EU plant FührerscheinreformFührerschein bald nicht mehr auf Lebenszeit?

09.05.2023, Niedersachsen, Burgdorf: Teilnehmer Heinz Schmidt sitzt bei der Schulung "Fit im Auto" von der Landesverkehrswacht Niedersachsen am Steuer seines Autos. Die Landesverkehrswacht Niedersachsen bietet landesweit Fahrsicherheittraining für Menschen über 65 Jahren an. Ziel ist die Fahrkompetenz zu erhalten und zu stärken. Foto: Julian Stratenschulte/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Autofahren bis zum Lebensende - ganz ohne Tests und Prüfungen? In Deutschland bisher problemlos möglich. Doch das könnte sich ändern.
js, dpa, Julian Stratenschulte

In Deutschland hat der Führerschein kein Verfallsdatum, er gilt ganz automatisch bis zum Lebensende. Doch das könnte sich bald ändern: Die EU will die Unfallzahlen reduzieren und plant eine Führerschein-Reform, inklusive regelmäßiger Fahrtauglichkeits-Checks ab 70 Jahren.

EU-Reform sieht Überprüfung der Fahrtauglichkeit ab 70 vor

Laut ADAC starben 2022 rund 20.600 Menschen in der EU bei einem Verkehrsunfall. Diese Zahl möchte die Europäische Union reduzieren und will dazu eine Führerschein-Reform einführen. Betreffen wird diese vor allem Rentnerinnen und Renter ab 70 Jahren.

Aktuell sind Pkw- und Motorradführerscheine in Deutschland unbefristet gültig. Ist der Führerschein einmal da, kann er in den meisten Fällen bis ans Lebensende genutzt werden. Die EU-Reform sieht nun aber vor, dass Autofahrerinnen und Autofahrer ab 70 Jahren alle fünf Jahre ihre Fahrtauglichkeit überprüfen lassen müssen. So sollen die Regeln in den EU-Staaten vereinheitlicht werden.

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Wie sieht es in anderen EU-Ländern aus?

Schon jetzt ist ein befristeter Führerschein mit regelmäßigen Überprüfungen in einigen EU-Ländern gängige Praxis:

  • Lettland: ab 60

  • Litauen: ab 55

  • Tschechien: ab 60, alle fünf Jahre

  • Ungarn: ab 60

  • Schweiz: ab 75, alle zwei Jahre

  • Niederlande: ab 75, alle fünf Jahre

  • Italien: Unter 50 Jahren gibt es alle zehn Jahre eine Kontrolle, ab 50 alle fünf Jahre, ab 70 alle drei Jahre.

  • Spanien: ab 65, alle fünf Jahre.

  • Portugal: ab 50, alle fünf Jahre, ab 70 alle zwei Jahre

Eine Fahrerlaubnis ohne jegliche Einschränkungen gibt es noch in Frankreich, Polen, Österreich und Deutschland.

Verkehrsminister lehnt EU-Führerscheinreform ab

Kritik an den Planungen der EU gibt es in Deutschland von verschiedenen Seiten. So kritisiert beispielsweise der ADAC, dass der Anlass für ein Testverfahren nicht allein das Alter sein kann. Erkrankungen und Medikamente könnten zwar die Verkehrssicherheit negativ beeinflussen, das gelte allerdings für alle Altersgruppen. „Der EU-Vorschlag zu Fahreignungstests ab dem 70. Lebensjahr geht an der Realität vorbei und kann so nicht bleiben,“ erklärt ADAC-Verkehrspräsident Gerhard Hildebrand. Außerdem verweist der ADAC auf bereits bestehende anlassbezogene Testverfahren: In begründeten Fällen kann die Führerscheinbehörde nämlich eine Überprüfung der Fahrtauglichkeit anordnen.

Auch Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) lehnt den EU-Vorschlag ab und hält es für unwahrscheinlich, dass eine solche Pflicht bald in Deutschland eingeführt wird: "Von der Idee, dass sich Senioren ab einem bestimmten Alter ohne weiteren Anlass regelmäßig einem Tauglichkeitstest unterziehen müssen, halte ich gar nichts,“ erklärte Wissing gegenüber verschiedenen Medien. (khe)

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