Nach Geiseldrama in Hamburg

Trauma-Expertin: Das braucht das entführte Mädchen jetzt ganz dringend

Wie geht es einem Kind, das 18 Stunden gefangen gehalten wurde?
Eine Frage, die das Geiseldrama vom Hamburger Flughafen jetzt nach sich zieht. Es ist kaum vorstellbar, was die Vierjährige durchleiden muss als ihr eigener Vater sie in seinem Auto einsperrt. Eine Trauma-Expertin erklärt, was das Mädchen jetzt besonders braucht.
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Das kann ihre Mutter jetzt tun

Trauma-Expertin Sibylle Winter sieht einen Weg, wie das Mädchen das, was ihr passiert ist ohne Folgeschäden überstehen kann: Das Kind brauche nun besonders viel Zuwendung und Sicherheit. „Entscheidend ist, dass Unterstützung erfolgt, damit das Erlebnis ohne psychische Folgeschäden verarbeitet werden kann“, sagte die stellvertretende Direktorin der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes und Jugendalters an der Berliner Charité der Deutschen Presse-Agentur.

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Sollten Folgeschäden auftreten sei es wichtig, diese schnell zu erkennen und zu behandeln. Dafür müsse sie nicht zwingend zu einem Therapeuten. Wichtig sei demnach, dass sich zum Beispiel die Mutter jetzt um das Mädchen kümmere. „Schön wäre es auch, dass man noch einmal mit dem Kind über das Erlebte spricht, es noch einmal aufgreift, in Worte fasst.“

Nicht jedes Kind entwickelt eine Folgestörung

05.11.2023, Hamburg: Spezialkräfte der Polizei sind am Flughafen im Einsatz. Ein bewaffneter Mann hält auf dem Airport seine vierjährige Tochter in seiner Gewalt. Hintergrund soll nach Polizeiangaben ein Sorgerechtsstreit sein. Foto: Bodo Marks/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Polizei und SEK evakuierten den Hamburger Flughafen
dbo cul, dpa, Bodo Marks

Denn: Nicht jedes Kind entwickle nach einem schwerwiegenden traumatischen Ereignis eine psychische Folgestörung. „Etwa 15 Prozent der Kinder sind betroffen“, so Winter.

Laut Expertin ganz besonders wichtig: Normalität. „Es ist auch wichtig, dass das Kind wieder einen normalen Alltag und eine Routine bekommt. Das vermittelt Sicherheit und Stabilität.“

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Das Geiseldrama vom Hamburger Flughafen

Samstagabend, 20 Uhr: Salman E. durchbricht mit seinem Auto eine Schranke, fährt aufs Rollfeld des Hamburger Flughafens neben eine Passagiermaschine von Turkish Airlines. Der 35-Jährige schießt in die Luft und wirft Molotowcocktails. Polizei und SEK evakuieren Tausende Passagiere. Das Ergebnis eines eskalierten Sorgerechtsstreits. Salman E. möchte mit seiner Tochter in die Türkei fliegen. Er hält das erst vier Jahre alte Mädchen 18 Stunden in seinem Auto gefangen. Nach stundenlangen Verhandlungen mit der Polizei stellt er sich. Das Mädchen kommt zurück zur Mutter. Unverletzt – zumindest körperlich. (dpa/sis)