Fehler bei der künstlichen Befruchtung
Sperma vertauscht: Plötzlich hat Jessica (29) einen anderen Vater
Weihnachten, das große Familienfest! Doch statt guter Stimmung und schöner Geschenke gibt es für eine junge Frau in den USA 2020 die Nachricht, dass ihr Vater gar nicht ihr Vater ist. Der Grund: Keine plötzliche Offenbarung der Mutter - nein. Ein Ahnen-DNA-Test bringt es ans Licht! Wie sich herausstellte, hatte eine Klinik für künstliche Befruchtung das Sperma vertauscht - denn Jessica ist ein In-Vitro-Baby. Die Familie fällt aus allen Wolken - und verklagt jetzt Arzt und Klinik von vor 30 Jahren. Das berichtet MailOnline.
Jeanine und Mike wollten ihr Glück perfekt machen
Lange hatten Jeanine und John genannt Mike versucht, ihr Glück perfekt zu machen: Sie wünschten sich ein gemeinsames Kind. Da es auf natürlichem Weg nicht funktionieren wollte, versuchten sie es wie so viele Paare auf anderem Weg. 1991 gingen sie deshalb in das Akron City Hospital zu Dr. Spirtos, dem damaligen Leiter der Abteilung für Reproduktionsendokrinologie und In-vitro-Fertilisation, um eine künstliche Befruchtung durchführen zu lassen. Und waren überglücklich, als 1992 endlich Tochter Jessica zur Welt kam. Die Kosten für das Verfahren, das heute nur noch zwischen umgerechnet 250 und 900 Euro kosten kann, mussten sie aus eigener Tasche bezahlen.
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Ein Weihnachtsgeschenk zerstört 2020 ihre Welt
Seitdem sind Mutter Jeanine, Vater Mike und Tochter Jessica Harvey eine kleine glückliche Familie. Und das werden sie wohl auch bleiben, obwohl ihre Welt nicht nur Risse bekommen hat - sie ist regelrecht in sich zusammengestürzt. Durch einen Ancestry-Test, den die Eltern ihrer Tochter Jessica 2020 zu Weihnachten geschenkt hatte, kommt heraus: Ihr Vater Mike ist gar nicht ihr biologischer Vater. Denn der kommerzielle DNA-Test sieht irische, deutsche, englische, walisische und französische Verwandte - aber überhaupt keine in Italien. Aber von dort stammt Mikes Familie ursprünglich!
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„Wie das Aufwachen in einem fremden Leben“
Die Harveys müssen schockiert erkennen, dass es vor fast 30 Jahren im Krankenhaus zu einer Verwechslung gekommen sein muss. Ungläubig lassen sie sich die Ergebnisse von einem anderen Gentest-Unternehmen bestätigen. Jessica und ihr Vater machen einen Vaterschaftstest. Alles bestätigt sich! Mike sagt, es sei "wie das Aufwachen in einem fremden Leben" gewesen. "Als Ehemann und Vater ist es extrem schwierig, seine Familie leiden zu sehen", sagte er laut MailOnline. Zu erfahren, dass die gesamte Realität nicht so sei, wie man sie sich vorgestellt habe, sei schwer zu verkraften. "Wir können nicht mehr unsere privaten italienischen Witze erzählen und unsere kleinen italienischen Zusammenkünfte genießen, es ist einfach zu schmerzhaft für Jessica", erzählt Mutter Jeanine.
Jessica hat ihren biologischen Vater gefunden
In der Zwischenzeit hat Jessica sogar ihren echten biologischen Vater ausfindig gemacht. Er war mit seiner Ex-Frau etwa zur gleichen Zeit ebenfalls Patient der Fruchtbarkeitsklinik - aber ohne Erfolg, das Paar blieb kinderlos. Jessica erzählt, es habe einiges an Spürnasenarbeit gekostet, ihn zu finden. Nachdem sie mit ihrem biologischen Vater, dessen genaue Identität nicht bekannt ist, online in Kontakt getreten war, spricht sie mit ihm am Telefon und teilt ihm ihren Verdacht mit. "Das sind großartige Neuigkeiten. Ich habe mein ganzes Leben lang gedacht, dass ich keine Kinder habe, und das ist eine großartige Nachricht. Ich habe eine Tochter", soll er daraufhin gesagt haben. Ein weiterer DNA-Test belegt schließlich: Der bis dato völlig fremde Mann ist zu 99,99 Prozent Jessicas Vater.
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Die Familie verklagt den Arzt und das Krankenhaus
"Es hat ein Trauma verursacht, das ich mir nie hätte vorstellen können", sagte Jeanine in einer Pressekonferenz, wie USA Today berichtet. "Es hat mich jedes Quäntchen Kraft gekostet, für meine Familie und für mich selbst stark zu bleiben, während wir versuchen, weiterzumachen. Mike ist mein Mann, Jessica ist meine Tochter, kein DNA-Test wird daran etwas ändern." Trotzdem will die Familie den Arzt von vor fast 30 Jahren, Dr. Spirtos, und das Krankenhaus wegen ärztlichen Fehlverhaltens, Fahrlässigkeit und fehlender Einwilligung nach Aufklärung zur Rechenschaft ziehen. Und hat deswegen mit der Unterstützung der Kanzlei Peiffer Wolf Carr Kane Conway & Wise Klage eingereicht.
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Vorschriften müssen geändert werden
Neben der finanziellen Entschädigung will die Familie aber auch Veränderungen bewirken. „Die Vorschriften müssen geändert werden“, sagt Jeanine. „Das darf im Jahr 2022 nicht mehr passieren.“ Sie wisse, dass sie mit dem Schmerz nicht allein seien. Viele andere Familien hätten dieselben unvorstellbaren Umstände erlebt und seien gezwungen, ihr Leben wieder in Ordnung zu bringen, fügte sie hinzu. Adam Wolf, einer ihrer Anwälte, sagt: „Man kann nicht in der Zeit zurückgehen und die Dinge ändern. Das Einzige, was man zum jetzigen Zeitpunkt tun kann, ist, Rechenschaft zu fordern und Regulierung und Aufsicht zu verlangen, damit nicht noch mehr Menschen in die Situation der Harveys geraten.“ (ija)