Vermittlungsstopp zum FestTierheim-Mitarbeiter appellieren: Haustiere sollten auf keinen Fall unter dem Weihnachtsbaum landen

Schmuck, Spielzeug und all die anderen Geschenke, über die wir uns normalerweise freuen, können bei dieser Wunschvorstellung kaum mithalten: Wie toll wäre es, wenn unterm Weihnachtsbaum ein Welpe liegen würde! Für viele Tierliebhaber und Kinder wohl DIE Weihnachtsüberraschung schlechthin.
Doch eigentlich ist klar: Tiere sind Lebewesen. Und Lebewesen sind als Geschenk in der Regel völlig ungeeignet. Damit dies erst gar nicht geschieht, verhängen viele Tierheime über Weihnachten einen Vermittlungsstopp. So soll dafür gesorgt werden, dass Hund, Katze und Co. nicht sofort, wenn die anfängliche Freude ihrer Herrchen und Frauchen schwindet, wieder abgegeben werden.
Tiere als Weihnachtsgeschenk? Besser nicht!
Die Vorsitzende der Tierhilfe Franken e.V., Carmen Baur, erklärt im RTL-Interview, dass Tiere kein geeignetes Weihnachtsgeschenk darstellen: „Unsere Tierhilfe zum Beispiel hat über Weihnachten nur für Notfälle geöffnet. Eine Tiervermittlung findet zu der Zeit nicht statt. Wobei man sagen muss, dass wir das das ganze Jahr über so handhaben, da wir verantwortungsvoll vermitteln wollen. Im Januar sollte selbstverständlich genauso intensiv nachgebohrt werden, wie an Weihnachten oder anderen Tagen. Dass Vor- und Nachbesuche stattfinden können, ist essenziell“, so Baur.
Tiere haben lauten der Vorsitzenden nichts unter dem Weihnachtsbaum zu suchen. „Darüber brauchen wir nicht zu reden.“ Leider, so sagt sie, gebe es immer wieder unvernünftige Menschen: „Die sagen dann beispielsweise ‘Ja, jetzt im Moment passt es mir gut, aber darüber, wie es in einem halben Jahr aussieht, habe ich mir noch gar keine Gedanken gemacht’. Solche Antworten hören wir immer wieder. Die Leute planen nicht vorausschauend genug.“
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Für sie sei die Entscheidung, dass so viele Tierheime daher einen Vermittlungsstopp vor Weihnachten einführen, absolut nachvollziehbar. Sie sagt: „Vor allem weil es im Moment wirklich so ist, dass mehr Tiere abgegeben werden als es Leute gibt, die sie aufnehmen.“ Dies bereite ihr Sorgen. Die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie, einer Zeit, in der sich viele Menschen dank Home Office und Co. Tiere zugelegt haben, spüre man noch immer. „Auf den einschlägigen Internetportalen waren die Tier-Preise, angeboten von Hobbyzüchtern oder Vermehrern, vor einem Jahr noch total hoch. Jetzt nicht mehr, jetzt sind die Preise gesunken. Und das ist problematisch“.
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Noch unsicher, ob ein Tier ins eigene Leben passt? Bieten Sie sich als Pfleger an!
Schon im letzten Jahr, im Dezember 2021, hatte die hessische Landestierschutzbeauftragte Madeleine Martin davon abgeraten, Tiere zu verschenken und daher an interessierte Tierhalter in spe appelliert, die Feiertage lieber als Testphase für ein Leben mit Vierbeiner zu nutzen. „Wenn man ein Tier möchte, bietet es sich an, dass man einfach mal in den Ferien der Kinder – oft sind ja die Kinder die treibende Kraft – ein Tier in Urlaubspflege nimmt und schaut, ob es überhaupt ins eigene Leben passt", sagte Martin der Deutschen Presse-Agentur.
Auch die Vorsitzende der Tierhilfe Franken e.V., Carmen Baur, befürwortet eine solche Testphase und empfiehlt, sich als Pflegefamilie anzubieten: „Wenn jemand wirklich Interesse daran hat, einen Hund oder eine Katze – oder aber auch irgendein anderes Tier – bei sich aufzunehmen, dann kann man dies tun, und zwar indem man sich als Pfleger anbietet. Das Tier ist dann für einige Wochen oder Monate da, bis es vermittelt wird. Wenn man dann denkt, dass es wirklich passt, dann hat man eine wichtige Erkenntnis gewonnen. Und wenn es nicht passt – dann eben auch, dann lässt man es nämlich hoffentlich sein.“
Wenn man sich als Pfleger anbietet, komme man als Tierliebhaber nicht nur auf seine Kosten, man tut auch noch Gutes, erklärt Baur. Schließlich hole man ein Tier aus seinem Zwinger und bietet ihm zumindest für einen überschaubaren Zeitraum ein schönes Zuhause. Und: „Man vermeidet, dass man sich für immer bindet, obwohl man das eigentlich noch gar nicht guten Gewissens tun sollte.“
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Vermittlungsstopp vor Weihnachten
Zwar werde jedes Jahr aufs Neue appelliert, Tiere nicht an Weihnachten zu verschenken, sagte die Landesbeauftragte Martin mit Blick auf die Gefahr, dass die Anschaffung in diesen Fällen auch unüberlegt erfolgen und die Haltung später überfordern könnte. Doch das Problem bestehe fort.
Aber: Tierisches könne man gleichwohl unter den Weihnachtsbaum legen – allerdings in Form von Büchern zu den Themen Hund, Katze und Co. (dpa/kmü/vdü)