Erst der linke, dann der rechte Arm?
Grippeimpfung und Corona-Impfung: Welche Impfstoffe darf man noch kombinieren? Arzt klärt auf

Sind Sie mit Ihren Impfungen aktuell auf Stand? Im Herbst schauen viele noch einmal in ihren Impfpass, manchmal steht auch ein Urlaub an, oder womöglich die vierte Corona-Impfung. Ab Oktober beginnt die Grippesaison, daher bieten ab Samstag (1. Oktober 2022) auch Apotheken die Grippeimpfungen und Corona-Schutzimpfungen an – wenn gewünscht, sogar während ein und desselben Termins. Warum geht das ohne Abstand und welche Impfungen können noch problemlos miteinander kombiniert werden? Der Allgemeinmediziner und Medizinjournalist Dr. Christoph Specht klärt auf.
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Grippe-Impfung mit Corona-Impfung kombinieren? Kein Problem!
Sind zwei Impfungen nicht zu viel fürs Immunsystem? Offenbar nicht, wie sich aktuell bei der Organisation von Impfungen in Apotheken zeigt. „Man kann in einem Termin gegen Corona und gegen Grippe geimpft werden – die eine Injektion in den einen Arm, die andere in den anderen“, beschreibt der Chef des Apothekenverbands Nordrhein Thomas Preis gegenüber der „Rheinischen Post.“
Klingt praktisch und wäre für viele Impfwillige sicher eine Zeitersparnis. Doch hat man nicht sonst so viel Wert auf Abstände zwischen zwei Impfungen gelegt?
Experte: Totimpfstoffe können hervorragend mit anderen Totimpfstoffen kombiniert werden
„Die mRNA-Impfung gilt als eine sogenannte ‘Totimpfung’, weil kein lebendes Virus im Impfstoff enthalten ist. Mittlerweile ist klar, dass man die mRNA-Impfstoffe hervorragend mit anderen Totimpfstoffen kombinieren kann. Das wusste man zu Anfang der Corona-Pandemie noch nicht sicher“, erklärt Mediziner Dr. Christoph Specht im Interview.
Die Grippeimpfung sei nämlich auch ein Totimpfstoff. Deswegen sei eine Kombination möglich und auch kein Problem fürs Immunsystem. Wichtig dabei sei lediglich, dass mein die beiden Totimpfstoffe nicht in die gleiche Stelle injiziert.
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Arzt: „Totimpfstoffe nicht mit Lebendimpfstoffen kombinieren“
Doch nicht jeder Impfstoff kann mit einer anderen Impfung zeitnah verimpft werden. „Man sollte Totimpfstoffe nicht mit Lebendimpfstoffen kombinieren“, schildert Specht. So sei beispielsweise eine Kombination der Corona-Schutzimpfung mit Impfungen gegen Mumps, Masern, Röteln nicht möglich, weil es sich hierbei um Lebendimpfstoffe handelt. Doch diese drei Lebendimpfstoffe (MMR) könnten wiederum zusammen verimpft werden.
Bei dieser Impfung würde die Immunantwort deutlich stärker ausfallen als bei Totimpfstoffen. „Wenn man zu einem Lebendimpfstoff gleichzeitig auch einen Totimpfstoff spritzen würde, passiert zwar nichts Schlimmes, aber beispielsweise würde die mRNA-Corona-Impfung ihre Wirkung nicht entsprechend entfalten“, klärt der Mediziner auf. Salopp formuliert, würde der Lebendimpfstoff die Totimpfung „auffressen“. Dann wäre es so, als hätte keine Impfung stattgefunden.
Ihre Meinung ist und wichtig! Planen Sie aktuell eine vierte Impfung gegen das Coronavirus?
Mediziner: Reiseimpfungen sind meistens Totimpfstoffe
Mit Totimpfstoffen wird zum Beispiel auch gegen Tetanus, Hepatitis A und B, Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME – im Volksmund: „Zeckenimpfung“), Keuchhusten, Pneumokokken- und Meningokokken-Erkrankungen geimpft.
Auch bei den meisten Reise-Impfungen würde es sich in der Regel um Totimpfstoffe handeln. Außer zum Beispiel bei der Gelbfieber-Impfung, die auch nicht mit anderen Totimpfstoffen kombiniert werden sollte, schildert der Arzt. Der Impfstoff gegen Gelbfieber ist ein abgeschwächter Lebendimpfstoff. Er löst eine Immunantwort aus, ohne dass die Krankheit zum Ausbruch kommt.