Sie sollen sich für "Rettung" bedanken

Empörung bei Propaganda-Veranstaltung: Putin schickt entführte ukrainische Kinder auf die Bühne

RUSSIA, MOSCOW - FEBRUARY 22, 2023: Russia's President Vladimir Putin at an open-air concert and rally titled "Glory to Defenders of Our Fatherland" in Luzhniki, on the eve of Russia's Defender of the Fatherland Day. Mikhail Metzel/POOL/TASS / action press
Um seine russische Soldaten, die „heldenhaft, mutig und tapfer kämpfen“ und junge Patrioten, die Briefe an die Front schreiben, zu loben, betrat Machthaber Putin bei der Propaganda-Veranstaltung kurz die Bühne.
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Eine Propaganda-Veranstaltung im Stile eines riesigen Pop-Konzerts: In Moskau findet anlässlich des Tages des Vaterlandes ein pompöses Open Air-Spektakel statt, bei dem sich Machthaber Putin im Applaus der Menschen badet. Tragischer Höhepunkt der Veranstaltung: Verschleppte ukrainische Kinder werden für die russische Propaganda ausgenutzt.

Frost und miese Stimmung bei Mega-Event

Ganz klar: Die Feier zum Tag des Vaterlandes sollte eine Botschaft senden, die bis ins Ausland hallt. Doch die gewünschte Stimmung blieb bei frostigen – 12 Grad aus. Die Plätze im Stadion konnten nur schwer gefüllt werden. So tauchten vor der Veranstaltung in sozialen Medien Nachrichten auf, die an die russischen Studierenden verschickt wurden: Frei nach dem Motto „Wir schreiben euch eine Entschuldigung für die Vorlesungen, dafür gibt es hier Musik, Premium Sitzplätze und warme Decken“.

Neben einem bunten Bühnenprogramm mit Tanz und Musik betrat auch Kremlchef Wladimir Putin die Bühne. Er lobte russische Soldaten, die „heldenhaft, mutig und tapfer kämpfen“, und sagte, dass die „militärische Sonderoperation“ – der Krieg in der Ukraine – an Russlands „historischen Grenzen“ im Gange sei. Auch „junge Patrioten“ wurden besonders hervorgehoben. Kinder, die Briefe an die Front schreiben, um Soldaten zu unterstützen.

Doch ein Moment, des opulenten Propaganda-Events ließ die Zuschauer – vor allem im Ausland –entsetzt zurück: Kinder aus der ukrainischen Stadt Mariupol mussten unter Tränen die Bühne betreten.

Verschleppte Kinder müssen sich unter Tränen für ihre "Rettung" bedanken

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Verschleppte ukrainische Kinder werden zu Propaganda-Zwecken missbraucht

Ein junges Mädchen tritt auf die Bühne. Ihr erstes Wort „Danke“ geht unter in einem Schluchzen. Die Moderatorin hilft nochmal nach, bestärkt sie und dann sagt sie den Satz, der wohl von ihr erwartet wird: „Danke, Onkel Juri, dass du mich, meine Schwester und hunderttausende Kinder aus Mariupol gerettet hast!“ Jubel aus dem Publikum. Tränen bei dem Mädchen und zum Schluss Umarmungen auf der Bühne.

Putins Truppen sollen gezielt tausende ukrainische Kinder verschleppt haben, um sie dann in Umerziehungslagern zu Russen zu erziehen – man sagt den Kindern, dass sie gerettet werden. Hunderttausende, wie es dem Mädchen vermittelt wurde, sind es allerdings nicht. Eine neue Studie der US-Universität Yale zeigt, dass mehr als 6.000 Kinder bereits entführt worden sein, oftmals aus Waisenhäusern. Aus Russland heißt es, die Kinder würden „gerettet“ und kämen zur „Erholung“ nach Russland.

Ukrainische Kinder sollen umerzogen werden

Die Ukraine ist sich jedoch sicher: Die Kinder sollen gezielt zu Russen umerzogen werden. Ihre Heimat und ihre ukrainische Identität sollen sie vergessen. Dazu lernen sie die russische Sprache und Kultur und werden dann an russische Familien vermittelt. Der ukrainische Generalstaatsanwalt Andriy Kostin sieht darin ein Kriegsverbrechen: „Sie wollen uns de-ukrainisieren und unsere Identität auslöschen. Wir sprechen hier über Genozid. Ukrainische Männer und Frauen, aber eben auch Kinder werden verschleppt. Diese Deportationen sind für uns ganz klar ein Indiz für Völkermord." (sso)

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