Steckt ein Beerdigungsbetrüger dahinter?Schock für Witwe (88) nach Billig-Bestattung: Ihr Mann liegt nicht in seinem Grab!

Der verstorbene Werner H. und seine Witwe Renate
Der verstorbene Werner H. und seine Witwe Renate. Die 88-Jährige sucht verzweifelt nach der letzten Ruhestätte ihres Mannes.
Privat
von Diana Heuschkel

Was Renate H. und ihrer Familie widerfahren ist, liest sich wie ein Krimi! Vier Jahre lang trauert die Witwe aus dem niedersächsischen Bad Nenndorf auf dem örtlichen Waldfriedhof um ihren 2018 verstorbenen Ehemann Werner. Jahrelang glaubt die heute 88-Jährige, genau zu wissen, wo ihr Ehemann seine letzte Ruhestätte gefunden hat. Doch als sie selbst ihre Beerdigung planen möchte, teilt ihr die Friedhofsverwaltung mit: Der Ehemann wurde nie dort beigesetzt! Ein riesiger Schock für Renate H., die sich nun fragt: Wohin hat der Bestatter den Leichnam meines Mannes gebracht?

Werner H. plante Billig-Einäscherung in Tschechien

Weil Renate H. herzkrank und durch den Schock schwer mitgenommen ist, nimmt ihre Enkelin Alina Kleine die Sache in die Hand. Sie wendet sich über die Zuschauerpost (post@rtl.de) an RTL, mit der Hoffnung: Andere müssen vor der fiesen Masche gewarnt werden, auf die meine Großeltern hereingefallen sind!

Alina Kleine berichtet uns von dem beinahe unglaublichen Fall: „Meine Oma und ich haben anscheinend eine große Betrugsmasche aufgedeckt!“ Der ortsansässige Bestatter habe ihren Großvater vor dessen Tod auf der Straße angesprochen, mit dem Versprechen, eine günstige Beerdigung für ihn zu organisieren.

Folgender Ablauf sei ihrem Opa dabei vorgeschlagen worden: Nach dem Tod sollte sein Leichnam nach Tschechien ins Krematorium Vysocany überführt und dort verbrannt werden. Denn das ist günstiger als eine Einäscherung in Deutschland. Anschließend sollte die Urne zurück nach Deutschland gebracht und auf dem heimischen Friedhof in Bad Nenndorf beigesetzt werden – in einem anonymen Grab. Denn: „Mein Opa wollte seinerzeit anonym beerdigt werden“, sagt uns die 37-Jährige aus Spenge. 2.265 Euro soll das insgesamt kosten. Bei einem weiteren Treffen mit dem Bestatter habe ihr Opa dem Plan zugestimmt. Eine 2018 von Renate H. unterzeichnete Auftragsbestätigung des Bestattungsinstituts, die die einzelnen Posten auflistet, liegt RTL vor.

Witwe erfährt durch Zufall: Die Urne ihres Mannes ist verschwunden!

Als Werner H. Ende 2018 stirbt, geht die Familie fest davon aus: Die Bestattung auf dem Waldfriedhof Bad Nenndorf wird genau so durchgeführt, wie der Verstorbene es sich zu Lebzeiten gewünscht hatte. Doch durch die anonyme Beisetzung habe ihrer Großmutter ein Ort zum Trauern gefehlt. „Eine Zeit später fragte meine Oma deshalb noch einmal nach, ob man ihr nicht vielleicht doch sagen könnte, wo mein Opa liegt“, berichtet uns die Enkelin. Der Bestatter habe ihrer Großmutter daraufhin die Stelle auf dem Friedhof gezeigt, an der die Urne von Werner H. liegen soll. „Und somit ist meine Oma vier Jahre lang zu dieser Stelle gegangen, um zu trauern“. Bis eines Tages das böse Erwachen kommt.

Anfang November 2022 tritt Renate H. mit der Friedhofsverwaltung in Kontakt. Sie möchte wissen, ob sie nach ihrem Tod ebenfalls an der Stelle beigesetzt werden kann, an der ihr Mann liegt. Was sie dann erfährt, erschüttert sie zutiefst: „Nach kurzer Zeit stellte sich durch die Verwaltung heraus, dass mein Opa nie dort beerdigt wurde!“, erzählt die geschockte Alina Klein. Auch gebe es keine Dokumente über den Tod ihres Ehemannes, habe man der Witwe gesagt. „Keiner weiß nun, was mit seinem Leichnam passiert ist. Ist er jemals in das tschechische Krematorium gekommen? Ist er wieder zurückgekommen?“ Alina Kleine begibt sich auf die Suche nach Antworten – und erfährt dabei Erschreckendes.

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Weitere Betrugsopfer? Bestatter bot Kaffeefahrten ins Krematorium an

Die Enkelin möchte den Bestatter konfrontieren. Doch auf der Facebook-Seite des Instituts entdeckt sie eine Benachrichtigung, dass der Mann im Frühjahr 2022 ebenfalls verstorben sei. Ob das wirklich stimmt, da ist sich Alina Kleine nicht sicher. „Verwunderlich ist dabei, dass es nie offiziell gemacht wurde, dass der Bestatter nicht mehr lebt. Auch die Friedhofsverwaltung wusste bisher nichts davon“, so Alina Kleine. „Seine Homepage ist gelöscht und alte Unterlagen sind nicht mehr zu bekommen.“

Auf Facebook entdeckt die Enkelin auch: Neben ihren Großeltern könnte es noch weitere Opfer geben. Denn der Bestatter bot dort Kaffeefahrten in das tschechische Krematorium an, um Werbung für seine Billig-Bestattungen zu machen.

Bürgermeister schaltet sich ein: Wo ist die Urne von Werner H.?

Mittlerweile hat sich auch Mike Schmidt, Bürgermeister der Samtgemeinde Nenndorf, in den Fall eingeschaltet. Im Gespräch mit RTL bestätigt er: Werner H. wurde definitiv nicht auf dem Waldfriedhof beerdigt. „Unsere Friedhöfe sind digitalisiert. Das heißt: Wir wissen ganz genau, wer in welcher Grabstätte liegt“, versichert er uns.

Hinzu kommt: Der Bestatter sei in der Gemeinde immer wieder negativ aufgefallen. „Er hat diverse Termine nicht eingehalten, er hat Absprachen mit Hinterbliebenen ohne uns geführt und das führte immer wieder zu Ärger“, berichtet uns der Bürgermeister. Daraus habe man Konsequenzen gezogen: „Er hat von uns ein Schreiben bekommen, dass er von uns engmaschig kontrolliert wird. Er hat, im Gegensatz zu anderen Bestattern, auch keine Schlüssel für unsere Leichenhallen bekommen.“

Die Friedhofsverwaltung habe indessen Kontakt zu dem tschechischen Krematorium aufgenommen. „Wir haben eine Bestätigungsbescheinigung bekommen, dass Herr H. dort tatsächlich kremiert worden ist“, so Mike Schmidt. Doch die Frage bleibt weiterhin: Wo wurde die Urne von Werner H. danach hingebracht? „Es gibt keinen Aushändigungsvermerk der Urne. Der Bestatter hat da drauf nicht unterschrieben.“ Man habe der Familie geraten, Anzeige zu erstatten, so Schmidt.

Familie erstattet Anzeige: „Dieser Typ, dem muss das Handwerk gelegt werden!“

Genau das hat Alina Kleine bereits getan. Als sie sich bei der Polizei meldet, gibt man ihr zu verstehen: Der Bestatter ist den Beamten bereits bekannt. Man habe ihr geraten, sofort Strafanzeige zu erstatten sowie einen Strafantrag zu stellen, berichtet sie RTL. Der Fall werde nun an die Staatsanwaltschaft übergeben.

Alina Kleine hält weiterhin für möglich: Der Bestatter, der ihre Großeltern übers Ohr gehauen hat, könnte noch leben und mit dem Geld, das er sich durch seine Masche ergaunert hat, abgehauen sein. „Dieser Typ, dem muss das Handwerk gelegt werden“, lautet ihr großer Wunsch. Bis dahin hofft sie, so viele Menschen wie möglich warnen zu können, die eine solche Billig-Beerdigung planen: „Die Leute müssen besser hinschauen“, appelliert die verzweifelte Enkelin. Ob die sterblichen Überreste ihres Großvaters noch gefunden werden – da ist sie skeptisch.

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