Alle Vor- und Nachteile im ÜberblickVerhütungsmittel im Check! Welches ist für euch das Richtige?

Verhütung ist längst kein Tabu-Thema mehr!
Stattdessen wird offen darüber gefachsimpelt, welche Verhütungsmittel denn nun die sichersten und zugleich auch die gesündesten sind. Unter den sexuell aktiven Erwachsenen, die ein Verhütungsmittel nutzen, ist jedenfalls eine klare Trendwende zu erkennen – und wie sieht es bei euch aus?
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Kondom statt Pille: 53 Prozent der Deutschen greifen am liebsten zur Lümmeltüte
Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) hat die Daten einer neuen Studie zum Verhütungsverhalten der Deutschen veröffentlicht. Erstaunlich: „Mit 53 Prozent wird das Kondom erstmals seit 2007 [...] deutlich häufiger als die Pille zur Verhütung eingesetzt.“ Diese haben laut BZgA im Jahr 2023 nur 38 Prozent der Befragten verwendet. Die Tendenz zum Kondom bringen die Experten mit der Tatsache in Verbindung, dass diese Methode nicht nur vor einer Schwangerschaft, sondern auch vor sexuell übertragbaren Krankheiten schützt. Dennoch: Beide Methoden seien unverändert die wichtigsten Verhütungsmethoden in Deutschland.
Insgesamt sei aber ein Trend weg von hormonellen und hin zu hormonfreien Verhütungsmitteln zu erkennen. Das liege an einer „zunehmend kritische[n] Einstellung zu hormonellen Verhütungsmethoden“, so die Bundeszentrale.
Doch welche Vor- und Nachteile bringen die einzelnen Verhütungsmethoden eigentlich mit sich? Das haben wir im Folgenden überblicksartig für euch zusammengefasst.
Eure Meinung interessiert uns: Stimmt ab!
Im Video: Einmal ohne Hormone und Nachwuchs, bitte! Neue Verhütungsmethoden im Check
Die Vor- und Nachteile der hormonellen Verhütungsmethoden
1. Antibabypille/Mikropille
Wirkungsweise:
Verdickung des Schleimpfropfens vor dem Muttermund, um den Aufstieg der Spermien in die Gebärmutter zu verhindern; der Eisprung wird unterdrückt (Ovulationshemmung); ein evtl. trotzdem befruchtetes Ei kann sich wegen der Veränderung der Gebärmutterschleimhaut nicht einnisten (Nidationshemmung).
Anwendung:
Dreiwöchige, regelmäßige orale Einnahme; eine Woche Pause
Vorteile:
Bei richtiger Einnahme das sicherste Präparat zur Empfängnisverhütung
Nachteile:
Hohe Dosierung nötig, da die Wirkstoffe Magen, Leber und Darm passieren müssen; ungeeignet für Raucherinnen über 35 Jahre, bei hohem Blutdruck, Thromboseneigung und Lebererkrankungen; verschiedenen Studien zufolge erhöht die langfristige, regelmäßige Einnahme der Pille das Risiko für Brustkrebs, Gebärmutterhalskrebs, Leberkrebs, Eierstock- und Gebärmutterschleimhautkrebs; Durchfall, Erbrechen, Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten und ein bereits einmaliges Vergessen der Pilleneinnahme können ihre Wirkung vermindern; möglich: Übelkeit, Kopfschmerzen, Brustspannen, Gewichtszunahme, verminderte Libido
Pearl-Index*: 0,1-0,9
Kosten: fünf bis 15 Euro pro Monat
Für wen geeignet: für gesunde Frauen mit hohem Sicherheitsbedürfnis nach empfängnisverhütender Wirkung / nicht für stillende Mütter geeignet, da das Östrogen die Muttermilch beeinflusst und nicht für stark übergewichtige Frauen geeignet
2. Minipille
Wirkungsweise:
Die Minipille ist frei von Östrogen und verhindert daher den Eisprung nicht. Das enthaltene Gestagen bewirkt die Verdickung des Schleimpfropfens vor dem Muttermund, hindert die Spermien am Aufstieg in die Gebärmutter und eine Nidationshemmung (Einnisten des Eis in der Gebärmutterschleimhaut)
Anwendung:
Durchgängige (28 Tage) orale Einnahme zur selben Zeit
Vorteile:
Geringe hormonelle Belastung; weniger Infektionen durch den Schleimpfropf
Nachteile:
Sehr zuverlässige zeitliche Einname erforderlich; Zyklusstörungen, Zwischenblutungen; wirkt erst nach 14 Tagen; ein Einnahmefehler bedingt eine 14-tägige Phase fehlenden Empfängnisschutzes; möglich: Gewichtszunahme
Pearl-Index: 2,5
Kosten: zwischen ca. acht bis 15 Euro pro Monat
Für wen geeignet: für Frauen, mit Östrogen-Unverträglichkeit, für stillende Mütter, für Frauen, die sich an den eng begrenzten zeitlichen Einnahmerahmen halten können
3. Östrogenfreie Minipille
Wirkungsweise:
Enthält wie die Minipille nur Gestagen (Verdickung des Schleimpfropfens, Veränderung der Gebärmutterschleimhaut); verhindert aber zusätzlich den Eisprung
Anwendung:
Durchgängige (28 Tage) orale Einnahme
Vorteile:
Geringe hormonelle Belastung; Zyklusveränderung (weniger häufige und schwächere Blutungen); Besserung bei regelbedingten Kopfschmerzen und schmerzhaften Regelblutungen
Nachteile:
Zyklusveränderung (weniger häufige und schwächere Blutungen), möglich: Gewichtszunahme
Pearl-Index: 0,1 – 0,4
Kosten: pro Monat ca. 15 Euro
Für wen geeignet: für Frauen, mit Östrogen-Unverträglichkeit; für stillende Mütter; für Frauen, die sich an den eng begrenzten zeitlichen Einnahmerahmen halten können
4. Drei-Monats-Spritze
Wirkungsweise:
Ein Gestagen-Depot hemmt den Eisprung, verändert die Gebärmutterschleimhaut und verdickt den Schleimpfropf
Anwendung:
Alle drei Monate eine Spritze in den Gesäßmuskel
Vorteile:
Keine Anwendungsfehler möglich
Nachteile:
Relativ hohe hormonelle Belastung; spontanes Absetzen bei Kinderwunsch oder Nebenwirkungen nicht möglich; erhöhtes Osteoporose-Risiko; möglich: Zyklusstörungen, Gewichtszunahme, Stimmungsschwankungen, Depressionen, Verminderung der Libido
Pearl-Index: 0,5
Kosten: 30 Euro für drei Monate
Für wen geeignet: für gesunde Frauen mit hohem Sicherheitsbedürfnis nach empfängnisverhütender Wirkung; für Frauen, die sich aus verschiedenen möglichen Gründen nicht um das Thema Verhütung kümmern können oder möchten
5. Verhütungsring/Vaginalring
Wirkungsweise:
Der Ring gibt Östrogen und Gestagen direkt über die Schleimhaut in der Scheide ab, hemmt den Eisprung, verändert die Gebärmutterschleimhaut und verdickt den Schleimpfropf
Anwendung:
Wird für 21 Tage wie ein Tampon in die Vagina eingeführt
Vorteile:
Relativ geringe hormonelle Belastung; weniger Einnahmefehler; Wirkung wird durch Erbrechen und Durchfall nicht beeinflusst; falls der Ring beim Geschlechtsverkehr stört, kann er für maximal drei Stunden entfernt werden
Nachteile:
Häufige Scheideninfektionen; möglich: Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, verminderte Libido, Übelkeit, Brustspannungen und -verhärtungen, Wassereinlagerungen, Gewichtszunahme, Stimmungsschwankungen, Akne, schmerzhafte Regelblutungen, Zyklusstörungen, Fremdkörpergefühl
Pearl-Index: 0,65
Kosten: ca. 47 Euro für drei Monate
Für wen geeignet: für gesunde Frauen, die die Antibabypille gut vertragen aber mit der regelmäßigen Einnahme Probleme haben
6. Hormonpflaster
Wirkungsweise:
Das Pflaster gibt Östrogen und Gestagen direkt über die Haut ab, hemmt den Eisprung, verändert die Gebärmutterschleimhaut und verdickt den Schleimpfropf
Anwendung:
Das quadratische 4,5 cm große Pflaster wird dreimal für je eine Woche auf die Haut geklebt, die vierte Woche ist pflasterfrei
Vorteile:
Weniger Einnahmefehler; Erbrechen und Durchfall beeinträchtigen die Wirkung nicht
Nachteile:
Ähnliche Nebenwirkungen wie bei der Pille; bei einem Körpergewicht ab 90 kg kann die Wirkung beeinträchtigt sein; Pflaster ist sichtbar; möglich: Hautirritationen, schmerzhaftere Regel
Pearl-Index: 0,9
Kosten: ca. 13 Euro für einen Monat
Für wen geeignet: für gesunde Frauen, die die Antibabypille gut vertragen, aber mit der regelmäßigen Einnahme Probleme haben
7. Verhütungsstäbchen
Wirkungsweise:
Das Implantat gibt Gestagen ab, verdickt dadurch den Schleimpfropf, verhindert den Eisprung und verändert die Gebärmutterschleimhaut, um eine Einnistung zu verhindern
Anwendung:
Der Arzt implantiert das streichholzgroße Stäbchen für drei Jahre unter örtlicher Betäubung an der Innenseite des Oberarms unter die Haut
Vorteile:
Relativ geringe hormonelle Belastung; keine Anwendungsfehler
Nachteile:
Zyklusveränderung; ähnliche Nebenwirkungen wie bei der Minipille möglich
Pearl-Index: 0 – 0,1
Kosten: 300 bis 350 Euro für drei Jahre
Für wen geeignet: für gesunde Frauen mit hohem Sicherheitsbedürfnis nach empfängnisverhütender Wirkung; für Frauen, die sich aus verschiedenen möglichen Gründen nicht um das Thema Verhütung kümmern können oder möchten
8. Hormonspirale
Wirkungsweise:
Die Hormonspirale (ca. 3 cm großer T-förmiger Kunstoffkörper) gibt Gestagen ab, verdickt dadurch den Schleimpfropf und verändert die Gebärmutterschleimhaut, um eine Einnistung zu verhindern
Anwendung:
Die Spirale wird bei erstmaliger Anwendung 7 Tage nach Beginn der Menstruation vom Gynäkologen mit Hilfe einer Einführhülse eingesetzt; alle 6-12 Monate muss der korrekte Sitz der Spirale mittels Ultraschall vom Arzt kontrolliert werden
Vorteile:
Relativ geringe hormonelle Belastung; Stärke und Schmerzen der Blutung nehmen ab; Libido ist nur sehr selten gestört; geringeres Risiko einer Eileiterschwangerschaft; weniger Scheiden-Infektionen
Nachteile:
Leichter Wehenschmerz beim Einsetzen; ca. 7 % der Frauen stoßen die Spirale in den ersten Anwendungsmonaten aus; mögliche Nebenwirkungen wie bei der Pille (Kopfschmerzen, Brustspannen, Akne, Zyklusveränderungen, Gewichtszunahme, Oedeme, Depressionen)
Pearl-Index: 0,1
Kosten: 300 bis 400 Euro für fünf Jahre
Für wen geeignet: für gesunde Frauen mit hohem Sicherheitsbedürfnis nach empfängnisverhütender Wirkung; für Frauen, die sich aus verschiedenen möglichen Gründen nicht um das Thema Verhütung kümmern können oder möchten; besonders für Frauen, die unter starken und schmerzhaften Monatsblutungen leiden
Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel kann einen Besuch beim Arzt nicht ersetzen. Er enthält nur allgemeine Hinweise. (vho)