Berufungsprozess 6,5 Jahre nach Geschwister-Tod im Teich
Ex-Bürgermeister von Neukirchen (Hessen) erneut zu Geldstrafe verurteilt
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Ein ganzes Dorf in Hessen stand 2016 unter Schock: In Neukirchen (Hessen) verlor ein Elternpaar von einem Tag auf den anderen drei ihrer sechs Kinder. Die fünf, acht und neun Jahre alten Geschwister hatten an einem Löschteich gespielt und waren darin ertrunken. Schuld war der fehlende Zaun um den Teich, so die Staatsanwaltschaft, und zog damit den damaligen Bürgermeister in die Verantwortung. Nach einer Verurteilung im Februar 2020 ging der jetzt aber in Berufung – nun fiel das erneute Urteil für Ex-Rathauschef Klemens Olbrich: Er muss eine noch höhere Geldstrafe als im ersten Prozess zahlen.
Vorwurf: Bürgermeister kannte den Teich als Gefahrenstelle
Wer hat den Tod der drei Geschwister zu verantworten? Vier Jahre lang war die Schuldfrage rechtlich ungeklärt. Doch schon kurz nach der Tragödie in Neukirchen-Seigertshausen war er in den Fokus der Ermittler gerückt: Klemens Olbrich, damaliger Bürgermeister des Ortes. Er habe gewusst, dass die Fläche um den Teich herum als Freizeit- und Spielfläche genutzt wurde, so die Staatsanwaltschaft. Und somit habe er in Kauf genommen, dass das Schlimmste passieren könnte: dass Kinder im Wasser ertrinken.
Klemens Olbrich sieht sich nicht in der Verantwortung
"Natürlich hätten wir was gemacht,“ sagt Olbrich zu Prozessauftakt vor dem Landgericht Marburg auf die Frage, ob jemand das Thema Sicherheit am besagten Löschteich und Handlungsbedarf angesprochen hätte. Doch das Thema Sicherheit sei nie Thema gewesen. Wasser sei immer eine „abstrakte Gefahr“, dieser tragische Unfall mache ihn immer wieder betroffen. Er weise jedoch weiter die Schuld an dem Tod der Kinder von sich: "Zu welchem Zeitpunkt hätte mir bewusst sein müssen, dass das was mir hier vorgeworfen wird, meine Verantwortung ist?"
Es sei nicht an ihm gewesen, den Teich einzuzäunen, aber gleichzeitig betont er auch nach 6,5 Jahren das tiefe Mitgefühl mit der betroffenen Familie: "Als Vater von drei Kindern kann ich nachvollziehen, dass das die Familie belastet – aber mich eben auch."
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Vier Jahre nach Tod der Kinder: Klemens Olbrich zu Geldstrafe verurteilt
Im Januar 2020 steht Klemens Olbrich wegen fahrlässiger Tötung vor Gericht. "Ich hab’ ein bisschen Unverständnis, dass ich bei diesem Unglück eine derart wichtige Rollen spielen soll“, sagte er damals im RTL-Interview vor dem Prozess. Doch der Richter sieht das anders: Im Februar 2020 wird der damalige Bürgermeister am Amtsgericht Schwalmstadt zu einer Geldstrafe von 12.000 Euro (120 Tagessätze zu 100 Euro) verurteilt. Die Strafe wurde für zwei Jahre auf Bewährung ausgesetzt. Sowohl der frühere Rathauschef als auch die Staatsanwaltschaft Marburg legten Berufung gegen das Urteil am Amtsgericht ein.
Doch das Gericht blieb bei der Geldstrafe und erhöhte sie noch auf 14.400 Euro. Der ehemalige Neukirchener Bürgermeister Klemens Olbrich muss diese wegen fahrlässiger Tötung durch Unterlassen zahlen. (gmö mit dpa)