"Keine Ramschpreise für Lebensmittel"

Nach Özdemirs Lebensmittel-Aussage: Jetzt fordern die Schweinebauern Taten

Kay Nietfeld
Landwirtschaftsminister Cem Özdemir: „Es darf keine Ramschpreise für Lebensmittel mehr geben"
deutsche presse agentur

„Es darf keine Ramschpreise für Lebensmittel geben“ – mit dieser Aussage hat der neue Landwirtschaftsminister Cem Özdemir am Weihnachts-Wochenende für Schlagzeilen gesorgt. Jetzt fordern die Schweinehalter auch Taten.

Ramschpreise "treiben Bauernhöfe in den Ruin, verhindern mehr Tierwohl"

Die Schweinehalter in Deutschland fordern Özdemir auf, den Schweinebauern Planungssicherheit zu geben und beim angekündigten Umbau der Tierhaltung schnell Taten folgen zu lassen. Torsten Staack, Geschäftsführer der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN), sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung": "Entscheidend ist, dass die Schweinehalter nun endlich schnell Planungssicherheit und Perspektive bekommen. Je länger das dauert, desto mehr Betriebe steigen aus." Staack verwies darauf, dass es immer weniger Landwirte gebe, die Umbau-Anforderungen überhaupt noch umsetzen könnten. "Die Ausstiegswelle ist schon jetzt dramatisch hoch", betonte der Verbandsvertreter.

Zuletzt hatte das Bundesamt für Statistik mitgeteilt, dass in den vergangenen zehn Jahren fast 40 Prozent der Betriebe aus der Schweinehaltung ausgestiegen sind. Die Zahl der gehaltenen Schweine sank im selben Zeitraum um 3,8 Millionen Tiere. Besonders die Zahl der Betriebe mit Zuchtsauen ist rückläufig. Der Schweinepreis ist aufgrund sinkender Nachfrage im Inland und Exportbeschränkungen nach China derzeit existenzbedrohend niedrig.

Özdemir hatte Dumpingpreise für Lebensmittel und Agrarprodukte angeprangert. „Es darf keine Ramschpreise für Lebensmittel mehr geben. Sie treiben Bauernhöfe in den Ruin, verhindern mehr Tierwohl, befördern das Artensterben und belasten das Klima. Das will ich ändern“, so Özdemir zur „Bild am Sonntag“.

RTL/ntv-Umfrage: Verbraucher rechnen mit steigenden Preisen

Lebensmittelpreise sind bei vielen Verbrauchern ein rotes Tuch. Die Inflationsrate ist auf den höchsten Wert seit fast 30 Jahren gestiegen und die Verbraucherpreise liegen – vor allem wegen hoher Energiekosten - mehr als 5 Prozent über dem Vorjahresniveau.

An sinkende Preise glaubt kaum jemand: Die große Mehrheit der Bundesbürger rechnet damit, dass die Verbraucherpreise so hoch bleiben (46 Prozent) oder sogar noch weiter steigen werden (45 Prozent), so eine Forsa-Umfrage im Auftrag von RTL/ntv.

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Bauernverbands-Präsident fordert bewusstes Einkaufen

ARCHIV - 23.04.2021, Baden-Württemberg;Hessen, Staufen im Breisgau: Kisten mit Biogemüse stehen im Hofladen «Obstparadies» in Staufen, deren eigentliches Geschäft der Verkauf von eigenem Obst und Produkten daraus ist. (zu dpa: "Bauernpräsident fordert zum Einkauf bei heimischen Landwirten auf") Foto: Philipp von Ditfurth/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Verbraucher sollten bewusst auf heimische Erzeugnisse achten, „am besten direkt vom Bauern“ - so der Bauernverbands-Präsident.
pvd czy axs, dpa, Philipp von Ditfurth

Bewussteres Einkaufen fordert auch der Bauernverbands-Präsident Joachim Rukwied. So könne die regionale Landwirtschaft gestärkt werden. Heimische Landwirte lieferten alles für den täglichen Bedarf, so Rukwied zur „Rheinischen Post“. „Saisonales Gemüse, klimafreundliche Milchprodukte und Tierwohl-Fleisch.“ Die Verbraucher entscheiden nach seinen Worten bei jedem Einkauf, wo ihre Lebensmittel her kämen.

Rukwied betonte, alle redeten über Klima-, Umwelt- und Ressourcenschutz. „Aber müssen es im Januar wirklich die Himbeeren oder Erdbeeren aus Australien, Kartoffeln aus Ägypten oder Fleisch aus Südamerika sein - oder schmeckt nicht auch der Apfel aus Deutschland?“ Kurze Transportwege schonten das Klima. Deswegen sollten Verbraucher bewusst auf heimische Erzeugnisse achten, „am besten direkt vom Bauern“. (dpa/eku)