Mediziner ordnet ein
Inzidenz steigt um 60 Prozent: Rollt die Herbstwelle jetzt richtig los?

So wirklich überrascht es niemanden: Der Herbst erhält Einzug und prompt steigt die Zahl der Corona-Ansteckungen wieder an. Und zwar kräftig! Das Robert Koch-Institut (RKI) gab die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz am Samstag (1. Oktober) mit 497,0 an. Erst vor einer Woche lag der Wert noch bei 308,9 – ein Anstieg innerhalb weniger Tage um etwa 60 Prozent! Nimmt die Herbstwelle jetzt also richtig Fahrt auf? Und sollten wir damit auch wieder vorsichtiger werden – oder wird dieser Corona-Herbst ganz anders als die beiden vorherigen?
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Lauterbach: "Der Herbst wird nicht leicht werden“
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach betonte am Freitag (30. Spetember) mit Blick auf das aktuelle Pandemie-Geschehen: „Wir befinden uns ganz klar am Beginn einer Herbst- und Winterwelle". Corona stehe derzeit zwar nicht mehr so stark im Vordergrund der Öffentlichkeit. Es müsse aber alles dafür getan werden, um eine "zusätzliche Stresssituation" zu vermeiden. Denn die Welle werde nicht von alleine enden. „Der Herbst wird nicht leicht werden“, erklärte Lauterbach in Berlin.
Dass die Infektionszahlen jetzt steigen, sei völlig logisch, betont Allgemeinmediziner Dr. Christoph Specht im Gespräch mit RTL. "Wenn wir uns die anderen Infektionskrankheiten anschauen, werden wir genau das gleiche feststellen. Das ist im Herbst eben so". Mithilfe der Impfung könne man sich zwar gut vor schweren Krankheitssymptomen schützen, doch: "Da das Virus nun mal sehr ansteckend ist, können wir den Infektionen nicht ausweichen."
Der Mediziner hält es dabei für falsch, sich zu sehr auf die steigenden Zahlen zu fokussieren. „Das Virus ist überall und natürlich macht es auch weiterhin Infektionen. Nur: Aufgrund zum einen der Omikron-Variante, die nicht mehr so schlimm ist wie die vorherigen – Delta zum Beispiel – und vor allem aufgrund der gestiegenen Immunität in der Bevölkerung, stellt das Coronavirus nicht mehr die Gefahr dar wie vor einem oder zwei Jahren.“ Das wesentlich größere Problem seien die vielen beruflichen Krankheitsausfälle durch die Herbstwelle - auch in kritischen Infrastrukturen wie Krankenhäusern.
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Corona-Zahlen explodieren: Ist jetzt wieder mehr Vorsicht geboten?
Wie vorsichtig sollen wir uns also in den kommenden Monaten verhalten? Nicht mehr feiern zu gehen, beim Einkaufen wieder Maske zu tragen oder sich aus dem Sozialleben zurückzuziehen, das hält Dr. Specht in diesem Corona-Herbst nicht für geboten.
Mit wenigen Einschränkungen: Maske tragen - das mache in manchen Fällen durchaus Sinn. Etwa weil man in den nächsten Tagen an einer Veranstaltung teilnehmen und sich vorher nicht anstecken möchte. "Dann muss man das ganz konsequent machen, das ist durchaus möglich. Und da sollte man auch nicht drüber lachen", so der Mediziner. Auch für betagte oder schwerkranke Menschen könne das Masketragen weiterhin sinnvoll sein. Für die Allgemeinbevölkerung jedoch, glaubt Specht, sei eine Pflicht zum Tragen einer Maske aktuell "auf gar keinen Fall wissenschaftlich begründbar". (dhe)
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