Warum war die Zimmertür abgeschlossen?

Verwahrloster Junge kletterte aufs Hausdach: So will die Mutter jetzt alles erklären

"Keine Entschuldigung kann das besser machen" Mutter spricht zu RTL
02:12 min
Mutter spricht zu RTL
"Keine Entschuldigung kann das besser machen"

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von Alina Hess und Jan Dafeld

Dieser Fall sorgt für Bestürzung! In Hagen klettert ein Fünfjähriger aus dem Fenster aufs Hausdach, Nachbarn entdecken ihn in der Dachrinne. Als die Polizei vor Ort eintrifft, findet sie die Zimmertür verschlossen vor – der Junge war offensichtlich eingesperrt! Das Jugendamt wird eingeschaltet, der Mutter drohen ernsthafte Konsequenzen. Mit RTL spricht sie über die erschreckenden Erlebnisse – und erklärt, wie es dazu kommen konnte.

Das Gespräch mit der Mutter sehen Sie oben im Video.

Hagen: Junge wurde in seinem Kinderzimmer eingesperrt

„Es war so, dass ich Spätschicht am Vortag hatte und erst spät nach Hause gekommen bin“, berichtet die 22-Jährige vom Samstagabend. Als sie nach Hause kam, sei sie sofort ins Bett gegangen. Im Zimmer ihres Sohnes schaute sie nicht mehr vorbei. Aus heutiger Sicht: ein Fehler.

„Anscheinend hatte ich auch vergessen, das Fenster zu schließen, was definitiv falsch war. Was auch keine Entschuldigung wieder besser machen kann“, sagt die Mutter. Ihr Sohn klettere gerne und verlasse ungefragt die Wohnung. Deshalb sei die Wohnungstür auch jede Nacht abgeschlossen.

Von einem Fluchtversuch oder Ähnlichem könne allerdings keine Rede sein, sagt sie. Seine Antwort, als sie ihn gefragt habe, warum er aus dem Fenster geklettert sei: „Mama, ich wollte doch nur den Leuten ‘Hallo’ sagen.“

Normalerweise sei ihr Sohn nie in seinem Zimmer eingesperrt, meint die Mutter. Ihr Mann habe die Tür ausnahmsweise abgeschlossen, weil er den Schlüssel für die Wohnungstür nicht gefunden habe. Die Polizei hat dafür allerdings keinerlei Verständnis: Gegen die Mutter erging eine Strafanzeige wegen Verletzung der Fürsorgepflicht und Freiheitsberaubung.

Mutter gibt zu: „Ja, es sah schlimm aus“

Ein weiterer Vorwurf gegen die Mutter: Der Junge habe geradezu verwahrlost gelebt. Als die Polizei bei der Wohnung in Hagen eintraf, soll in seinem Zimmer eine Matratze auf dem Boden gelegen haben. Daneben: Ein Eimer – mit Fäkalien gefüllt!

„Ja, es sah schlimm aus“, gibt die Mutter zu. Doch verwahrlost sei der Junge nicht gewesen. Sie habe ihm ein Töpfchen neben das Bett gestellt, weil er nachts Probleme damit habe, nicht ins Bett zu machen. Außerdem habe er Kleiderschränke, Regale, eine Werkbank, einen Schreibtisch und ein selbstgebautes Bett im Zimmer.

Auf Fotos, die die Mutter RTL zeigt, sind all diese Möbel tatsächlich zu sehen. Das Zimmer wirkt relativ sauber und aufgeräumt. Von wann diese Bilder sind - ob sie möglicherweise sogar nachträglich gemacht wurden - ist allerdings unklar.

Diese Bilder des Zimmers stellte die Mutter RTL zur Verfügung.
Diese Bilder des Zimmers stellte die Mutter RTL zur Verfügung.
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Junge kletterte aufs Hausdach - Jugendamt unterläuft Panne

Mittlerweile hat sich das Jugendamt dem Fall angenommen. RTL konnte am Dienstagmorgen beobachten, wie der Junge von einer Mitarbeiterin aus dem Haus abgeholt wurde. Er wirkte dabei unversehrt und glücklich.

Auch das Amt muss sich in dem Fall allerdings mit Kritik auseinandersetzen: Die Familie des Fünfjährigen wurde in der Vergangenheit vom Jugendamt betreut. Erst im vergangenen Jahr stellte das Amt die Zusammenarbeit ein. Es scheint: Zu früh!

Am Montag kam es zudem zu einer echten Panne: Nachdem der Fünfjährige am Sonntag bereits vom Jugendamt abgeholt worden war, kam er am Montag wieder zurück zu seiner Mutter – nur um am Dienstag dann doch in eine Pflegefamilie gegeben zu werden. Grund für das Durcheinander soll eine „Fehleinschätzung“ in der Behörde gewesen sein, so die Stadt Hagen.

Die in der Kritik stehende Mutter will nun alles tun, um ihr Kind schnellstmöglich wieder zurückzubekommen. „Jede Hilfe, die mir gegeben werden kann, werde ich annehmen“, sagt sie. Und: „Ich bin definitiv keine perfekte Mutter, aber niemand ist perfekt. Ich will klarstellen, dass es meinem Kind immer gutging.“