Er starb während einer VeranstaltungTragischer Todesfall in Schloss Bellevue: Früherer DDR-Bürgerrechtler Werner Schulz ist tot

Der frühere DDR-Bürgerrechtler und spätere Grünen-Politiker Werner Schulz ist tot. Er starb am Mittwoch unter dramatischen Umständen, während einer Veranstaltung im Berliner Schloss Bellevue. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier kondolierte der Witwe Monika Schulz zum Tod: „Die Nachricht vom plötzlichen Tod Ihres Mannes, der heute hier bei uns im Hause so tragisch mitten aus dem Leben gerissen wurde, hat mich zutiefst bestürzt und macht mich sehr traurig. Ich spreche Ihnen und allen Angehörigen mein tief empfundenes Beileid aus“, schrieb er.

Privat
Der frühere DDR-Bürgerrechtler Werner Schulz.
deutsche presse agentur

Wiederbelebungsmaßnahmen waren erfolglos

Schulz wurde 72 Jahre alt. Das Bundespräsidialamt beendete die Veranstaltung zum 9. November vorzeitig und begründete dies mit einem Todesfall im Kreis der Teilnehmer. Es wollte umgehend die Angehörigen informieren.

Schulz soll am Rande der Tagung zusammengebrochen sein. Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, der Arzt ist, versuchte wohl noch, den Grünen-Politiker zu reanimieren. Dies gelang jedoch nicht.

Zuvor war aufgefallen, dass Schuster unmittelbar vor seiner vorgesehenen Rede den Großen Saal im Schloss Bellevue verließ - wegen eines „Notfalls“, wie die Moderatorin der Tagung sagte.

Bundespräsident kondoliert der Witwe

Bundespräsident Steinmeier würdigte den Verstorbenen als „Mensch, der sich aus vollem Herzen und mit großer Kraft sein Leben lang für die Demokratie und die Freiheit einsetzte.“

Schulz sei „einer jener mutigen Persönlichkeiten, denen wir alle in unserem wiedervereinten Land den Fall der Mauer verdanken.“ Er habe Schulz für „seine Courage, seine stets aufrechte Haltung und zugleich für seine Analysekraft zutiefst bewundert.“

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Schulz erhielt 2021 den Deutschen Nationalpreis

Schulz wurde am 22. Januar 1950 in Zwickau geboren. Er absolvierte ein Studium der Lebensmittelchemie und -technologie an der Humboldt-Universität Berlin. Seit 1968 war er in verschiedenen Oppositionsgruppen der DDR aktiv. 1989 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern des Neuen Forums, das er am Runden Tisch vertrat. 1990 wurde Schulz Mitglied die ersten frei gewählten Volkskammer der DDR. Vom Oktober 1990 bis Oktober 2005 gehörte er für Bündnis 90/Die Grünen dem Bundestag an, von 2009 bis 2014 dem Europaparlament.

Für seinen Einsatz für die Demokratie und für die Opposition in Russland wurde Schulz erst im vergangenen Juni mit dem Deutschen Nationalpreis geehrt. Der Bundespräsident und sein Vorgänger Joachim Gauck würdigten ihn als meinungsstarken Streiter für demokratische Werte. „Unsere Zeit, geprägt von zum Teil hasserfüllten, faktenleugnenden Debatten und einer bemerkenswerten Anzahl von Wutbürgern, die die liberale Demokratie ablehnen, braucht derartige Vorbilder“, sagte Gauck seinerzeit.

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