Denise Fergus kämpft gegen die Freilassung des Mörders Mutter von ermordetem James Bulger (2): „Manchmal fühlt es sich an, als wären wir kriminell und nicht er“

ARCHIV - 07.02.2018, Großbritannien, London: Denis Fergus, die Mutter des ermordeten Kindes James Bulger, und ihr Ehemann Stuart (r) lassen nach der Gerichtsverhandlung aus dem Gerichtsgebäude Old Bailey eine Stellungnahme verlesen. Auch drei Jahrzehnte nach dem gewaltsamen Tod des zweijährigen James Bulger lässt der Fall den Menschen in Großbritannien keine Ruhe. Die damals erst zehn Jahre alten Täter gelten in der Öffentlichkeit noch immer als das personifizierte Böse. (zu dpa "30 Jahre nach Mord an James Bulger: Wenn Kinder Kinder töten") Foto: Jonathan Brady/PA Wire/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Denise Fergus (Mitte) trauert seit 30 Jahren um ihren toten Sohn James Bulger (2). Jetzt kämpft sie gegen die Freilassung von einem seiner Mörder.
dpa

Es ist wohl einer der brutalsten Kindermorde überhaupt!
Im November 1993 foltert und ermordet Jon Venables (damals 10!) den kleinen James Bulger (2) mit einem Komplizen bestialisch. Nach seiner Freilassung 2001 muss er zwei weitere Male wegen des Besitzes von Kinderpornos einsitzen, jetzt könnte seine restliche Strafe zur Bewährung ausgesetzt werden. James’ Mutter Denise Fergus (54) kämpft entschlossen dagegen: „Er ist ein Monster!“
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Mutter von Mordopfer appelliert an Bewährungsausschuss

Die Schock-Details des Horror-Mordes sind auch nach 30 Jahren kaum zu ertragen. In einem Einkaufszentrum im Liverpooler Stadtteil Bootle (Großbritannien) hatte Venables den Zweijährigen mit seinem Mittäter verschleppt, anschließend nahe Eisenbahngleisen gefoltert bis das Kleinkind stirbt. Während seinem Komplizen nach der Haft der Weg zurück in ein normales Leben gelingt, muss Venables 2010 und 2017 zwei weitere Male hinter Gitter – weil er Missbrauchsdarstellungen von Kindern auf seinem Computer hat. Dreiviertel seines bisherigen Lebens verbringt Venables im Gefängnis. Hat er es verdient, seine dritte Haftstrafe vorzeitig zur Bewährung beenden zu können? Denise Fergus meint: Nein.

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„Venables hatte in der Vergangenheit so viele Chancen und er hat sie alle vertan. Es ist ihm egal. Er kümmert sich wirklich um niemanden“, so die Mutter des Opfers von vor 30 Jahren im britischen Mirror. Am Dienstag (14. November) beginnt eine zweitägige Anhörung vor einem Bewährungsausschuss, der über eine Freilassung Venables auf Bewährung entscheidet. „Wenn er nach einer Freilassung weitere Verbrechen begeht, liegt das auf Ihren Schultern. Deshalb bitte ich Sie nur, das Richtige zu tun“, appelliert Fergus an den Ausschuss.

Denise Fergus: „Als wären wir die Kriminellen und nicht er“

Links: Jon Venables nach seiner Verhaftung 1993. Rechts: Das Opfer James Bulger
Links: Jon Venables nach seiner Verhaftung 1993. Rechts: Das Opfer James Bulger
picture alliance / empics

Die Anhörung unter Ausschluss der Öffentlichkeit lässt neben Venables auch Psychologen und Gefängnispersonal zu Wort kommen. Auch eine Erklärung von Fergus soll verlesen werden. Und: Sogar eine schriftliche Bitte des britischen Justizministers Alex Chalk und seines Vorgängers Dominic Raab soll Teil der Anhörung sein, berichtet die britische Zeitung Mirror. Die Politik macht den aufsehenerregenden Fall zur Chefsache!

Persönlich wird Fergus nicht anwesend sein dürfen, aus Angst um die psychische Verfassung des verurteilten Mörders. „Aber was ist mit dem Geisteszustand, in den er James‘ Familie versetzt hat?“, fragt Fergus. „Er wird beschützt. Er bekommt eine neue Identität. Er erhält eine private Anhörung. Manchmal fühlt es sich so an, als wären wir die Kriminellen und nicht er. Das ist lächerlich“, meint die 54-Jährige. Drei Jahrzehnte habe sie „durch die Hölle“ gehen müssen.

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Sieben bis zehn Tage nach der Anhörung könnte über die Bewährungsentlassung entschieden werden. Sollte er freikommen, würde Venables eine neue Identität erhalten und anonym bleiben, berichten britische Medien.

Fergus: „Wenn er freigelassen wird, werde ich das Gefühl haben, James im Stich gelassen zu haben.“ (jak)