Sie behauptete ihr Tumor hätte die "Größe eines Footballs"
TikTokerin (19) gaukelt Krebsdiagnose vor und kassiert 37.803 Dollar Spenden
„Sie haben Krebs“ – für viele Menschen ist es die Horror-Nachricht schlechthin. So auch für Madison „Maddie“ Russo (19) aus den USA. Vor ca. einem Jahr wurde bei ihr Bauchspeicheldrüsenkrebs diagnostiziert, kurz darauf Leukämie, lässt sie ihre Follower wissen. Seither teilte sie ihren angeblichen Leidensweg auf der Plattform TikTok. Doch jetzt stellt sich heraus: Die 19-Jährige hat sich das alles komplett ausgedacht. Über mehrere Monate nutzt sich das Mitgefühl ihrer Community schamlos aus und kassiert dabei eine Menge Spendengelder.
15 Runden Chemotherapie und 90 Runden Bestrahlung hätte sie bereits überstanden

Über 439 ahnungslose Spender sympathisierten mit ihr und ihrem Schicksal. Mehr als 37.000 Dollar hat die 19-jährige Frau aus Iowa (USA) so durch ihren vorgetäuschten Kampf gegen den Krebs eingenommen. In der GoFundMe-Spendenkampagne, die inzwischen gelöscht wurde, hieß es: "Maddie unterzieht sich derzeit einer intensiven Chemotherapie und Strahlenbehandlung, die sie sehr krank macht.“ Allen Spendern wurde das Geld mittlerweile zurückerstattet.
Vor einem Jahr wendete sich die TikTokerin zum ersten Mal mit ihrer Diagnose an die Öffentlichkeit und behauptete, sie leide an Bauchspeicheldrüsenkrebs und habe einen Tumor in der „Größe eines Footballs“, der sich um ihre Wirbelsäule gewickelt hätte. In einem Interview mit der North Scott Press im Oktober 2022 behauptete Russo, dass die Ärzte ihr eine Überlebenschance von elf Prozent gegeben hätten. Das war allerdings, bevor sie den massiven, vermeintlich inoperablen Tumor entdeckten. 15 Runden Chemotherapie und 90 Runden Bestrahlung hätte sie zwischen Februar und Oktober letzten Jahres bereits überstanden, behauptete die Influencerin.
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„Viele medizinische Unstimmigkeiten" in den Social-Media-Posts

Anfang dieses Jahres bekommt Maddies Geschichte erste Risse, nachdem mehrere TikTok-Nutzer, die ihre Videos sahen, Bedenken äußerten. Sie wiesen darauf hin, dass einige ihrer medizinischen Geräte und deren Platzierung ihnen dubios vorkämen. Gleichzeitig kommen ihr die Behörden auf die Schliche, als sich anonyme Zeugen bei ihnen melden. Die Anrufer, offenbar selbst Mediziner, hätten „viele medizinische Unstimmigkeiten" in den Social-Media-Posts des Teenagers über ihren angeblichen Kampf gegen den Krebs festgestellt, so die New York Post Ende Januar. Darüber hinaus gaben die Ermittler an, dass viele von Maddies publizierten Fotos, von echten Krebspatienten gestohlen wurden.
Für 10.000 Dollar Kaution kam die 19-Jährige wieder frei
Kurz darauf durchsucht die Polizei die Wohnung der 19-Jährigen. Findet eine braune Papiertüte mit medizinischem Zubehör, eine Infusionsstange mit einer Ernährungspumpe, die mit Wattestäbchen gefüllt war und eine Perücke und Tabletten gegen Übelkeit, die auf den Namen eines Verwandten ausgestellt waren, so die Gerichtsunterlagen. Die Beamten beschlagnahmten außerdem ihre medizinischen Unterlagen. Sie stellten fest, dass Russo in keiner der medizinischen Einrichtungen in der Umgebung, in denen sie Patientin war, eine Form von Krebs oder ein Tumor diagnostiziert wurde.
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Am 23. Januar wurde Maddie Russo wegen Diebstahls ersten Grades verhaftet, ein Verbrechen, das in Iowa mit bis zu zehn Jahren Gefängnis bestraft wird, so das Eldridge Police Department. Gegen eine Kaution von 10.000 Dollar kam die junge Frau nur vier Stunden nach Festnahme wieder frei. Sie soll am 2. März erneut vor Gericht erscheinen. (jlü)