Zeit. Die Zeit des Wartens haben die Menschen in Odessa genutzt und die Stadt in eine kleine Festung verwandelt – Straßenbarrikaden errichtet, Widerstand organisiert, Sandsäcke und Zäune an den Strand gebracht. Denn vor der Küste wartet Putins Kriegsflotte, es gibt erste Berichte über Schüsse auf die Region. Noch allerdings werden keine Landungsversuche der russischen Armee gemeldet. (vdö)
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