Expertin erklärt's
Seid ihr auch oft zu streng mit euch? Sechs Übungen für mehr Selbstliebe!

Zu dick, zu faltig, zu unorganisiert?!
Mit uns selbst sind wir meistens sehr streng. Während wir die Lachfältchen bei anderen wahnsinnig sympathisch finden und die beste Freundin um ihre Kurven beneiden, finden wir kleine Makel bei uns selbst völlig inakzeptabel. Warum eigentlich? Und wie schaffen wir es, uns selbst mehr zu lieben?
Warum sind wir mit uns selbst meist strenger als mit anderen?
„Du kannst das einfach nicht“ oder „Du hättest dich auch ein bisschen mehr anstrengen können“ sind Sätze, die wir alle schon mal gehört haben. Bereits in der Schule wurden Fehler angestrichen, wir wurden korrigiert. Und auch im Sportverein, dem Musikunterricht oder zu Hause haben wir gelernt: Wir müssen besser sein, als wir sind.
Was wir hingegen meist weniger gut gelernt haben: Nachsichtig und gütig mit uns selbst zu sein. „Mit dem Modell des ‘inneren Kritikers’ werden die Stimmen in unserem Kopf beschrieben, die meistens alte, als Kind verinnerlichte und als Erwachsenen nicht hinterfragte Glaubenssätze widerspiegeln“, erklärt Familienberaterin Ruth Marquardt im RTL-Interview.
Woher diese Glaubenssätze kommen? Oft von unseren Eltern oder anderen wichtigen Bezugspersonen. „Selbst wenn unsere Eltern längst keinen Einfluss mehr uns zu haben scheinen, laufen solche verinnerlichten Sätze im Hintergrund mit, wie ein Virus auf einem Computer“, weiß Marquardt.
Und das kann zum Problem werden! Denn solche Sätze sabotieren unseren Glauben an uns selbst. Im schlimmsten können uns sogar in unserer persönlichen Entwicklung hemmen.
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Stinkstiefel-Alarm! Darum ist Selbstliebe so wichtig
Damit das nicht passiert, sollten wir unsere Selbstliebe trainieren. Denn: „Selbstliebe ist entscheidend dafür, dass wir unser volles Potenzial ausschöpfen“, sagt die Familienberaterin. Sie ermöglicht uns Wachstum und Weiterentwicklung und lässt zu, dass wir auf uns und andere gütig schauen.
„Sie ist der Motor für erfüllende und gelingende zwischenmenschliche Beziehungen – in der Liebe, in Freundschaften, im beruflichen Kontext.“
Woran wir das besonders deutlich merken? „Wann immer wir es mit einem ‘Stinkstiefel’ in unserem Umfeld zu tun haben, mit einem Menschen, der andere abwertet und beleidigt – können wir davon ausgehen, dass Selbstliebe bei diesem Menschen fehlt“, weiß Marquardt.
Der Hintergrund: „Die inneren Anteile, die diese Menschen an sich selbst ablehnen, projizieren sie häufig auf andere. Die Folge sind Schuldzuweisungen, Beschimpfungen, Beleidigungen.“ Treffen diese auf jemanden, der ebenfalls nicht viel Selbstliebe empfindet, kann das den Selbstwert dieses Menschen angreifen. Menschen, die sich selbst lieben, ziehen hier hingegen klare Grenzen. Selbstliebe dient also auch als aktiver Schutz!
Und: Wer sich selbst liebt, kann kritisch und zugleich nachsichtig auf eigene Fehler schauen, erklärt die Expertin weiter. „Ein Mensch, der sich selbst lieben kann, ist in der Lage, das eigene Verhalten zu reflektieren, sich zu entschuldigen – und sein Verhalten in der Folge zu verändern.“
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Beruflicher Erfolg? Geht besser mit Selbstliebe
Auch bei Beruf und Karriere ist Selbstliebe essenziell. „Wer sich nicht selbst liebt, seine Qualitäten nicht kennt und sein Licht als Folge unter den Scheffel stellt, wird sich eher in Berufen oder Positionen wiederfinden, die nicht im Ansatz dem eigenen Potenzial und der eigenen Größe entsprechen“, warnt Marquardt.
Statt sich selbst beruflich zu motivieren, müssen solche Menschen von ihren Vorgesetzten „entdeckt“ und ermutigt werden. Allerdings passiert das nur mit Glück. Denn: Wer nicht an sich selbst glaubt, wird sein Potenzial tendenziell auch anderen verheimlichen. Diese haben es dann schwer, an einen zu glauben.
Also, haltet euch nicht zurück – mehr Selbstliebe lohnt sich auch beruflich!
Woran erkennen wir Menschen, die sich selbst lieben?
Kennt ihr auch diese Menschen, die einen Raum betreten und die volle Aufmerksamkeit bekommen – ohne dabei negativ zu wirken? Das sind oft Menschen, die sich selbst lieben!
„Sie kommen zur Tür herein – und haben diese besondere Aura, diese Ausstrahlung. Sie ziehen dich unwiderstehlich in ihren Bann. Sie nehmen den Raum ein – ganz selbstverständlich, aber ohne andere zu verdrängen“, beschreibt es Marquardt.
Viele Menschen fühlen sich darum sofort zu ihnen hingezogen und bewundern sie. Ein gutes Vorbild in Sachen Selbstliebe!
Nicht verwechseln sollte man diese Menschen allerdings mit Narzissten. Zwar sind diese Menschen zum Beispiel in Reality-Formaten sehr präsent, allerdings hat es nichts mit Selbstliebe zu tun, wenn man gerne im Mittelpunkt steht und sich selbst bei Instagram und Co. gekonnt inszeniert.
Im Gegenteil: „Selbstliebe lässt sich von Narzissmus klar abgrenzen. Es handelt sich bei Selbstliebe nicht um übersteigertes Selbstverliebtsein. Wir können es klar daran ablesen, wie sich Menschen anderen gegenüber verhalten“, weiß die Familienberaterin. Menschen, die sich selbst lieben, gehen zudem destruktivem Streit aus dem Weg, beobachten eher und warten ab, statt groß auf die Pauke zu hauen.
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Wie können wir mehr Selbstliebe lernen? Sechs Übungen für den Alltag
Schreibt „Ich liebe mich“ mit Lippen- oder Kreidestift auf einen Spiegel. Schenkt euch dazu ein Lächeln. Wenn ihr merkt, das könnt ihr nicht, etwas hält euch zurück – probiert es dennoch. So lange, bis ihr daran glauben könnt, euch selbst wirklich zu lieben oder zu mögen.
Stellt euch vor den Spiegel, schaut euch liebevoll in die Augen, als wärt ihr selbst eure beste Freundin. Findet dann drei Dinge, die ihr an euch selbst liebt und annehmen könnt. Achtet darauf, ob euer innerer Kritiker dabei negative Kommentare abgibt. Sprecht zu eurem inneren Kritiker: „Hey, du wieder, schön, dass du da bist. Ich bin gerade mit einer Übung in Selbstliebe beschäftigt. Geh doch bitte gerade mal einen Kaffee trinken. Ich komme auf dich zurück“. Anmerkung der Expertin: „Selbstliebe ist übrigens etwas, was wir durchaus mit einem Augenzwinkern üben dürfen.“
Schreibt auf, was ihr gern noch lernen würdet: Welche Glaubenssätze würdet ihr verändern? Welche Aspekte von euch mehr lieben?
Schreibt euch einen Brief aus der Zukunft: Euer zukünftiges Ich ist euer bester und liebevollster Ratgeber. Was würde die Version von euch, die schon 80 Jahre alt ist, euch aus ihrer Perspektive raten?
Stellt euch vor, ihr seid so gütig, liebevoll und nachsichtig mit euch, wie mit eurer besten Freundin oder eurem besten Freund! Wie würdet ihr dann über euch denken – vielleicht liebevoller?
Macht euch immer bewusst, wenn kritische Stimmen auftauchen: Euer Gehirn hat nicht immer recht! Nehmt nicht alles hin, vor allem keine Abwertungen. Beobachtet also eure Gedanken, denn Gedanken erschaffen eure Lebensrealität. Was ihr glaubt, was ihr über euch denkt, das wird zu einer sich selbsterfüllenden Prophezeiung!
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