Gekämpft, gehofft - und gewonnen!
Nach Abschiebung: Katia und Mervan sind wieder zurück in Wolfhagen - doch eine Person fehlt
Sie haben gebangt, gekämpft – und am Ende gewonnen. Die Geschwister Katia und Mervan Kheder sind endlich wieder zurück im hessischen Wolfhagen. Ihre Freunde und Lehrer sind überglücklich, die Geschwister wieder bei sich zu haben, denn dieses Wiedersehen mussten sie sich hart erkämpfen. Mehr im Video.
Abschiebung - trotz Ausbildungsplatz
Die Familie Kheder war aus Syrien geflohen, fand in Wolfhagen ein neues Zuhause. Katia und Mervan gehen zur Schule, lernen die Sprache, finden Freunde, ihre Mutter engagiert sich in der Flüchtlingsunterkunft. Alles scheint perfekt. Doch dann wird ihr Asylantrag abgelehnt, die Kheders klagen dagegen, aber sie scheitern. Im Dezember 2020 wird ihnen mit Abschiebung nach Bulgarien gedroht. Denn dort wurden sie erstmals in Europa registriert und müssten im Falle einer Abschiebung dorthin zurück. Als Katia und Mervan ihren Lehrern davon erzählen, werden diese sofort aktiv und besorgen den beiden einen Ausbildungsplatz. Damit soll eine Duldung in Deutschland sichergestellt werden. Der Plan geht auf. Doch am 24. März 2021 ändert sich das Leben der Familie schlagartig.

Mitten in der Nacht stehen plötzlich rund 15 Polizisten vor ihrer Unterkunft. Familie Kheder muss ausreisen. „Sie müssen leider dieses Land verlassen, Abschiebung nach Bulgarien. Sie dürfen leider nicht bleiben,“ so die Polizisten. Die Familie wird mit einem Flugzeug ins bulgarische Sofia gebracht. "Die wurden in Sofia aus dem Flieger geworfen, jeder hat 250 Euro bekommen und das war's", erzählt der Lehrer von Mervan und Katia, Stefan Zindel. Während Familie Kheder in Bulgarien festsitzt, werden ihre Freunde, Lehrer und ein Anwalt aktiv, um die Familie wieder zurückzuholen. Mit Erfolg!
Emotionales Wiedersehen
Die Einreisesperre für Mervan und Katia wird aufgehoben, die beiden dürfen nach Deutschland zurückkehren und endlich ihre Ausbildungen als Altenpflegerin und Maurer beginnen. Für Lehrer Stefan Zindel und Schulsozialarbeiter Henning Riedel war das Wiedersehen mit den beiden hoch emotional: "Als ich sie in Frankfurt gesehen habe, da musste man einfach weinen, da hat man einfach Tränen in den Augen.“
Im Video: Fleißig, integriert und abgeschoben - die Geschichte der Kheders
Ihre Mutter musste in Bulgarien bleiben
Auch wenn Katia und Mervan überglücklich sind, endlich wieder in ihrer neuen, alten Heimat zu sein: eine ganz besondere Person fehlt den beiden. Ihre Mama Azizah. Sie ist immer noch in Bulgarien und darf nicht nach Deutschland einreisen. Das trifft die Geschwister besonders hart, denn 2019 ist ihr Vater gestorben. Doch die beiden sind sich sicher: mit der Hilfe von ihren Lehrern, Freunden und den Wolfhagenern werden sie ihre Mutter bald wieder bei sich haben. (dgö)