Wie Bisons Waldbrände verhindern sollen

Spaniens schwerster Feuerwehrmann wiegt 900 Kilo

Jedes Jahr ist Europas Süden von verheerenden Waldbränden betroffen. Schuld sind neben der jahrelangen Dürre auch der Rückgang von Schafherden, die eigentlich das trockene Unterholz wegfressen sollen, auf dem sich die Feuer ausbreiten. In Spanien gibt es Abhilfe - etwas größer und umfangreicher als Schafe, aber mindestens genauso effektiv: Bisons. Die riesigen Rindviecher beseitigen das Unterholz, zerkleinern herumliegende Bäume. Sie sind Gärtner und Feuerwehr in einem! Das ist klasse für den Wald, aber auch für die Population der Tiere. Ein Win-win-Situation!

Bisons fressen jeden Tag bis zu 35 Kilo Pflanzen

Nationalpark
Bison-Experte Fernando Morán

Wie gut sich die erst vor einem guten Jahrzehnt in Spanien ausgewilderten Tiere eingelebt haben, erklärt Fernando Morán. Er leitet seit zehn Jahren mehrere Bison-Reservate im Norden des Landes. „Die Biologie der Europäischen Bisons liegt darin, alle möglichen Arten von Pflanzen zu essen. Das ist eine wichtige Charakteristik der Tiere. Denn so werden die Wälder aufgeräumt und Brände verhindert. Es ist einfach nicht genügend brennbares Material vorhanden", erklärt der 50-Jährige. Bisons verputzen 30 bis 35 Kilogramm pro Tag. Das geht nicht spurlos an ihnen vorüber: bis zu 900 Kilogramm werden Männchen schwer, die kleineren Weibchen kommen immerhin auf gut 600 Kilogramm.

Bisons essen keine Baumstämme, aber sie reiben sich an ihnen und entfernen so die Rinde. Außerdem sind die Tiere echte Brocken – bis zu drei Meter groß, die bei ihren Streifzügen Äste abbrechen und so dafür sorgen, dass Lücken in der Vegetation entstehen. Durch diese natürliche Rodung kann das Gras besser wachsen. Folge: weniger Feuer. Und wenn es doch einmal brennt, können sich die Flammen nicht so unkontrolliert ausbreiten.

Bisons waren in Europa schon fast ausgestorben

Ein Wisent grast am 10.10.2012 im Artenschutz-Projekt «Wisent-Wildnis» in Bad Berleburg (Nordrhein-Westfalen) auf einer Wiese des Schaugeheges. In den ersten drei Wochen seit der Eröffnung des Projekts haben die vor 100 Jahren fast ausgestorbenen europäischen Bisons schon mehr als 5000 Besucher angelockt. Foto: Jörg Taron/dpa (zu dpa-KORR: «Bison-Verwandte sollen im Siegerland heimisch werden» vom 15.10.2012) ++
Artenschutz-Projekt "Wisent-Wildnis" n Bad Berleburg (Nordrhein-Westfalen) auf einer Wiese des Schaugeheges.
picture alliance / dpa | Jörg

Europäische Bisons, auch als Wisente bekannt, waren einst in Gesamt-, Zentral- und Südeuropa verbreitet, wurden aber ebenso wie das amerikanische Pendant von den Menschen gnadenlos gejagt und fast ausgerottet. In den 1920er Jahren gab es in Europa nur noch 56 Exemplare. Mit diesen wenigen Tieren wurde geforscht und gezüchtet.

Nach und nach gelang es, quer über den Kontinent Tiere auszuwildern und natürliche Herden entstehen zu lassen. Nicht nur in Spanien. Weitere Beispiele sind Polen und Rumänien. Wer Wisente in ihrer natürlichen Umgebung beobachten möchte, muss aber nicht in die Karpaten reisen, denn es gibt auch eine Population in der Nähe von Bad Berleburg im Sauerland.

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In Holland sichern Bisons den Bestand der Dünen

Wisent, Europaeischer Bison (Bison bonasus), Herde in Duenenlandschaft, Niederlande, Overveen | European bison, wisent (Bison bonasus), herd in dune landscape, Netherlands, Overveen
Auch in den Dünen an der Nordseeküste fühlen sich Bisons pudelwohl.
picture alliance / blickwinkel/AGAMI/R. Riemer | AGAMI/R. Riemer

Selbst im Norden der Niederlande streift eine Herde durch die Dünen. Seit 2007 leben Wisente in „Het Kraansvlak“ in einem abgegrenzten Teil des Nationalparks Zuid-Kennemerland in der Nähe von Haarlem. Das mag auf den ersten Blick überraschend anmuten, ist es aber nicht, da die Tiere sehr genügsam hinsichtlich ihrer Nahrung sind.

Die Bisons leisten einen wertvollen ökologischen Beitrag, da sie das Zuwachsen der Dünen verhindern und somit deren Fortbestand sichert. Ohne Wisente würden die Dünen nach und nach von Gräsern und Sträuchern überwuchert.