Osteuropahistoriker Wilfried Jilge im Ukraine TalkRussische Scheinreferenden in der Ukraine: "Diese Farce ändert nichts an den gegebenen Zuständen!"

von Lena Andro und Nele Balgo

In mehreren ukrainischen Regionen hat Russland Scheinreferenden abgehalten. Am Freitag könnte Russland diese Gebiete zu russischem Territorium erklären. Ob Putin damit die Öffentlichkeit manipuliert, darüber spricht der Osteuropahistoriker des Zentrums für Internationale Friedenseinsätze Wilfried Jilge mit RTL-Reporterin Nele Balgo.
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Putins Versuche die Öffentlichkeit zu manipulieren, scheitern

„Diese Referenden waren eine derartige Farce, wie wir es noch nicht einmal auf der Krim“ erlebt haben, so Wilfried Jilge im Interview. Putin nutze diese Scheinreferenden, um innenpolitisch die Legitimation für die Kämpfe in der Ukraine zu erhalten. Dass es dann um russisches Gebiet gehen würde, soll auch die Mobilisierung der Truppen Russlands „legitimieren und unterstützen“.

Außerdem soll auch dem Westen und der Ukraine klar gemacht werden, dass die ukrainischen Truppen nicht mehr ihre eigenen Gebiete verteidigen, sondern dann – aus russischer Sicht - russische Gebiete angreifen. Trotz der Versuche Russlands, die Öffentlichkeit dahingehend zu manipulieren, ist sich Osteuropahistoriker Wilfried Jilge sicher: „Diese Farce ändert nichts an den gegebenen Zuständen!“

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Osteuropahistoriker warnt vor Eskalationsdrohung

Mit der Annexion der ukrainischen Gebiete würde Putin versuchen, „die Schuld für das, was passiert, umzukehren“, erklärt Jilge. Dem Westen würde er durch Eskalationsdrohungen zu verstehen geben, dass er die „Existenz Russlands“ in Gefahr sieht und damit die Berechtigung hätte „Massenvernichtungswaffen einzusetzen“.

Auf diese Eskalationsdrohung sollte man auf keinen Fall eingehen, ist die klare Meinung des Osteuropahistorikers. Denn sonst könnte Putin jedem Schritt, den der Westen zur Unterstützung der Ukraine macht, mit Erpressung begegnen. Das könnte dazu führen, dass die Unterstützung für die Ukraine nachlasse und Putin würde in seinem Vorhaben, „den nationalen Staat Ukraine von der Landkarte zu fegen“ noch bestärkt werden. „Putin ist ein Draufgänger, aber er ist ein kalkulierter Draufgänger. Er schlägt vor allem Schwache, aber nicht dann, wenn Schwache vielleicht auch Starke als Partner haben“, meint Jilge. Deshalb brauche der Westen eine ruhige Politik, die abwägt und mit Umsicht die Ukraine unterstützt.

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