Auf zwei Hochzeiten tanzen?

Nancy Faeser: Spagat zwischen Bundesamt und Hessen-Kandidatur bringt herbe Kritik

Seit ein paar Tagen steht fest: Nancy Faeser (SPD) will Hessens neue – und damit erste – Ministerpräsidentin werden. Doch ihr Amt als Bundesinnenministerin gibt die 52-Jährige dafür zunächst nicht her. Wie Mitbewerber und Partei-Kollegen auf ihren „Tanz auf zwei Hochzeiten“ reagieren – im Video.

CDU-Generalsekretär: Frau Faeser möchte mit einem Bein in die Staatskanzlei reiten

„Wer mit ganzem Herzen in Hessen ist, der löst keine Rückfahrkarte“, verbildlicht Hessens Grünen-Fraktionsvorsitzender Matthias Wagner seine Kritik an Nancy Faesers Verkündung, für die SPD Hessen zu kandidieren. Denn die derzeitige Bundespolitikerin macht klar: Wenn sie die Landtagswahlen im Oktober als SPD-Spitzenkandidatin gewinnt, wird sie Ministerpräsidentin in Hessen. Wenn nicht, möchte sie aber nicht als Oppositionsführerin im Landtag bleiben. Dann würde sie weiterhin als Bundesinnenministerin in Berlin weitermachen.

Auch die CDU sieht Faesers Pläne als zu anspruchsvoll. Manfred Pentz, Generalsekretär der CDU Hessen, kritisiert die Doppelrolle der SPD-Politikerin:“Die Frage ist schon, ob es klug ist, in einer der größten Krisen, die wir momentan in Europa und in der Bundesrepublik haben, dass die Bundesinnenministerin hergeht und sagt: Na ja, ich will mal nebenbei Spitzenkandidatin in Hessen werden.“ Sie würde „auf einem Bein in die Staatskanzlei reiten“ wollen, so Pentz. Ihr Kandidat, Ministerpräsident Boris Rhein, sei permanent in Hessen unterwegs, deshalb sei die Partei „relativ entspannt.“

Kritik auch auf Social Media-Kanal

Auch unter Nancy Feasers Post bei Instagram diskutiert die Social Media-Community über ihre Aufgaben- den bisherigen und den neuen. Für eine Followerin scheinen diese stark zu kollidieren: "Sorry, die innere Sicherheit Deutschlands versinkt im Chaos und sie stellen sich mit aller Seelenruhe als Ministerpräsidentin auf. Ich möchte da nur eines vorschlagen: Rücktritt von allen Ämtern!“ Viele der Stimmen in den Kommentaren von Faesers Post gehen in diese Richtung.

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"Geht um Themen, nicht um Ämter!": Rückendeckung von Partei-Genossen

Rückendeckung bekam Faeser auf dem SPD-Hessengipfel in Friedewald unter anderem von den Ministerpräsidentinnen aus den Nachbarländern, Anke Rehlinger und Malu Dreyer. „Nur der Mensch, der ganz neu antritt, kommt nicht aus einem Amt. Die Regel in Deutschland ist, dass Menschen, die in Ämtern sind, kandidieren“, bringen es die Partei-Kolleginnen es auf den Punkt.

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Man solle sich um Themen streiten, nicht um die Kandidatur von Frau Faeser, so Hessens SPD-Fraktionsvorsitzender Günter Rudolph. Hier fokussiert sich die Spitzenkandidatin auf gute Arbeitsbedingungen, bezahlbares Wohnen, Klimaschutz und Sicherheit. Faeser selbst beruft sich auf die Unterstützung von Olaf Scholz und betont die Wichtigkeit ihrer derzeitigen Aufgabe im Bundestag: „Ich werde aus Verantwortung für unser Land uns für das Amt auch fortan Innenministerin bleiben. Dafür habe ich die volle Rückendeckung des Bundeskanzlers. Ich werde mich voll darauf konzentrieren.“ (ven/gmö)