Initiator wollte nur Doku bewerbenAngebliche Morddrohung gegen Eisbär in Berlin war PR-Aktion

Eisbärin Hertha aus dem Tierpark Berlin war nie in Gefahr. Hinter der Aktion steckt der Journalist Michel Abdollahi.
Eisbärin Hertha aus dem Tierpark Berlin war nie in Gefahr. Der Journalist Michel Abdollahi ist der Autor der ausgedachten Drohung.
dpa/Pressekonferenz Tiergarten Berlin

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Es klingt alles furchtbar ernst: Der Berliner Tierpark schlägt Alarm. Seine Eisbärin Hertha würde von einem Jäger Morddrohungen bekommen. Doch bei der Pressekonferenz des Tierparks kommt jetzt heraus: Es war alles eine Lüge! Ausgedacht, um Werbung für eine Youtube-Doku zum machen.
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Michel Abdollahi will auf Eisbärenjagd aufmerksam machen

Michel Abdollahi
Moderator Michel Abdollahi ist Journalist und TV-Moderator.
deutsche presse agentur

„Es tut mir leid, dass ich Sie auf anderen Wege nicht hier herbekommen hätte.“ Mit diesen Worten begrüßt Michel Abdollahi die Medienvertreter zu Beginn der Zoo-Konferenz am Mittwoch (28. Februar). Der 42-Jährige ist bekannter Journalist und TV-Moderator und klärt auf: „Hertha ist nicht bedroht. Hertha gehört zu den ganz wenigen Eisbären auf der Welt, die nicht bedroht sind, da sie in einem Zoo lebt. Dafür sind alle anderen Eisbären auf der Welt bedroht.“

Lese-Tipp: Will ein Jäger Zoo-Eisbärin Hertha erschießen?

Der Journalist erzählt, dass er eine fünfteilige Dokumentation produziert hat. Dabei hat er unter anderem eine Eisbärenjagd am Nordpol begleitet. Damit diese Missstände mehr Aufmerksamkeit bekommen, postet er anonym in einer Telegram-Gruppe, dass ein Jäger Eisbärin Hertha im Berliner Tierpark erschießen wollen würde. „Natürlich interessieren wir uns für Hertha, weil Hertha kennen wir. Also alle für Hertha, aber keiner für alle“, rechtfertigt der Moderator die Aktion.

Tierpark Berlin hat Promo-Aktion unterstützt

Berliner Eisbär Hertha
Eisbärin Hertha lebt im Tierpark Berlin.
deutsche presse agentur

Der Tierpark Berlin hat die Promo-Aktion unterstützt: „Was wir von Anfang an klargestellt haben, ist, dass wir keine Falschinformationen streuen und keine Falschinformationen herausgeben werden“, sagt eine Zoo-Sprecherin während der Pressekonferenz. Daher ist der Tierpark am Montag und Dienstag (27. Februar) für eineinhalb Tage bis zur Pressekonferenz nicht zu erreichen.

Dazu hat der Park am Montag (26. Februar) das Eisbärengehege gesperrt und behauptet, dass die für den Vormittag geplante Eisbären-Veranstaltung ausfallen müsste. Im Nachhinein klärt die Sprecherin auf, dass der Grund eine geplante Reinigung gewesen sein soll.

Der Tierpark hat also das Jäger-Gerücht nicht aktiv verbreitet, aber auch nichts für eine Richtigstellung getan: „Das war unser Beitrag, weil wir denken, dass es tatsächlich irgendwelcher anderer Maßnahmen bedarf, als die, die wir sonst ergriffen haben.“

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Michel Abdollahi hat kein Schuldbewusstsein

Auf die Frage, wie der Tierpark den zu Fake News stehe, mischt sich Michel Abdollahi ein und sagt: „Wenn irgendwer in irgendeinem Forum, wo 30 Leute drin sind, irgendwas postet, was nach zehn Sekunden gelöscht ist, reden wir nicht von Fake News und Falschmeldungen.“ Damit meint der er seine erstellte Telegram-Nachricht, die das Gerücht in die Welt gesetzt hat. Auf die Verbreitung habe der TV-Moderator keinen Einfluss gehabt. Doch offenbar hat der Journalist mit dem Tierpark zusammen eine Strategie entwickelt, um möglichst viel Aufmerksamkeit zu bekommen.

Lese-Tipp: Was ist echt und was nicht? So entlarven Sie Fake-Videos!

„Ich hab vor einigen Jahren beschlossen, dass ich Journalist bin, in allem, was ich mache. Aber wenn es um den Klimawandel geht, da muss ich mich zum Aktivisten verändern“, sagt der TV-Moderator, der vor der Aktion nicht die Polizei in Kenntnis gesetzt hat.

Ein Schuldbewusstsein für den von ihm verursachten Aufruhr hat er nicht, sagt er selbst. Ein merkwürdiger Beigeschmack bleibt. (jsi)