Misshandlungen in der Kindheit spielen eine große Rolle
Studie: Warum Impfskepsis oft einen zutiefst traurigen Grund hat

Menschen, die sich absolut nicht impfen lassen wollen, haben dafür vielleicht einen guten, aber sehr traurigen Grund: tiefstes Misstrauen. Denn wer in seiner Kindheit durch Gewalt traumatisiert wurde, zögert dreimal so häufig, sich impfen zu lassen, als Menschen ohne Misshandlungserfahrungen. Diese Übereinstimmung fanden walisische Forscher in einer repräsentativen Umfrage, berichtet das Ärzteblatt.
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Massives Misstrauen in Medizin und Gesundheitssystem
Ein kleiner Piks – und schon schütze ich mich und die Menschen um mich herum vor einer gefährlichen Erkrankung. Nebenwirkungen: In der Regel eher so eine Art harmloser Impf-Kater. Risiken: Statistisch gesehen so gering, dass einer eher vom Blitz getroffen wird. Aber warum wollen manche Menschen sich trotzdem um keinen Preis impfen lassen?
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Laut einer neuen Studie aus Großbritannien ist die Ursache häufig: massives Misstrauen in die Medizin und das Gesundheitssystem. Ein sehr tief liegendes Misstrauen: Denn den Forschern um Gesundheitsökonom Prof. Mark Bellis von der Bangor University zufolge hängt es mit traumatisierenden Erlebnissen und Misshandlungen in der Kindheit zusammen.
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2.200 Erwachsene wurden repräsentativ befragt
Denn durch Telefon-Interviews wollten die Forscher herausfinden, ob Kindheitstraumata mit dem Vertrauen in das Gesundheitssystem, dem Einhalten von Regeln und der Impfskepsis zusammenhängen. Die Ergebnisse der repräsentativen Umfrage unter mehr als 2.200 Erwachsenen in Wales veröffentlichten die Wissenschaftler jetzt in der Fachzeitschrift BMJ Open. Die Befragung fand zwischen Dezember 2020 und März 2021 statt.
Eines der Resultate: Wer sich gegen einen Mund-Nasen-Schutz positionierte, gab in der Telefonumfrage auch viermal häufiger an, mindestens vier Arten von Kindheitstraumata erlebt zu haben. Als Kindheitstraumata sind körperliche, seelische und sexuelle Misshandlungen oder Vernachlässigung definiert.
Häufige Kindheitstraumata: Ein Füntel lehnt Impfung ab
Auch die Zahl der Impfgegner nahm mit Zunahme der Traumata zu: Unter denjenigen, die angaben, keine Kindheitstraumata erlebt zu haben, zögerten nur fünf Prozent sich impfen zu lassen. Unter jenen mit einer Art von Traumata waren es schon gut sieben Prozent, bei zwei bis drei Arten von Traumata zehn Prozent und jene, die vier oder gar mehr Arten von Traumata in ihrer Kindheit erlebt hatten, äußerte sich schon ein Fünftel der Befragten skeptisch gegenüber Impfungen. Auch mit zunehmendem Alter nimmt die Impfskepsis der Studie nach zu.
Allerdings: Da es sich um eine Beobachtungsstudie handelt, könne eine Ursache daher nicht eindeutig festgestellt werden, gaben die Autoren zu bedenken. Außerdem waren Frauen über- und Angehörige ethnischer Minderheiten unterrepräsentiert. (ija)
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