Reaktionen aus der ukrainischen Bevölkerung

Russland greift die Ukraine an - Augenzeugen: "Schlimmster Sonnenaufgang meines Lebens"

"Sasha" lebt n Charkiw nahe der russischen Grenze und erlebt die Angriffe der Russen auf die Ukraine hautnah mit.
"Sasha" lebt n Charkiw nahe der russischen Grenze und erlebt die Angriffe der Russen auf die Ukraine hautnah mit.
APTN, APTN, APTN
von Christina Warnat

Die Menschen in der Ukraine wurden heute Morgen von Detonationen und Sirenengeheul aus dem Schlaf gerissen. Augenzeugen berichten von Explosionen, viele versuchen, das Land gen Westen etwa Richtung Polen oder die Slowakei zu verlassen. Das Auswärtige Amt fordert deutsche Staatsangehörige in der Ukraine zur Ausreise auf.

Augenzeugin berichtet aus Charkiw nahe der russischen Grenze

"Heute hatte ich den schlimmsten Sonnenaufgang in meinem Leben“, schildert eine bewohnerin von Charkiw, der zweitgrößten Stadt der Ukraine nahe der russischen Grenze. Sie will anonym bleiben, im Interview mit APTN trägt sie daher den Namen „Sasha“. „Um 5 Uhr morgens wachte ich auf und hörte eine Reihe von Schüssen, ich eilte auf den Balkon und stellte fest, dass es kein Feuerwerk war. Es waren Explosionen. Ich sah Rauch am Horizont."

"Ich konnte bis zum letzten Moment nicht glauben, dass dies in unserer Heimatstadt Charkiw passieren könnte, denn meine Stadt schien ein sehr ruhiger Ort zu sein, obwohl wir in der Nähe der Grenze liegen.“ Sie habe Menschen auf die Straße rennen sehen, einige von ihnen stiegen in Autos“. Flucht komme für sie jedoch nicht infrage. „Meine Familie wird nirgendwohin fliehen, denn wir sind hier zu Hause. Ich hoffe auf das Beste. Ich hoffe, dass der Krieg uns verschonen wird."

Erste Flüchtlinge aus der Ukraine sind „Radio Slobodna Evropa“ zufolge bereits in Polen angekommen, am Grenzübergang in Uzhgorod haben sich am Morgen lange Autoschlagen gebildet, die Menschen wollen über die Slowakei ausreisen.

Ukrainer geschockt, in Sorge - kampfbereit

Erste Reaktionen der ukrainischen Bevölkerung gehen bei Twitter ein. Sie zeichnen eine Gefühlslage zwischen Angst, Sorge – und Kampfbereitschaft. „Russland hat der Ukraine den Krieg erklärt“, twitterte eine Usern namens Yana Grinko. „Alle Russen, die das Territorium der Ukraine betreten haben, werden nicht lebend nach Hause zurückkehren“, twittert ein anderer User.

Offenbar bilden sich bereits Bürgerwehren. „Die territorialen Rekrutierungs- und sozialen Unterstützungszentren sind bereit, alle Personen aufzunehmen, die sich der Verteidigung der Ukraine anschließen wollen“, fordert Illya Ayzin via Twitter auf. „Alle meine Freunde aus der Ukraine, bleibt ruhig, wir werden uns um alles kümmern, und dieser Mistkerl wird bekommen, was er verdient hat“, twittert eine Userin.

„Der Wecker auf dem Fitnessarmband ist gerade losgegangen, eigentlich wollte ich jetzt aufstehen. Aber ich habe seit 5 Uhr morgens nicht mehr geschlafen, weil ich von den Geräuschen von Raketenangriffen geweckt wurde. all das passiert in der Hauptstadt der Ukraine in Kiew, im Zentrum Europas“, heißt es in einem Tweet. „Russland muss vom Angesicht der Erde verschwinden, damit es keine Kriege mehr gibt.“

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Ukrainische Armee: "Die Situation ist unter Kontrolle"

Offenbar steht der Flughafen in Charkiw unter Beschuss, wie der Generalstab der ukrainischen Armee mitteilt. Es gebe einen Beschuss im Osten des Landes durch russisches Militär. Betroffen seien Gebieten und Siedlungen entlang der Staatsgrenze sowie mehrere Flugplätze. Landungsoperationen des russischen Militärs in der südostukrainischen Stadt Odessa habe es nicht gegeben. „Die Situation ist unter Kontrolle.“

Insgesamt wurden nach Angaben des Generalstabs mindestens sechs Flugplätze angegriffen, darunter Boryspil, etwa 40 Kilometer von Kiew entfernt, Tschuhujiw im Gebiet Charkiw und Kramatorsk im Gebiet Donezk. Die Armee wehre Luftangriffe ab und sei in voller Kampfbereitschaft, hieß es. (dpa/ cwa)