Rewe und Penny beenden Zusammenarbeit

Undercover- Tierschützer decken qualvolle Methoden im Hähnchenmastbetrieb auf

In diesem Hähnchenmastbetrieb in Thüringen haben Tierschützer verdeckt gefilmt.
In diesem Hähnchenmastbetrieb in Thüringen haben Tierschützer verdeckt gefilmt.
Aninova

Es sind Aufnahmen, bei denen sich bei wohl jedem der Magen umdreht!
Schwere Vorwürfe gegen einen Mastbetrieb in Thüringen: Dort soll den Tieren bei lebendigem Leibe die Haut aufgerissen worden sein – die Nottötungen sollen gegen das Tierschutzgesetz verstoßen haben! Zwei Undercover-Türschützer filmen offenbar unabhängig voneinander die Zustände vor Ort, schleusen sich 2019 und 2023 als Arbeiter ein. Verbraucherinnen und Verbraucher bekommen von all dem nichts mit – sie kaufen das Fleisch des Handelspartners Astenhof bei Rewe im Kühlregal. Auf der Verpackung prangt sogar noch das Siegel der Initiative Tierwohl. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.
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Qual-Betrieb in Thüringen: Video mit grausamen Methoden – Verstöße gegen Tierschutz

Der Undercover-Tierschützer Tim schleust sich 2019 in den Betrieb in Thüringen ein. Im Video, das die beiden Aninova e.V. (ehemals Deutsches Tierschutzbüro e.V) zuspielen, wurden die Worte der Mitarbeitenden per Gedächtnisprotokoll wiedergegeben. „Wir müssen mal sehen, ob das Tier krank ist“, soll eine Mitarbeiterin gesagt haben. Dazu zog sie den Tieren dort die Haut ab, erklärt Tim im Video. Die Mitarbeiterin soll dann den Zweck dieser brutalen Methode erklärt haben: „Da hast du normalerweise einen weißen Schleim drauf, wenn die Koliken haben. Sieht aus wie Rotze“, so die Worte aus dem Gedächtnisprotokoll.

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Besonders ins Gewicht fällt auch, dass die Hühner offenbar illegal notgeschlachtet worden sein sollen. Per Gesetz müssen kranke und verletzte Tiere durch eine Nottötung von ihrem Leid erlöst werden. Die Hühner müssen dabei laut Vorschrift durch einen Schlag auf den Kopf betäubt werden – anschließend muss ihnen, beispielsweise mit einer Zange, das Genick gebrochen werden. Im Video prangern die Tierschützer an, dass es dagegen massive Verstöße gegeben haben soll. So sollen Mitarbeitende den Kopf einiger Hühner offenbar so lange umgedreht haben, bis das Tier vermeintlich tot war. Eine Frau habe außerdem erzählt, dass sie noch nie eine Zange genutzt hatte, um die Tiere zu töten. Gegenüber den Undercover-Ermittlern sollen die Mitarbeitenden oftmals angegeben haben, dass die illegale Art der Tiertötung einfacher und schneller gehe.

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Hähnchenmastbetrieb in der Kritik: Hühner zusammengepfercht ohne Licht und frische Luft

In dem Betrieb bei Jena in Thüringen werden 20.000 Tiere pro Halle gehalten, pro Jahr zehn Millionen Hühner gemästet. Es ist einer der größten Hähnchenmastbetriebe Deutschlands. Bilder zeigen, wie dutzende Tiere in der Halle zusammengepfercht sind. „Sie sind in einem Raum, wo sie die Sonne nicht sehen, sie kriegen keine frische Luft. Es ist die ganze Zeit super stickig. Man hat viele Tiere gesehen, die verletzt waren, die nicht mehr ans Wasser kamen, die dann verdurstet sind“, sagt der Tierschützer Tim. Als sein Kollege Max sich 2023 ebenfalls als Mitarbeiter in den Betrieb einschleust, erlebt er offenbar dieselben Zustände wie zuvor Tim. Im Video gibt er an, er sei derselben Mitarbeiterin zugeteilt worden. „ Sie hat die Hühner eigentlich durchgehend am Kopf gepackt und durch sehr heftiges Drehen hat sie das Genick gebrochen“, sagt er.

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Qualvolle Methoden in Hähnchenmastbetrieb: Rewe und Intiative Tierwohl distanzieren sich

Aninova hat das Material der Polizei übergeben, die Ermittlungen dauern an. Eine Strafanzeige sei eingegangen, bestätigt Oberstaatsanwalt Thomas Riebel auf RTL-Anfrage. Schockiert über den Vorfall zeigte sich kurz darauf sowohl die Initiative für Tierwohl, als auch Astenhof. Die Hähnchen, die in dem Mastbetrieb geschlachtet werden, werden primär unter dem Handelsnamen „Astenhof“ verkauft. „Astenhof“ gehört zur Sprehe-Gruppe – einem der größten Unternehmen der Geflügelbranche. In einem Statement des Unternehmens heißt es dazu: „Für uns von Astenhof und für die gesamte Sprehe-Gruppe gehört das Wohlergehen der Tiere zur Unternehmenskultur, die für alle Mitarbeitenden verbindlich ist. Tierschutzverstöße werden von uns nicht toleriert“. Mitarbeitende würden deshalb umfangreich geschult werden, ebenso würden oft auch unangemeldete Kontrollen auf allen Produktionsebenen angeordnet.

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Die Vorwürfe würde das Unternehmen sehr ernst nehmen, heißt es weiter. Es habe den Mastbetrieb deshalb umgehend mit dem Videomaterial konfrontiert. „Soweit im Videomaterial zu sehende Personen identifiziert werden konnten, handelt es sich um einzelne ehemalige Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die bereits seit Jahren nicht mehr im Betrieb tätig sind, aber auch zuvor nicht durch tierschutzrechtliche Verstöße aufgefallen sind. Gegenüber einer weiteren Person, die dabei zu erkennen ist, wie sie augenscheinlich tierschutzwidrige Nottötungen vornimmt, wird der Betrieb in aller Klarheit arbeitsrechtliche Maßnahmen einleiten“, heißt es weiter.

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Verkauft wird das Geflügelfleisch unter anderem auch bei Rewe und Penny. „Auch wir nehmen die genannten Vorwürfe sehr ernst. Die Rewe Group toleriert grundsätzlich keine Verstöße gegen den Tierschutz, ganz gleich, ob diese von einem Lieferanten oder einer von ihm beauftragten Firma begangen wurden“, erklärt ein Rewe-Sprecher auf Anfrage von RTL.

„Wir haben nach Kenntnis der Vorwürfe unmittelbar reagiert und sichergestellt, dass wir mit sofortiger Wirkung kein Geflügelfleisch mehr von dem betreffenden Mastbetrieb beziehen“, so Rewe weiter.

Auch die Initiative Tierwohl hat der Firma offenbar ihr Siegel entzogen. „Astenhof“ habe den Mastbetrieb ab sofort vorsorglich aus der eigenen Lieferkette für Frischgeflügel herausgenommen. Diese Entscheidung soll so lange andauern, bis die Vorwürfe geklärt seien. Der Betrieb selbst war, wie es in einem Medienbericht der Volksstimme heißt, bislang nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. (ibü)