Richter urteilte, dass sie zu jung ist

Verurteilter Mörder Kevin Johnson hingerichtet - seine Tochter durfte nicht dabei sein

Foto: ALTDATEN PICPOOL
Khorry Ramey (links) wartete 17 Jahre auf die Hinrichtung ihres Vaters Kevin Johnson (rechts) und durfte auf seinem letzten Weg nicht dabei sein.
ALTDATEN PICPOOL

Weil er im Jahr 2005 einen Polizisten tötete, wurde Kevin Johnson in Missouri (USA) zur Todesstrafe verurteilt und jetzt hingerichtet. Seine 19-jährige Tochter Khorry Ramey kämpfte jahrelang dafür, ihn auf seinem letzten Weg begleiten zu dürfen, ging auch rechtliche Schritte. Aufgrund ihres jungen Alters durfte sie nicht bei der Hinrichtung ihres Vaters dabei sein. Sie musste sich bei einem Besuch am Morgen seines Todestages von ihm verabschieden.

Tochter war bei Hinrichtung nicht anwesend

Der 37-jährige Johnson sprach kurz vor seinem Tod keine abschließenden Worte und lehnte auch eine letzte Mahlzeit ab, berichtet „NBC News“. Vier Zeugen seien am Abend bei seiner Hinrichtung anwesend gewesen, seine Tochter jedoch nicht.

Laut der Bürgerrechtsorganisation „American Civil Liberties Union“ (ACLU), die Khorry Ramey bei ihren Klagen unterstütze, sagte sie vor Gericht: „Wenn mein Vater im Krankenhaus sterben würde, würde ich an seinem Bett sitzen, seine Hand halten und bis zu seinem Tod für ihn beten, sowohl als Unterstützung für ihn als auch als Unterstützung für mich als notwendigen Teil meines Trauerprozesses und für meinen Seelenfrieden.“ Dies ist ihr nun nicht möglich. Sie durfte ihren Vater nicht auf seinem letzten Weg begleiten.

Hinrichtung in Missouri: Kevin Johnson erschoss Polizisten

2005 soll der damals 19-jährige Kevin Johnson seine Freundin angegriffen haben. Weil er zu dieser Zeit eine Bewährungsstrafe verbüßte, rückten der Polizist William McEntee und seine Kollegen aus, um ihn festzunehmen. Wie US-Medien berichten, bemerkte Johnson die eintreffenden Beamten und weckte seinen kleinen Bruder, der zu ihrer Großmutter nebenan rannte. Dort angekommen brach der Junge zusammen, bekam einen Krampfanfall. Der Junge litt an einem Herzfehler, wenig später starb er im Krankenhaus. Johnson sagte später vor Gericht aus, dass William McEntee seine Mutter daran gehindert habe, seinem Bruder zu helfen. Deswegen sei der 12-Jährige gestorben.

Als William McEntee später am Abend wegen eines anderen Einsatzes an Johnsons Wohnort zurückkehrte, erschoss Johnson den Polizeibeamten.

ARCHIV -  Die Todeszelle des berüchtigten Huntsville-Gefängnisses in Texas (Archivfoto von 2000). Amnesty International hat im vergangenen Jahr 1031 Hinrichtungen weltweit gezählt - etwa ein Drittel weniger als im Vorjahr. (zu dpa-KORR: "«Hinrichtungen wie am Fließband» - Arkansas im Kreuzfeuer der Kritik" vom 14.04.2017) Foto: Paul Buck/epa/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++
Der verurteilte Mörder Kevin Johnson wurde hingerichtet, ohne dass seine Tochter ihn auf seinem letzten Weg begleiten durfte. (Foto: Motivbild)
h_kad kno, dpa, Paul Buck
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Witwe des Opfers äußert sich nach Hinrichtung

Auch die Witwe des Getöteten äußerte sich laut „NBC News“ am Abend von Johnsons Hinrichtung. McEntee hatte drei Kinder, sieben, zehn und 13 Jahren, als er getötet wurde. „Sie hatten keine Chance, sich zu verabschieden. Es hat 17 Jahre gedauert, um zu trauern und nach vorne zu drängen, um heute an diesen Punkt zu gelangen. Das ist etwas, von dem ich hoffe, dass es keine andere Familie durchmachen muss.“

Khorry war zwei Jahre alt, als ihr Vater ins Gefängnis kam

Als Kevin Johnson ins Gefängnis kommt, ist seine Tochter Khorry gerade zwei. Über die Jahre bauen Vater und Tochter trotz der Trennung durch die Gefängnismauern eine enge Verbindung auf. „Mein Vater ist die wichtigste Person in meinem Leben“, sagt die 19-jährige der Bürgerrechtsorganisation ACLU.

Je näher der Tag der Hinrichtung rückte, desto stärker wurde Khorrys Wunsch, ihren Vater in den letzten Minuten seines Lebens zu begleiten. Sie stellte einen Antrag, doch dieser wird abgelehnt. Sie sei zu jung, um bei der Hinrichtung dabei zu sein. Denn in Missouri sind Beiwohnungen von Hinrichtungen erst ab 21 Jahren erlaubt. Ein weiterer Grund für Ablehnung des Antrags: Das Gericht befürchtete, dass Khorry durch das Geschehen einen emotionalen Schaden erleiden könnte.

Menschenrechtsorganisationen setzen sich für Khorry ein

Khorry teilte die Ansichten des Gerichts nicht. Aktivisten von ACLU unterstützte sie auch mit einem Eilantrag an das Gericht, der es Khorry ermöglichen sollte, doch bei der Hinrichtung zuzuschauen. Laut der Bürgerrechtsorganisation würden durch das Urteil die verfassungsmäßigen Rechte der 19-Jährigen verletzt. Doch auch dieser Antrag wurde vom Gericht abgelehnt.

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Berufung des Urteils ebenfalls abgelehnt

Auch der Versuch, die komplette Hinrichtung zu kippen, scheiterte. Kevin Johnsons Anwälte sagen laut US-Medien, dass rassistische Motive die Entscheidung der Richter beeinflusst hätten. Denn der getötete Polizist war weiß und Johnson schwarz. Außerdem war er zum Zeitpunkt der Verurteilung erst 19 Jahre alt. Seit 2005 werden jugendliche Straftäter seltener zum Tode verurteilt. Und: Mittlerweile sind Hinrichtungen für Straftäter bis zum 18. Lebensjahr komplett verboten.

Das Gericht sagt zur Ablehnung: „Die überlebenden Opfer von Johnsons Verbrechen haben lange genug auf Gerechtigkeit gewartet und jeder Tag, den sie länger warten müssen, ist ein Tag, an dem ihnen die Chance verwehrt wird, endlich mit ihrem Verlust abzuschließen.“ (lbr, kho)

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