Mädchen (1) fiel in Ententeich

Lebensretter schildert dramatische Minuten: "Das Kind war schon blau im Gesicht"

von Annalena Kirsten und Sebastian Stöckmann

Es sind nur wenige Sekunden, die über das Schicksal des kleinen Kindes entscheiden. Ein 17 Monate altes Mädchen stürzt am Dienstag in Recklinghausen in einen Ententeich, weil seine Eltern offenbar abgelenkt sind. Doch es hat unglaubliches Glück: Hikmet Gürleyen (59), der im Park Tiere fotografiert, sieht den Unfall. Er eilt sofort zur Hilfe und rettet dem Kleinkind vermutlich das Leben. Im RTL-Interview schildert er, wie die dramatischen Minuten abliefen.

Lebensretter von Recklinghausen sah Kind vor dem Teich

Kind fällt in Teich Recklinghausen
Hikmet Gürleyen sah das Mädchen mit dem Gesicht nach unten in diesem Teich treiben.
RTL

"Was ich gestern alles erlebt habe, das habe ich noch nie erlebt", sagt der Retter. Er wirkt erleichtert, aber auch spürbar mitgenommen. "Wir haben ein Kind ins Leben zurückgebracht." Die Bilder dürften Gürleyen, der drei erwachsene Kinder hat und bald Opa wird, ewig begleiten.

"Ich wollte ein Eichhörnchen fotografieren, aber das war zu schnell für mich", erinnert er sich. "Dann bin zum Teich weitergelaufen und hab ein kleines Baby ungefähr zehn Meter vor dem Teich gesehen. Dass die Eltern nicht in der Nähe sein könnten, kam mir nicht in den Sinn."

Mädchen trieb mit dem Gesicht nach unten im Teich

Kurz darauf sah er im Teich eine Welle. "So, als wenn ein Fisch hochspringt." Der 59-Jährige lief zum Rand des Teichs und sah den Po des Kindes aus dem Wasser ragen. "Ich bin schnell ins Wasser gegangen, es war nur etwa knietief."

Das Mädchen habe mit dem Gesicht nach unten im Teich getrieben, die Arme zur Seite gestreckt. "Als ich das Mädchen umgedreht habe, sah ich seine dicken Augen. Es hatte offenbar schon Wasser geschluckt und war blau im Gesicht, weiß-blau. Ich hab das Kind sofort rausgenommen und war auch in Panik", erzählt der 59-Jährige.

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Recklinghausen: Eltern führten bei Mädchen Herzmassage durch

Kind fällt in Teich Recklinghausen
Das kleine Mädchen fiel in diesen Teich in einem Park in Recklinghausen.
RTL

Er legte das Kind auf den Boden und schaute, ob noch jemand in der Nähe ist. "Ich dachte, dass ich das alleine nicht schaffe." Hikmet Gürleyen rief eine Fahrradfahrerin zur Hilfe, die den Notruf wählte. Dann kam der Vater des Kindes. "Er hat es auf den Arm genommen und auf den Rücken geschlagen. Ich hab gesagt: Lass uns eine Herzmassage machen, damit das Kind Luft kriegt."

Die Eltern hätten rund fünf Minuten lang das Herz des Mädchens massiert – bis es schließlich Wasser ausspuckte. "Wir hörten einen Schrei, da hab ich gesagt: Wenn es schreit, ist alles okay, das Herz läuft jetzt." Kurz danach seien die Rettungskräfte eingetroffen.

Das Kind kam in eine Bochumer Kinderklinik. Laut Polizei geht es ihm den Umständen entsprechend gut. Lebensgefahr habe nicht bestanden. Wohl auch, weil Hikmet Gürleyen keine Sekunde zögerte und im entscheidenden Moment alles richtig machte.

Nach Teich-Unfall: Lebensretter und Eltern nahmen sich in den Arm

Hinterher hätten die Eltern und er sich in den Arm genommen, erzählt der 59-Jährige. "Ich hab gesagt: Alles ist gut gegangen. Aber beim nächsten Mal sollten alle besonders gut aufpassen." Wenn er in Zukunft am Teich entlanglaufe, werde er sich immer an diesen Tag erinnern. "Aber das ist eine gute Erinnerung."