Rebecca Reusch seit zehn Monaten vermisst
Stille und Hoffnung zu Weihnachten bei Familie Reusch
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Rebeccas Mutter Brigitte Reusch im RTL-Interview
Es ist kurz vor Weihnachten. Rebecca Reusch steht mit ihrem linken Bein auf einem Stuhl, ihr Vater hält sie mit beiden Händen fest, er lächelt fröhlich in die Kamera. Rebecca steckt da gerade mit der linken Hand den Weihnachtsstern auf den festlich geschmückten Tannenbaum. Das machte sie jedes Jahr, erzählt ihre Mutter Brigitte im RTL-Interview. Zwölf Monate sind seitdem vergangen, knapp zehn seit die damals 15-jährige Schülerin aus Berlin plötzlich verschwunden ist. Inzwischen ist sie 16 Jahre alt.
Rebeccas Verschwinden ist eine harte Belastung
Seit "Becci", wie sie von ihrer Familie liebevoll genannt wird, nicht mehr zu Hause ist, ist vieles anders. Im Wohnzimmer der Reuschs im Berliner Stadtteil Rudow ist es ruhiger geworden - jetzt so kurz vor Weihnachten. Um diese Zeit hat sich die Familie auf die Feiertage vorbereitet. Mit ihren Töchtern hatte Brigitte das ganze Haus eine Woche vor dem ersten Advent weihnachtlich geschmückt - mit allem Pipapo, erzählt sie.
Doch in diesem Jahr fällt die Dekoration sehr bescheiden aus, die Familie verzichtet auf Lichterketten und anderen Weihnachtsschmuck, seit ihr geliebtes Mädchen weg ist. "Wir haben draußen keine Lichter, wir machen nur zum Adventssonntag Kerzen an", so Brigitte, "uns ist einfach nicht danach". Sie habe nur einen Kranz mit ihren Enkeln dekoriert, den Kindern ihrer ältesten Tochter. "Wir haben es wenig gehalten", sagt sie.
"Wir funktionieren weiter, weil wir Verpflichtungen haben"
Rund zehn Monate sind vergangen, seit Rebecca spurlos verschwunden ist. Sie hatte am 18. Februar bei ihrer Schwester Jessica und ihrem Schwager Florian R. übernachtet. Morgens sollte sie im Unterricht sein, doch dort kam sie nie an. Noch immer weiß niemand, was mit ihr geschehen ist. "Wir haben immer noch Hoffnung", sagt Brigitte, die seit dem Verschwinden ihrer Tochter innerlich zerrissen ist. "Diesen Schmerz kann ich nicht beschrieben, das ist unerklärlich", sagt sie.
Doch Brigitte gibt nicht auf. Sie kümmert sich weiter um ihre Familie, vor allem um ihre jüngste Tochter Vivien und ihr Enkelkind. "Wir funktionieren weiter, weil wir Verpflichtungen haben", erzählt sie, "wir geben uns gegenseitig Kraft". Das hat die 52-Jährige auch in der Vergangenheit immer wieder betont. Die Familie unternimmt auch weiterhin ihr Möglichstes, um die Suche nach der 16-Jährigen ein Stück nach vorne zu bringen, auch wenn es nur kleine Schritte sind und sie dafür durch die Hölle gehen müssen.
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"Gib uns die Leiche, gib uns die tote Rebecca"
Die Ermittler glauben nach wie vor, dass die Schülerin getötet wurde. Sie halten ihren Schwager Florian für Verdächtig. Er saß bereits in U-Haft, kam allerdings frei. Der Richter sah nach Prüfung der Akten keinen dringenden Tatverdacht. Brigitte beteuerte immer wieder in Interviews die Unschuld ihres Schwiegersohnes und stellte sich auch gegenüber den Medien vor Florian. "Es ist noch immer ein riesengroßer Fehler, was da passiert ist", sagt sie.
Es gab auch Momente, als Brigitte und ihr Mann von der Polizei aufgefordert wurden, Florian zu konfrontieren. "Gib uns die Leiche, gib uns die tote Rebecca, damit wir sie beerdigen können", soll ihr Mann damals zu Florian gesagt haben. Im tiefen Innersten hätten sie beide aber gewusst, dass es falsch sei. "Ich weiß, wann mein Schwiegersohn lügt und wann nicht", so Brigitte.
"Ich möchte mir das verbitten, von einer Leiche zu reden"
Zwischenzeitlich kümmerten sich beim Landeskriminalamt mehr als 30 Beamte um den Fall. Bei den Ermittlern heißt es, solche Fälle könnten auch nach Jahren noch gelöst werden, wenn doch irgendwann Hinweise oder Spuren auftauchen. Mehr als 2.300 Hinweise gingen seither bei der Mordkommission ein.
Zuletzt hatte die Polizei im September mehrfach ein Waldstück bei Storkow in Brandenburg durchsucht. Sie hofften, dort Rebeccas Leiche zu finden. Doch davon will Brigitte nichts hören: "Ich möchte mir das verbitten, von einer Leiche zu reden." Für sie gilt ihre Tochter nach wie vor als vermisst. Die vielen Walddurchsuchungen seien jedes Mal ein Kraftakt gewesen. Über die Medien hätten sie jeden Schritt mitverfolgt. Dass die Ermittler bislang nicht gefunden haben, stärkt Brigitte. Für sie lebt ihre Tochter nach wie vor.
Von Heinz Kegl und Marko Orlovic