"Keine erhöhte Strahlung"
Schweres Erdbeben in Fukushima fordert mindestens vier Tote - und sorgt für Panne in Atomruine
In Japan kommt die Erde nicht zur Ruhe: Ein starkes und ungewöhnlich langes Erdbeben hat am späten Mittwochabend (Ortszeit) Fukushima erschüttert – fast auf den Tag genau elf Jahre nach der Tsunami-Katastrophe. Das Beben der Stärke 7,4 sorge für beträchtliche Schäden – und forderte neben mehr als 200 Verletzten mindestens vier Todesopfer. In der Atomruine Fukushima sei der Druck im Sicherheitsbehälter eines der drei zerstörten Reaktoren abgefallen. Der Betreiber sei dabei, die Ursache zu ermitteln.
Erdbeben in Fukushima: Stromausfall in 2,2 Millionen Haushalten
Tausende Menschen wurden kurz vor Mitternacht im Nordosten sowie weiteren Regionen des Inselreiches aus dem Schlaf gerissen. In mehr als 2,2 Millionen Haushalten fiel zwischenzeitlich der Strom aus – allein in Tokio waren rund 700.000 betroffen.
Die schweren und ungewöhnlich lang andauernden Erschütterungen beschädigten Häuser zum Teil schwer und rissen die Straßen komplett auf. In Geschäften fielen die Waren aus den Regalen, auch in Wohnhäusern und Büros stürzten Einrichtungen um.
In Fukushimas Nachbar-Region Miyagi wurden einige Schulgebäude durch das Beben beschädigt. Dutzende Schulen mussten vorübergehend geschlossen werden. Rund 18.000 Fahrstühle in den betroffenen Gebieten blieben zeitweise stecken. Die Regierung von Ministerpräsident Fumio Kishida schickte das Militär in den Nordosten Japans, um wegen unterbrochener Wasserleitungen bei der Trinkwasserversorgung mitzuhelfen.
„Ich habe zwei starke Erschütterungen gespürt und sah, wie geparkte Autos auf und ab hüpften, weil der Boden bebte“, sagte ein Wachmann im Rathaus von Soma der Nachrichtenagentur Kyodo. Die Behörde hob eine anfängliche Tsunami-Warnung am frühen Donnerstagmorgen (Ortszeit) wieder auf. Die Bewohner wurden für die kommenden Tage vor weiteren möglichen Beben gewarnt.
Panne in Atomruine Fukushima nach Beben - "Keine erhöhte Strahlung"

In der Atomruine Fukushima war in Folge des Bebens in der Nacht zum Donnerstag Feueralarm ausgelöst worden, doch einen Brand habe es nicht gegeben. Im Reaktorblock 1, wo sich in Folge der Kernschmelze vor elf Jahren noch geschmolzener Brennstoff befindet, sei der Druck im Sicherheitsbehälter unmittelbar nach dem Erdbeben angestiegen – und anschließend bis unter den Stand von vor dem Erdbeben wieder gefallen, so NHK“. Der Betreiber Tepco sei dabei, die Ursache zu ermitteln, heißt es am Donnerstag.
Die gute Nachricht: Die Messstation verzeichnete keine erhöhten Strahlenwerte. Da die Überprüfung des Vorfalls Zeit benötige, sei der für Donnerstag geplante Einsatz eines weiteren Roboters zum Aufspüren des vor elf Jahren geschmolzenen Brennstoffs in dem Reaktor verschoben worden, hieß es. Der Reaktorblock 1 ist einer von drei Reaktorblöcken, die bei der Tsunami-Katastrophe vom 11. März 2011 zerstört worden waren.
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Fukushima:Beben hatte Stärke 7,4

Die Meteorologische Behörde gab für das Erdbeben zunächst die Stärke mit 7,3 an, korrigierte sie später jedoch auf 7,4 nach oben. Die Behörde hatte auch sofort vor bis zu einem Meter hohen Tsunami-Wellen gewarnt. Doch wurde die Warnung wieder aufgehoben, nachdem an der Pazifikküste nur relativ kleine Flutwellen von etwa 20 bis 30 Zentimetern Höhe registriert worden waren.
Eine Tsunami-Katastrophe wie vor fast genau elf Jahren, als rund 20.000 Menschen ums Leben kamen und es im Atomkraftwerk Fukushima Daiichi zum Super-GAU kam, blieb den Bewohnern diesmal erspart. (jaw/dpa)