Statt der Asche ihrer Lieben erhielten sie graues Pulver
189 verwesende Leichen gefunden: Bestatter betrügt trauernde Familien
„All diese Bilder, die man im Kopf hat – von meiner Mutter eingepackt in einen Leichensack und einfach auf andere gestapelt. Es ist furchtbar.”
Als Abby Swovelands Mutter Sally starb, engagierte die US-Amerikanerin das Bestattungsunternehmen Return to Nature. Sie glaubte, die Mitarbeiter dort würden respektvoll und verantwortungsbewusst mit der Leiche umgehen. Doch jetzt hält sie einen Beutel mit grauem Staub in den Händen. Ob das wirklich die Asche ihrer verstorbenen Mutter ist? Abby hat da große Zweifel.

Beschwerden über „bestialischen Gestank“ bei Bestatter
Denn bei dem Bestatter gab es kürzlich einen Polizeieinsatz. Zeugen hatten sich über einen „bestialischen Gestank“ beschwert, wie die Nachrichtenagentur AP berichtet. In dem Gebäude entdeckten die Behörden 189 Leichen, die unbeerdigt bei dem Bestatter vor sich hin rotteten. Wer genau die Toten sind, muss jetzt noch geklärt werden. Offenbar hat Return to Nature aber all diese Menschen nicht eingeäschert, obwohl das Unternehmen von den Angehörigen dafür bezahlt worden war.
Abby Swoveland ist sich sicher, dass sie die Asche ihrer Mutter nie erhalten hat. „Ich bin komplett überzeugt, dass ich nur einen Beutel mit Zementpulver bekommen habe“, sagt sie. „Das ist keine Asche“, meint die trauernde Tochter. „Es ist einfach graues Pulver.“
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Bestatter soll 189 Leichen nicht eingeäschert, sondern in seinem Institut gestapelt haben
Auch anderen Kunden soll der Bestatter feines, graues Pulver als Asche ihrer Liebsten ausgehändigt haben. Laut AP sollen zwei misstrauische Familien die Substanz mit Wasser verrührt haben. Das Gemisch sei fest geworden – genau wie Zement. Eine Identifikationsmarke, die sonst bei einer Einäscherung vorgeschrieben ist und der Asche beigelegt werden muss, konnten sie nicht finden.
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Angehörige fühlen sich von Bestatter betrogen
Laut dem AP-Bericht soll der Bestatter seinen Kunden offenbar gefälschte Zertifikate ausgestellt haben. In denen habe gestanden, dass die Toten verbrannt worden seien. Doch das ist bei vielen Leichen offenbar nie passiert. Die Krematorien, die auf den Zertifikaten angegeben waren, sagten auf AP-Anfrage, dass sie an den Tagen keine Einäscherungen für Return to Nature durchgeführt hätten. Eins der Krematorien, die der Bestatter in den Papieren angegeben hatte, soll seit November 2022 schon nicht mehr mit dem Unternehmen zusammenarbeiten.
Was ist also seitdem mit den ganzen Toten passiert? Mindestens 189 lagen offenbar einfach in dem Beerdigungsinstitut herum. Die Vorstellung, dass ihre Mutter unbemerkt in dem Leichenstapel gelegen haben könnte, ist für Abby Swoveland unerträglich. „Es ist unaussprechlich. Es ist wirklich das Schlimmste, was meine Familie durchmachen musste“, sagt sie. „Ihr Tod war schon schlimm genug und wir hatten gerade angefangen, uns damit abzufinden und zu begreifen, dass das Leben trotzdem weitergeht.“
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Ermittlungen gegen Return to Nature laufen noch
Die Schocknachricht aus dem Bestattungshaus habe sie dann in ihrer Trauer weit zurückgeworfen, erklärt Abby. „Sie hätte Respekt verdient. Sie hätte so viel mehr verdient, als sie bekommen hat“, sagt sie über ihre verstorbene Mutter. „Ich weiß nicht, ob es Worte gibt, die stark genug sind, mein Gefühl von Ärger und Verrat auszudrücken“.
Gegen Jon und Carie H., die Besitzer von Return to Nature, wird jetzt ermittelt. Ihnen droht ein Verfahren wegen Verstoßes gegen Bestattungsvorschriften und Betrugs. (jgr)