Fassunglos über die Situation in ihrer Heimat
Pentagon-Pressekonferenz: Afghanische Reporterin bricht in Tränen aus
„Jetzt habe ich meine Frage vergessen“, schluchzt die afghanische Reporterin Nazira Karimi im Pentagon. Kurz zuvor hatte sie bei der Pressekonferenz emotional die Lage in ihrer Heimat geschildert. Rund um die Frage nach dem Verbleib des vor den Taliban geflohenen Präsidenten verliert sie die Fassung. Auch für Pentagon-Sprecher John Kirby keine leichte Situation. Die bewegende Szene und wie Kirby auf die emotionale Frage reagiert, zeigen wir oben im Video.
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Nazira Karimi: "Wo ist mein Präsident?"
„Die afghanischen Frauen haben nicht damit gerechnet, dass die ganzen Taliban über Nacht kommen würden. Sie haben meine Flagge heruntergenommen und ihre Flagge aufgehängt. Jeder ist bestürzt, vor allem die Frauen“, sagt Reporterin Nazira Karimi während der Pressekonferenz im Pentagon, bevor ihr die Tränen die Wangen herunterkullern. Die gebürtige Afghanin ist sichtlich mitgenommen von all den heftigen Entwicklungen der vergangenen Tage in ihrem Land und ringt immer wieder mit der Fassung.
Eine Frage brennt der Journalistin besonders auf der Seele: „Wo ist mein Präsident?“ Als die Taliban die Hauptstadt Kabul über Nacht zurückerobert haben, hat Aschraf Ghani, der bis dahin erste Mann des Landes, seine Sachen gepackt und ist außer Landes geflüchtet – mit einem Sack voll Geld, wie es in Berichten heißt, die Ghani auf Facebook dementiert. Mittlerweile hat sich Vize-Präsident Amrullah Saleh selbst zum Übergangspräsidenten ernannt. Im Gegensatz zum geflohenen Staatsoberhaupt scheint Saleh den Taliban nicht einfach die Macht überlassen zu wollen.
Pentagon-Sprecher John Kirby zeigt sich verständnisvoll
Pentagon-Sprecher John Kirby war sichtlich ergriffen von Karimis Schilderungen: „Keiner hier im Pentagon ist glücklich über die Bilder, die uns in den letzten Tagen erreicht haben. Wir nehmen das sehr, sehr ernst.“ Und doch gab er zu bedenken: „Ich kann offensichtlich nicht für Ashraf Ghani sprechen oder sagen, wo er ist oder was seine Ansichten sind.“
Die emotionalen Schilderungen der Journalistin dürften nicht nur dem Pentagon-Sprecher deutlich gemacht haben, wie wichtig die Lage in Afghanistan es macht, den Menschen vor Ort bestmöglich zu helfen. (cch)