Prozess um Tankstellen-Täter gestartet

Angeklagter soll Maske verweigert und Tankstellenmitarbeiter erschossen haben

Dieser Todes-Schuss schockierte das ganze Land in der Corona-Pandemie: Rund ein halbes Jahr nach dem tödlichen Schuss auf einen Tankstellen-Mitarbeiter im rheinland-pfälzischen Idar-Oberstein ist am Montag der Mordprozess gegen den mutmaßlichen Täter gestartet. Laut Anklage soll der 50-Jährige den 20 Jahre alten Mitarbeiter Mitte September 2021 mit einem Revolver getötet haben, nachdem dieser den Kunden mehrfach auf die coronabedingte Maskenpflicht hingewiesen hatte. Im Gerichtssaal erschien der Angeklagte mit Maske.
Lese-Tipp: Mutmaßlicher Täter soll Waffen illegal besessen haben

Unterbrechung direkt nach Beginn

Der Prozess ist am Montag kurz nach der Verlesung der Anklage unterbrochen worden. In der auf eine Stunde angesetzten Unterbrechung sollte der Verteidigung Gelegenheit gegeben werden, erst kürzlich vorgelegte Akten der Generalstaatsanwaltschaft Koblenz einzusehen. Es handele sich um insgesamt rund 1300 Aktenseiten, darunter auch ein 26 Seiten umfassendes psychologisches Gutachten über den Angeklagten, sagten die Verteidiger Alexander Klein und Axel Küster nach einer ersten Prüfung in einer Sitzungsunterbrechung.

Die umfangreichen Unterlagen sind laut Staatsanwaltschaft erst am Donnerstag eingegangen. Die Verteidigung zeigt sich überrascht von der Entwicklung. In den Unterlagen soll es unter anderem um Chat-Protokolle und deren Auswertung gehen.

21.03.2022, Rheinland-Pfalz, Bad Kreuznach: Der Angeklagte wird in Handschellen in den Gerichtssaal gebracht. Links sein Anwalt Alexander Klein. Der Mann soll im vergangenen Jahr in Bad Kreuznach den Mitarbeiter einer Tankstelle erschossen haben, nachdem dieser ihn auf die coronabedingte Maskenpflicht hingewiesen hatte. Foto: Boris Roessler/dpa - ACHTUNG: Der Angeklagte wurde auf Anordnung des Gerichts gepixelt +++ dpa-Bildfunk +++
Der 50-Jährige steht im Verdacht, einen Tankstellen-Mitarbeiter erschossen zu haben.
brx tba, dpa, Boris Roessler

Anklage: Mit der Tat wollte er "ein Zeichen setzen"

ARCHIV - 20.09.2021, Rheinland-Pfalz, Idar-Oberstein: Blumen und Kerzen sind vor einer Tankstelle aufgestellt. Ein junger Kassierer war am 18. September 2021 von einem mit einer Pistole bewaffneten Mann erschossen worden.     (zu dpa «Prozess gegen mutmaßlichen Tankstellen-Mörder beginnt») Foto: Birgit Reichert/dpa - ACHTUNG: Die aufgestellten Fotos wurden aus rechtlichen Gründen gepixelt +++ dpa-Bildfunk +++
Nach dem schrecklichen Vorfall legten die Menschen vor der Tankstelle Kerzen und Blumen in Gedenken an den erschossenen Mitarbeiter nieder.
exa axs mba, dpa, Birgit Reichert

Laut Staatsanwaltschaft handelte der Täter "heimtückisch und aus niedrigen Beweggründen". Der zuvor nicht polizeibekannte Deutsche hat die Tat gestanden. Nach seiner Festnahme soll er den Angaben zufolge gesagt haben, er habe sich seit langem durch die zur Bekämpfung der Corona-Pandemie angeordneten Beschränkungen belastet gefühlt und beschlossen, "ein Zeichen zu setzen". Angeklagt ist er auch wegen unerlaubten Waffenbesitzes. Darüber hinaus soll er krude Gewaltphantasien gehabt haben.

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50-Jähriger soll Tankstellenmitarbeiter getötet haben

Das Landgericht Bad Kreuznach hat bislang 13 Verhandlungstermine bis Mitte Mai geplant. Der Anwalt des Angeklagten kündigte vor dem Prozess an, dass sein Mandant ein Geständnis ablegen und seine Reue ausdrücken wolle.

Strittig könnte dagegen werden, ob die Mordmerkmale Heimtücke und niedrige Beweggründe erfüllt sind. Den Ansturm der zahlreichen Fotografen und Kamerateams zum Prozessauftakt ließ der Angeklagte mit verschränkten Armen, gebeugtem Kopf und geschlossenen Augen über sich ergehen. Er trug - wie alle im Gerichtssaal - eine Corona-Schutzmaske. (dpa/ kmü)