Prozessaufktakt vor Gericht in ZwickauPatrick S. (28) soll seinen Sohn erstickt haben – nun sagt seine Stieftochter (7) gegen ihn aus
In Zwickau stand am Montag Patrick S. vor Gericht – weil seine Stieftochter gegen ihn aussagt. Der 28-Jährige soll im Jahr 2017 seinen erst sechs Monate alten Sohn mit einem Kissen erstickt haben, die damals vierjährige Sarah (Name geändert) will die Tat mitangesehen haben. Und: Auch die Mutter des Kindes muss sich vor Gericht verantworten.
Sarah vertraute sich erst ihrer Pflegeschwester Lisa an
Im Juli 2017 soll Patrick S. seinem eigenen Sohn mehrere Minuten lang ein Kissen ins Gesicht gedrückt haben, um das weinende Kind ruhig zu stellen. Während der sechs Monate alte Junge erstickte, soll seine Mutter Lisa S. nicht eingeschritten sein. Sie verhinderte den Tod ihres Kindes demnach nicht, obwohl sie es hätte tun können.
Bekannt geworden sind diese Vorwürfe gegen die Familie erst zwei Jahre später. Nachdem sich eine Pflegefamilie der Tochter des Paares angenommen hatte, soll die Kleine sich ihrer Pflegeschwester Lisa (Name geändert) anvertraut haben: Sie habe die schreckliche Tat ihres Vaters mit angesehen, sagte Sarah. Kurz darauf seien damals Sanitäter in der Wohnung aufgetaucht.
Eine Obduktion des kleinen Jungen war 2017 ursprünglich zu dem Schluss gekommen, dass er durch eine natürliche Todesursache gestorben war. Nachdem die Pflegemutter die Polizei über die Aussagen der Tochter informierte, rollte diese das Verfahren jedoch neu auf.
Wie die Angeklagten sowie Sarah vor Gericht erschienen sind, sehen Sie oben im Video.
Zwickau: Eltern stehen wegen Totschlags vor Gericht

Die Staatsanwaltschaft wirft Patrick und Lisa S. nun vor, ihren Sohn vor mehr als vier Jahren getötet zu haben. Das Paar muss sich wegen Totschlags vor Gericht verantworten. Im Verurteilungsfall droht den Eltern im schlimmsten Fall also eine lebenslängliche Strafe.
Der Tatverdächtige schweigt vor Gericht. Sein Verteidiger Alexander Giehler erklärt, dass Patrick S. die Vorwürfe bestreitet. Giehler glaube nicht, dass das Drücken des Kissens vor Gericht überhaupt festgestellt werden kann. Und: „Selbst wenn dies so wäre, müsste das ja kausal erstmal den Erstickungstod hergestellt haben“, so der Verteidiger. „Wir haben aber keine Anzeichen für einen Erstickungstod.“
Weitere Missbrauchsvorwürfe gegen das Paar
Brisant obendrein: Die Eltern stehen nicht zum ersten Mal zusammen vor Gericht. In diesem Jahr mussten sich Patrick S. und Lisa S. bereits vor dem Amtsgericht Plauen verantworten.
Die beiden sollen 2018 ein weiteres ihrer Kinder schwer misshandelt haben. Eine andere Tochter des Paares soll geschlagen und gewürgt worden sein, dabei sollen ihr mehrere Knochen in Armen und Beinen gebrochen worden sein. Anschließend habe die Mutter zudem versucht, die Verletzungen zu überschminken.
Auch zu diesen Vorwürfen wollten sich die Tatverdächtigen bislang nicht äußern. Der weitere Verlauf der beiden Prozesse wird somit mehr Licht ins Dunkel bringen müssen. (jda)
































