Tote verschwinden mit gefälschten Papieren aus Leichenhallen Bestatter-Bande verkauft Leichen an Universitäten, statt sie zu beerdigen

19.11.2020, Spanien, Girona: Ein Mitarbeiter der Leichenhalle bereitet den Sarg mit dem Leichnam einer Person vor, die an Covid-19 gestorben ist und in der Leichenhalle von Mémora in Girona, Spanien, eingeäschert werden soll. Nachdem es gelungen war, die Zahl der täglichen Todesfälle von über 900 im März bis Juli auf einstellige Zahlen zu senken, ist die Zahl der Todesfälle in Spanien stetig angestiegen und liegt in diesem Monat wieder bei über 200 pro Tag. Foto: Emilio Morenatti/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Die spanische Polizei hat eine Betrügerbande zerschlagen, die sich am Verkauf von Leichen bereichert haben sollen. (Foto: Motivbild)
EM cul, dpa, Emilio Morenatti

1.200 Euro für eine Leiche!
In Spanien hat die Polizei eine Bande zerschlagen, die illegal mit Körpern toter Menschen gehandelt haben soll. Das Netzwerk war vor allem in Valencia tätig und beschaffte sich die Toten offenbar in Pflegeheimen und Krankenhäusern. Statt sie ordnungsgemäß zu bestatten, sollen die Kriminellen sie mit gefälschten Unterlagen an Universitäten verkauft haben, damit Medizinstudenten dort an ihnen üben können.
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Toter verschwindet unter mysteriösen Umständen aus Leichenhalle

Wie die Polizei berichtet, kamen die Ermittler der Bande 2023 auf die Spur, als der Körper eines Toten aus der Leichenhalle eines Krankenhauses verschwand. Die Stadt wollte eigentlich für die Bestattung des Verstorbenen aufkommen, doch zwei Mitarbeiter eines Bestattungsunternehmens hatten die Leiche mit gefälschten Papieren bereits abgeholt. Der Tote wurde einer Uni übergeben, ohne dass irgendein Angehöriger oder Freund damit einverstanden gewesen wäre. Die Mitarbeiter des Bestatters sollen 1.200 Euro von der Hochschule für den Leichnam kassiert haben.

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Bande soll Papiere gefälscht haben, um Leichen abzuholen und zu verkaufen

Das war offenbar nicht der einzige Fall! An wie vielen Toten sie sich bereichert haben sollen, ist noch nicht genau geklärt. Die Ermittler entdeckten aber einen weiteren Mann, dessen Leiche unter dubiosen Umständen abgeholt wurde. Der Pflegeheimbewohner soll drei Tage vor seinem Tod ein Dokument unterzeichnet haben, das die Körperspende an die Uni erlaubte. Wie die Polizei berichtet, hatte der Mann da aber bereits schwere geistige Beeinträchtigungen und sei gar nicht in der Lage gewesen, den Inhalt des Dokuments zu verstehen.

„Genehmigt“ wurde mit der Unterschrift offenbar ohnehin nur, dass er nach seinem Tod einem bestimmten medizinischen Institut zu Forschungszwecken übergeben werden sollte. Die Bande soll ihn dann aber einem ganz anderen Institut übergeben haben. Offenbar, weil dort mehr Geld für die Leiche gezahlt wurde.

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Wurden Leichenteile in fremden Särgen mit eingeäschert?

Doch nicht nur durch den Verkauf von Leichen soll sich die Bande bereichert haben. Das Bestattungsunternehmen soll außerdem von den Universitäten beauftragt worden sein, die sezierten Leichen einzuäschern und zu bestatten, wenn sie im Labor nicht mehr benötigt wurden. Das Unternehmen soll über 5.000 Euro für elf Einäscherungen kassiert haben, die so nie stattgefunden haben.

Die Ermittler fanden in keinem Krematorium in Valencia Aufzeichnungen über die abgerechneten Verbrennungen. Darum vermutet die Polizei, dass der Bestatter die Leichen, die beim Sezieren in Stücke zerteilt wurden, in andere Särge mit dazulegte. So ließ die Bande die Leichen offenbar ohne weitere Kosten verschwinden.

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Bande suchte sich gezielt Menschen ohne Angehörige

Die Machenschaften fielen offenbar nicht auf, weil die Tatverdächtigen die Leichen gezielt auswählten. „Die Beschuldigten suchten Verstorbene aus, die keine Angehörigen hatten, vorzugsweise Ausländer, oder die in prekären Verhältnissen lebten“, hieß es in der Mitteilung der Policía Nacional. Bei diesen Menschen stellte offenbar niemand viele Fragen.

Und die Bande machte sich zu Nutze, dass die medizinischen Fakultäten der Universitäten dringend auf Körperspenden angewiesen sind. Oft stehen für die Ausbildung von Medizinstudenten nicht genug Leichen zur Verfügung. Die Polizei hat nun vier Verdächtige festgenommen, ihnen wird Betrug vorgeworfen. Gegen zwei Verdächtige wird außerdem wegen Urkundenfälschung ermittelt. (jgr)