Trotz sinkender Inzidenzen

Merkel, Spahn und Wieler warnen vor Jo-Jo-Effekt

Öffnung der Außengastronomie, Wegfall der Ausgangssperre – auch wenn das Wetter noch nicht so richtig mitspielt, die Verlockungen am Pfingstwochenende sind groß. Kanzlerin Merkel tritt aber auf die Bremse.
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Merkel: Auch an Pfingsten „Maske tragen und Abstand halten"

Trotz sinkender Inzidenzen und einer spürbar besseren Situation auf den Intensivstationen: Es heißt weiter Geduld und Verantwortung. Das sagt zumindest Bundeskanzlerin Angela Merkel. Sie hoffe nach der langen Zeit des Schließens, dass die Menschen „sehr verantwortungsvoll“ mit den Lockerungen umgehen. „Das Virus ist nicht verschwunden.“ Deshalb seien Schutzregeln nach wie vor unbedingt einzuhalten. „Maske tragen und Abstand halten, das ist von aller-, allergrößter Bedeutung“, so die Kanzlerin.

Ähnlich hatte sich am Vormittag auch RKI-Präsident geäußert. „Wir dürfen nicht zulassen, dass das Virus wieder Oberhand gewinnt, weil wir auf einmal zu viel wollen. Die Gefahr ist noch nicht gebannt.“ Rund 1.300 Menschen pro Woche sterben in Deutschland weiterhin an Covid-19. „Das ist immer noch eine schrecklich hohe Zahl“, so Wieler.

Auch andere Wissenschaftler fürchten einen Jo-Jo-Effekt. Niedersachsen ruderte nach kritischen Reaktionen auf eine angedachte Aufhebung der Maskenpflicht im Einzelhandel bei niedrigen Inzidenzen am Freitag dann auch schnell wieder zurück.

Spahn: Am besten draußen treffen

„Genießen Sie die Feiertage, genießen wir gemeinsam die Feiertage, aber bleiben wir dabei vorsichtig“, appellierte auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. Es gelte, sich vor allem draußen zu treffen und sich regelmäßig testen zu lassen. Es gehe um behutsame Öffnungsschritte und einen weiterhin wichtigen Schutz mit Abstand und Masken.

„Unsere Ungeduld darf am Ende nicht zu Übermut führen.“ Zwischen Bund und Ländern sei aber vereinbart, vor möglichen nächsten Schritten zunächst zwei, drei Wochen zu warten und zu sehen, welche Folgen dies auf das Infektionsgeschehen habe. Wenn die Infektionszahlen weiter herunter- und die Impfzahlen hochgingen, „dann haben wir Aussicht auf einen guten Sommer“, sagte Spahn.

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Mobilitätsforscher: Draußen zehnmal geringeres Infektionsrisiko

Welch positive Rolle allein das Verlagern des Lebens nach draußen spielt, hat Kai Nagel, Mobilitätsforscher an der Technischen Universität Berlin, errechnet. „Unser Modell enthält einen Faktor 10, wenn eine Aktivität bei ansonsten gleichen Bedingungen nach draußen verlegt wird“, sagt er. Das bedeutet, ein zehnmal geringeres Infektionsrisiko draußen im Vergleich zu drinnen. „Es hängt natürlich von Details ab“, schränkte er ein. Windstille sei zum Beispiel problematischer als Querwind. Durch herumgereichte Flaschen oder Zigaretten könnten Coronaviren auch weitergegeben werden. „Der Beitrag ausgiebiger Umarmungen zur Begrüßung ist unklar.“

Reisen innerhalb Deutschlands sieht Nagel derzeit eher nicht als Problem. „Wir würden uns wünschen, dass man am Zielort Vorsicht walten lässt“, sagte er. „Wenn also nicht alle beteiligten Haushalte vollständig geimpft sind, dann lieber draußen treffen und vorher Schnelltests machen.“

Trotzdem viele Lockerungen über Pfingsten

Dennoch: Am Pfingstwochenende wird schon mehr gehen als noch zu Ostern. Vielerorts ist zum Beispiel Außengastronomie wieder erlaubt. Dass Straßencafés oder Biergärten wieder öffnen können, hat vor allem mit der Disziplin einer großen Mehrheit der Bundesbürger zu tun - und mit dem Impfen als stärkster Waffe im Kampf gegen die Pandemie.

+++ Was in welchem Bundesland jetzt wieder erlaubt ist +++

An Ostern seien zwölf Prozent der Bevölkerung das erste Mal geimpft gewesen, rechnete Spahn vor. „Zu Pfingsten werden es 40 Prozent sein, und zum Start in das Sommerquartal werden aus heutiger Sicht mindestens 50 Prozent einmal geimpft sein.“ Derzeit gebe es rund eine Million Impfungen jeden Tag.

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